Wesel Mordkomplott im Reitermilieu

Wesel · Es ist ein Fall, der aus einem Niederrheinkrimi stammen könnte. Und der Stoff würde sicher auch locker eine Tatort-Folge mit den Ermittlern aus Münster füllen. Im Münsterland jedenfalls spielte sich offenbar ein Mordkomplott ab, das selbst erfahrene Ermittler schockt. Es geht um Liebe, Geld und Tod. Im Mittelpunkt steht dabei der 23-jährige Reiter Robin H., der nach Medienberichten für den RV Rhede startete und in der Region bei Turnieren mitmischte. So auch in Dingden. Er soll einen Killer engagiert haben, um eine Lebensversicherung zu kassieren.

Die Leiche der 21-Jährigen war Mitte Juni in Berlin gefunden worden. Bei ihren Recherchen stießen die Ermittler auf eine schier unglaubliche Geschichte. Laut Staatsanwalt Martin Steltner sei es wahrscheinlich, dass der 23-Jährige und seine Mutter Geldprobleme hatten. Vor gut einem Jahr wollten sie einen Pferdehof bei Mühlenbeck (Oberhavel) kaufen. Dann ging ihnen wohl das Geld aus, sie mussten den Hof verlassen und zogen in das havelländische Friesack.

Die 21-Jährige folgte ihnen. Sie war Auszubildende auf dem Pferdehof und hatte sich in den jungen Reiter verliebt. Ob er auf die Idee kam, die Lebensversicherung auf die junge Frau abzuschließen oder seine Mutter, ist noch unklar. Es soll dabei um rund 2,1 Millionen Euro gehen. Die Mutter soll im April versucht haben, die Pferdewirtin auf dem Hof in Friesack zu erstechen. "Sie ist mit dem Messer auf die junge Frau losgegangen, die sich aber wehrte, so dass die Tat scheiterte", berichtet Steltner. Die 21-Jährige sei danach ausgezogen und habe Anzeige erstattet.

Anfang Juni soll dann die neue Freundin des Reiters versucht haben, die Pferdewirtin zu vergiften. Auch das scheiterte. Das Opfer habe damals keinen Verdacht geschöpft, berichtet der Staatsanwalt. "Ihr ging es am nächsten Tag schlecht und sie kam gar nicht auf den Gedanken, dass man sie vergiften wollte." Schließlich war sie mit der neuen Lebensgefährtin von Robin H. befreundet. Der soll schließlich einen Auftragsmörder für 1000 Euro engagiert haben.

Den Kontakt habe der Bruder seiner neuen Freundin hergestellt, heißt es. In der Tatnacht soll die junge Pferdewirtin von Robin H. unter einem Vorwand auf einen Parkplatz in Berlin gelockt worden sein, wo er und seine 26-jährige neue Freundin sie zunächst durch ein Gespräch in Sicherheit wiegten und ablenkten. Sie sollen dann dabei zugesehen haben, wie der Auftragskiller die junge Frau von hinten angriff und erwürgte. Inzwischen sitzen alle fünf beteiligten Personen in Berlin in Untersuchungshaft.

Der mutmaßliche Mörder gibt zwar zu, am Tatort gewesen zu sein, beschuldigt aber Robin H., die Frau erdrosselt zu haben. Der dagegen sagt, er habe von allem nichts gewusst. Die Mutter schweigt. Die neue Freundin und ihr Bruder sollen dagegen ein Geständnis abgelegt haben. "Wir sind gespannt, was im Zuge der Ermittlungen noch alles zutage tritt", sagt der Staatsanwalt. "So ein Komplott mit so vielen Mordversuchen ist schon sehr bemerkenswert."

(RP/ac)
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