Wesel Millionen für neue Energie

Wesel · Die Umspannanlage in Obrighoven ist auf Jahre hinaus eine Baustelle. Versorger RWE und Netzbetreiber Amprion investieren kräftig in neue Technik für die Energiewende.

 In Obrighoven baut Netzbetreiber Amprion den 380-kV-Teil der Umspannanlage um (unten links). Aus der benachbarten Werkstatt kommt ein 79-Tonnen-Trafo. Er steht für den Transport nach Wülfrath bereit (unten rechts).

In Obrighoven baut Netzbetreiber Amprion den 380-kV-Teil der Umspannanlage um (unten links). Aus der benachbarten Werkstatt kommt ein 79-Tonnen-Trafo. Er steht für den Transport nach Wülfrath bereit (unten rechts).

Foto: ekkehart malz

Die Energiewende kommt nicht, sie ist schon da. Beweis dafür sind Kräne, Bagger und Betonmischer auf dem riesigen Gelände der RWE-Umspannanlage in Obrighoven. Gut, dass in weiser Voraussicht schon vor Jahrzehnten genug Flächen erworben worden waren.

Wesel: Millionen für neue Energie
Foto: Malz, Ekkehart

Emsige Bauarbeiter erweitern derzeit die Schaltanlagen, an denen die geplante 380-kV-Höchstspannungsleitung angedockt wird. Wie mehrfach berichtet, wird sie den an der Nordseeküste aus Windenergie erzeugten Strom nach Wesel transportieren. Von hier aus wird er in Richtung Ballungsräume verteilt. 65 Millionen Euro steckt Netzbetreiber Amprion, an dem das RWE noch mit 25,1 Prozent beteiligt ist, in den nächsten zwei Jahren in die Obrighovener Arbeiten. 380- und 220-kV-Leitung sind Sache von Amprion, bis 110 Kilovolt ist das RWE zuständig.

Wesel: Millionen für neue Energie
Foto: Malz, Ekkehart

Direkt im Blick und mit einer Leitungstrasse verbunden liegt das Kraftwerk Voerde. Auch Windräder stehen am Horizont. Nicht zu sehen sind die vielen kleinen Energieerzeuger mit Biogas- und Photovoltaikanlagen. Hier beginnt die Herausforderung für die Netz-Experten. Einerseits gilt es, die Windenergie möglichst verlustarm durch die Republik zu schicken.

Andererseits — und das ist neu — müssen die Netze auch Strom aus der Fläche einsammeln. Mit dem Thema hat sich das RWE laut Andreas Lantwin, Leiter des Regionalzentrums Niederrhein der RWE Rhein Ruhr Netzservice GmbH, unabhängig von der Fukushima-Katastrophe schon ab 2009 mit einem Forschungsprojekt gewidmet.

"Der Zuwachs von Anlagen hält weiter an", sagt Andreas Lantwin. Rund 8000 sind es mittlerweile, die beim Regionalzentrum Niederrhein am Netz hängen. "Wir sind dabei, viele kleine Einspeiser zu virtuellen Kraftwerken zusammenzufassen", sagt er. "So können wir die Stromerzeugung besser steuern." Der Netz-Mann des RWE spricht hier von einer bereits "gelebten Energiewende", die sich auch auf anderen Gebieten widerspiegele.

Etwa innovativ-intelligenten Lösungen fürs Messen an den Stromzählern (Smart Metering), für elektrisch betriebene Fortbewegung (Smart Mobility), noch geringere Übertragungsverluste (Supraleiter), bedarfsgesteuerte Haustechnik (Smart Home). "Wir kommen in Schlagweite", beschreibt Lantwin auch die technischen Fortschritte bei Elektroautos. Ankerpunkt für neue Anforderungen und Geschäftsfelder sowie Drehscheibe für überregionalen Stromtransport ist Obrighoven. Hier wird außerdem passgenau der Strom bereitgestellt, der in Eigenheim und Industriebetrieb gebraucht wird.

(RP/rl)
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