Wesel Musikalisches Fest der klassischen leichten Muse

Wesel · Am Montag herrschte im Bühnenhaus drangvolle Enge. Denn das Silvesterkonzert mit dem Philharmonischen Orchester aus Tirgu Mures ist ein Publikumsmagnet. Riesengroße Begeisterung.

 Die Philharmoniker aus Tirgu Mures mit Tenor Erwin Feith und Dirigent Franz Lamprecht begeisterten im Bühnenhaus.

Die Philharmoniker aus Tirgu Mures mit Tenor Erwin Feith und Dirigent Franz Lamprecht begeisterten im Bühnenhaus.

Foto: arnulf stoffel

Ausverkauft! Am Montag herrschte im Bühnenhaus drangvolle Enge – im Zuschauerraum ebenso wie oben auf der Bühne. Die Klassik Konzertgesellschaft Düsseldorf hatte wie in jedem der vergangenen zwölf Jahre zum Silvesterkonzert mit dem beliebten Orchester aus Tirgu Mures (Rumänien) eingeladen, das alles aufgefahren hatte, was zu einem festlichen Konzertabend gehört. Wenn auch nicht am letzten Tag des Jahres, so bereiteten die Musiker doch 28 Stunden vor Jahresschluss den Boden für Frohsinn und prickelnde Sektlaune.

Mit dabei war der im besten Sinne "schlanke" Tenor Erwin Feith, der mit seinem gefühlvollen Timbre mit unvergessenen Lehár-Stücken wie "Freunde, das Leben ist lebenswert", "O Mädchen, mein Mädchen" oder "Dein ist mein ganzes Herz" in diversen Kostümierungen, etwa als Prinz Sou-Chong (Land des Lächelns) oder Graf Taszilo (Gräfin Mariza) auftrat und echten Operetten-Charme in die Waagschale warf.

Rumänien, das ist musikalisch so weit weg wie der Mond, mag manch einer denken. Doch die mitteleuropäisch wirkende Orchesterbesetzung aus dem fernen Transsylvanien ruft immer wieder riesengroße Begeisterung hervor. Und zwar an einer Kulturspielstätte, die übers Jahr verteilt selbst mit anspruchsvollen Orchester- und Kammerkonzerten zu locken vermag. Es muss mit der selten gewordenen, leichten klassischen Muse zu tun haben –Operette, Walzer, Polka. Die haben (immer noch) zu Silvester Konjunktur. Das Siebenbürgen Vollblut-Orchester spielte sie – unbeeindruckt von Sturm und langer Anreise – mit großem Humor, schwungvoll und sensibel. Gepoltert wurde da nicht. Ebenso wenig wie bei den Militärmärschen, etwa dem berühmten Radetzky-Marsch, der in der ehemaligen Preußenfeste Wesel niemals fehlen darf. Garant für feinsinnige Töne ist Dirigent Franz Lamprecht, Ehrenbürger von Tirgu Mures und seit 2004 Träger des (deutschen)Verdienstkreuzes am Bande. Mit Charme und Herzlichkeit leitete Lamprecht das Orchester an und fand mit seinem verschmitztem Lächeln im Handumdrehen netten Kontakt zum Publikum.

Die wienerisch gefärbten Werke der Strauss -Familie ( Johann Vater, "Walzerkönig" Johann Sohn, Josef, Eduard) reichten vom "Zigeunerbaron" über Polkas wie "Im Krapfenwaldl" bis hin zu Walzern wie "Wein, Weib und Gesang" . Dazwischen stürzten sich die Künstler rasant und rauschend in den Furioso-Galopp nach Liszt-Motiven. Kurz vor der Pause erklang die blitzschnelle Polka "Ohne Bremse", bei der ein Eisenbahner durch die Musikerreihen sauste, um "in zwei Minuten sechs Sekunden" einen Brief an den Mann zu bringen. Zu den Höhepunkten gehörten auch der glanzvolle Rettungsmarsch (Walzerkönig) und die lustigen Fortissimo-Störgeräusche in der Polka "Unter Donner und Blitz vom Schlagzeuger. Riesengroßer Applaus.

(age)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort