Umstrittene Aktion Nabu-Chef fordert Aus für Saatkrähen-Vergrämung

Büderich · Peter Malzbender, Chef des Naturschutzbundes im Kreis Wesel, kritisiert die geplante Fortsetzung der Krähenvergrämung in Büderich. Er spricht von Tricks der heimischen Politik.

Macht in Büderich weiter Ärger: die Saatkrähe.

Macht in Büderich weiter Ärger: die Saatkrähe.

Foto: dpa/F. Hecker

Nabu-Chef Peter Malzbender kritisiert die geplante Fortsetzung der Krähenvergrämung in Büderich. „Wir hatten von Anfang an Bedenken.“ Wie berichtet soll die Politik entscheiden, für 18.000 Euro pro Jahr die Krähenvergämung mit Entfernung der Äste aus den Bäumen fortzusetzen. Nach Meinung von Malzbender ist dies naturschutzrechtlich bedenklich. „Alle Rabenvögel gehören zu den Singvögeln. Und sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.“ Auch das Entfernen von deren Niststätten, auch nach der Brutzeit, sei strengstens untersagt.

„Die Saatkrähe ist in ganz Deutschland in ihrem Bestand gefährdet. In einigen Bundesländern fehlt sie mittlerweile komplett“, sagt Malzbender. In NRW gebe es die bundesweit größte Verbreitung dieser Art – aber auch hier sei sie rückläufig. „Die Tricks der heimischen Politik bezüglich einer innerstädtischen Planung sollen in Wirklichkeit dazu führen, dass in den nächsten Jahren die großen Platanen am Marktplatz gefällt werden, damit sie bloß nicht mehr als potenzielle Niststandorte in Frage kommen.“

Die Vergrämungs-Aktion in Büderich sei mit amtlichem Segen sowieso nur ein Ausnahmefall gewesen, weil wissenschaftlich eine Umsiedlung ausprobiert werden sollte. „Diese ist bekanntermaßen gescheitert.“ Natürlich sei eine Saatkrähenkolonie während der Brutzeit ein lärmendes und auch mitunter durch Verschmutzungen an manchen Stellen ein berechtigtes Ärgernis, räumt Malzbender ein. Einige Büdericher wähnten sich erfreut, dass ihr Saatkrähenbestand im Ort um die Hälfte geschrumpft sei. Das angewandte „Sankt-Florians-Prinzip“ in Büderich habe dazu geführt, dass die vertriebenen Saatkrähen sich zusätzlich in den Saatkrähenbrutkolonien in Wesel breitgemacht hätten. „Der größte ,Dreckspatz’ auch in unserer Region ist der Mensch. Es ist unverantwortlich, wenn wir nach unserem Gutdünken entscheiden, ob geschützte Arten im urbanen Bereich leben dürfen.“

(sep)
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