Wesel Der "Klang des Nordens" im Dom

Wesel · Der Cellist Matthias Wilde sorgt mit einem zweitägigen Musikfestival im Willibrordi-Dom für einen Brückenschlag zwischen den Völkern des Nordens und denen in Europas Mitte. Estnische Botschafterin kommt zur Eröffnung.

Frisch und melodiös klingt seine Stimme, musikalisch ist sein Sprechrhythmus. Ganz frei und locker läuft das Gespräch mit dem Cellisten Matthias Wilde. So spielt er auch. So ist er am Samstag, 12. September, und am Sonntag, dem 13., im Weseler Willibrordi-Dom zu hören, in dem Musikfestival "Der Klang des Nordens". Samstag, 18.30 Uhr, ist im Dom die Eröffnung im Beisein der estnischen Botschafterin Dr. Kaja Tael.

Michael Wilde ist 1981 in Leipzig geboren. Er kennt Wesel schon länger. Vor etwa 15 Jahren konzertierte er in Diersfordt im Eiskeller, einige Zeit später im Schloss und in der Schlosskirche. Kürzlich war er wieder einmal hier, als künstlerischer Leiter des Musikfestivals.

"Ein Glücksfall für mich ist es, in der Musikstadt Leipzig mit Bach, Mendelssohn, Schumann aufgewachsen zu sein, dort aber genauso intensiv Werke moderner Komponisten kennengelernt zu haben", erzählt er und berichtet weiter vom ersten Cello-Unterricht mit sechs Jahren, dem Studium an der Leipziger Musihochschule, den Preisen beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" und bei internationalen Wettbewerben. 1998 debütierte er im Leipziger Gewandhaus, bald folgten Verpflichtungen als Solist. 2010 schloss er sein Studium in der Meisterklasse bei Prof. Sanderling an der Musikhochschule Frankfurt/Main mit dem Konzertexamen ab. Seit 2011 ist er Mitglied er Staatskapelle Dresden. In dieser Stadt wohnt er auch mit seiner Familie.

Besonders aufmerksam widmet er sich der Kammermusik. "Gerade da entwickelt sich Neues. Sie ist die sensibelste Art der Musikdarstellung für die Musiker wie für die Hörer. Der wechselseitige Kontakt in den kleineren Konzerträumen ist naturgemäß intensiver", bekennt er. Als Kammermusiker arbeitet er in mehreren Ensembles, in letzter Zeit besonders mit dem "TrioSono" und im Duo mit der japanischen Pianistin Hiroko Kudo.

Die Liebe zur Kammermusik legte dem Cellisten auch nahe, des 80. Geburtstages, des 11. Septembers, des estnischen Komponisten Arvo Pärt zu gedenken. Der Finne Jean Sibelius würde 2015 150 Jahre alt. "Estland hat ein großes musikalisches Erbe. Esten und Finnen verstehen sich als verwandte Völker", sagt Matthias Wilde. "Schon beider Sprachen gehören zur finnisch-ugrischen Sprachfamilie. Ich habe mich mit der Idee, Pärt und Sibelius mit einem Konzert, das zugleich ein Brückenschlag zwischen den Völkern des Nordens und denen in Europas Mitte zu verstehen ist, an die Estnische Botschaft in Berlin gewandt. Sofort bejahte diese das Musikfestival."

Nun kam Wesel ins Spiel. Wilde kannte Volker Pypetz vom Kulturnetzwerk Diersfordt gut. Der schlug den Willibrordi-Dom als Veranstaltungsort vor, wandte sich an Domkantor Ansgar Schlei, der den Plan ebenfalls guthieß. Wesel und Tallinn, das frühere Reval, waren Mitglieder des mittelalterlichen Hansebundes, beide Städte waren Stapelplätze der Kaufleute.

Über das Leben etlicher Musiker entstanden zusätzlich Verbindungen zwischen den Völkern. Texte im Programm informieren darüber. Der Horizont fürs Festival ist weit gespannt.

(RP)
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