Hamminkeln Mühle Weßling hat jetzt neue Flügel

Hamminkeln · Hamminkelns Wahrzeichen wurde gestern in einer luftigen Aktion beflügelt. Sturmschäden und die Witterung hatten das nötig gemacht.

Zwei Kranwagen parkten gestern in der Straße An der Windmühle. Gleich viermal hievte das schwere Gerät minuziös neue, elf Meter lange Flügel in die Höhe. Tischlermeister Dirk Moschüring hing anschließend stundenlang in der Luft. In der Arbeitskanzel mussten in Handarbeit die Flügel befestigt werden. Am Boden bereiteten seine Mitarbeiter Timo Eichelberg und und Marco Terhart die Montage der in Brünen produzierten Windmühlenflügel vor. Am späten Nachmittag war das Werk getan. Die Mühle Weßling war wieder komplett nach dem, was ihr Sturm "Friederike" sowie Wind und Wetter angetan hatten. Die stabilen und doch leichten Lärchenholz-Flügel machen das Denkmal wieder komplett. Besitzer Holger Lehner, der neben der Mühle in der ausgebauten ehemaligen Bäckerei wohnt, lobte das gelungene Werk.

Er hat es nicht zum ersten Mal erlebt. Meister Moschüring, heute 53, war schon als junger Meister 1997 mit der Aufgabe betraut, die historische Mühle zu vervollständigen - und zwar originalgetreu. "Wir haben uns in alte Zeichnungen und Baupläne eingearbeitet, die Konstruktion wieder und wieder durchdacht. Es wirken unglaublich große Kräfte auf die Flügel", erzählt er. Diesmal war es ähnlich, geblieben ist auch die aufwendige Handarbeit an einem Unikat. "Friedrike" und ein weiterer Sturm hatten Teile der Flügel herausgebrochen und verweht. "Stücke sind im Garten und auf dem Dach gelandet. Das war schon heftig", sagt Holger Lehner.

Der Besitzer des BTV Steinwerks, das an der Industriestraße jährlich eine Million Quadratmeter Pflastersteine produziert, hat sein Herz an die alte Mühle verloren. Seit 1995 wohnt er hier, weil "die Atmosphäre so schön ist und das Gebäude Geschichte atmet". Er habe sich damals gewundert, wie viele Mühlen auf dem Markt waren und sich am Ende für Hamminkeln entschieden. Er hat es nicht bereut. Vier Etagen beherbergt das alte Backsteingemäuer mit dem charakteristisch schlanken Schwung der Turmmauer mit Bibliothek, Arbeitstraum und Gästezimmer. Noch darüber in und an der Haube leben andere "Gäste": mehrere Dohlenfamilien.

Drehen werden sich die Flügel nicht. Zwar gibt es noch die sogenannte Königswelle oben, aber die Verbindung zum einstigen Mahlwerk besteht nicht mehr. Dennoch werden die Flügel umgestellt - mit dem Ziel, dass ihre Bewitterung von allen Seiten gleich abläuft und nicht Wasser konzentriert an bestimmten Stellen einsickert. Bekannt ist das Bauwerk in Hamminkeln als Mühle Weßling - oder als die Mühle mit dem Knick. Der rührt daher, dass der Hamminkelner Wind für den Antrieb nicht ausreichte und man höher hinaus musste.

Schriftstücke über den Ursprung der Mühle gibt es nicht mehr, wie Moschüring berichtet. Als Baujahr vermutet Lehner 1848, weil da das Müllerhaus gebaut worden ist. 1928 wurden die damals neuzeitlichen Jalousienflügel mit ihrem Tuch durch einen Sturm beschädigt. Man verzichtet auf Windantrieb und arbeitete mit Motorkraft weiter. In Besitz der Familie Weßling kam die Mühle 1908, ihr Name hat sich bis heute im Volksmund gehalten.

(RP)
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