Wesel Musikalische Reise in die Südstaaten

Wesel · Die Suite aus "Porgy and Bess" stand im Zentrum des Konzerts der Neuen Philharmonie Westfalen im Bühnenhaus.

 Die Neue Philharmonie Westfalen trat in Wesel auf. Das kam offenbar so gut an, dass das Bühnenhaus fast voll besetzt war.

Die Neue Philharmonie Westfalen trat in Wesel auf. Das kam offenbar so gut an, dass das Bühnenhaus fast voll besetzt war.

Foto: Ridder

"Südstaaten", dieser Titel des Konzertprogramms der Neuen Philharmonie Westfalen lockte viele Besucher am Freitagabend in das Städtische Bühnenhaus. Fast voll besetzt war es. Das freute nicht nur die Stadt und den Städtischen Musikverein als Veranstalter, es freute offensichtlich alle Anwesenden. Überhaupt ist es eine gute Idee von der NPW, Programme jeweils aus einem Leitgedanken zu entwickeln.

Hier also "Südstaaten", was vom schwierigen Überleben der armen Bevölkerungsschicht handelt, das zudem von Vorurteilen über ihre Herkunft belastet ist. In George Gershwins berühmter Oper "Porgy and Bess" spielt es zumindest unterschwellig mit. Jedenfalls hat der Komponist die musikalischen Ausdrucksformen der schwarzen Bevölkerung ernst genommen und wesentliche Teile davon in seine Musik übernommen. Die Suite aus "Porgy and Bess" stand denn auch im Zentrum des Konzerts.

Dieses begann mit Bernd Alois Zimmermanns 1954 komponierten Konzerts für Trompete und Orchester C-Dur "Nobody Knows The Trouble I See". Es ist ein einziger Aufschrei gegen Willkür und Unterdrückung und erinnert an die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Der namhafte Trompeter Reinhold Friedrich brachte die Bedrohung freiheitlich gesinnter Menschen schmerzlich nahe mit ersten langen, einsamen Tönen seelischen Leids, mit starken, oft gewaltsam verzerrten Tonlinien unsäglicher Pein, durch die aber immer wieder Stimmen der Hoffnung drangen.

Diese leiteten über zu Gershwins musikalischen Erzählungen über das karge Leben der benachteiligten Schwarzen in einer südamerikanischen Küstenstadt. Die bittersüße Melancholie des Wiegenliedes "Summertime" charakterisierte die gesamte Suite, mochte auch die aufgedrehte schnoddrige Leichtigkeit mancher anderen Gesänge den Dirigenten Rasmus Baumann gelegentlich zu tänzelnden Bewegungen hinter seinem Pult animieren. Berührend Porgys stolze Lieder von der Freiheit eines Habenichts und dem Glück, die Liebe der heimlich angebeteten Bess errungen zu haben. Mit strenger Bogenführung vergegenwärtigten besonders die Streicher den Hurrikane. Versöhnlich klang's im Finale, in Porgys Gebet "O Lord, I'm On My Way".

Ein lebensfroher Rhythmus durchpulste Morton Golds "American Salute". In Ferde Grofés "Grand Canyon Suite" verströmte sich das farbige Klangfest sinnlicher Erfahrungen während eines Aufenthalts in jenem Naturwunder: die zarte Röte des aufschimmernden Frühlichts, das überwältigende natürliche Gemälde der Wüste, der rasche Ritt durch die fliehende Landschaft, der lastende Sonnenuntergang vor dem schrillen Wolkenbruch, der schließlich Erleichterung schenkt.

Sehr langer, begeisterter Applaus belohnte die engagiert spielenden Musiker.

(RP)
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