Kreis Wesel Mensch und Monarch – spannende Entdeckungsreise zum Alten Fritz

Kreis Wesel · Sonntag wird im Weseler Preußen-Museum eine große Ausstellung über Friedrich den Großen eröffnet. Am Abend findet ein Konzert der Duisburger Philharmoniker mit Musik vom Hofe statt.

 Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke mit dem Friedrich-Kalender

Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke mit dem Friedrich-Kalender

Foto: Malz, Ekkehart

Ein junger Rebell wandelt sich, nachdem er zwei seiner besten Freunde verliert und selbst in Haft kommt, grundlegend: Friedrich der Große, dem in diesem Jahr zwei große Ausstellungen im Preußen-Museum Wesel gelten. 18-jährig hatte er noch versucht, sich durch Fluchtpläne dem autoritären Vater Friedrich Wilhelm I. zu entziehen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nun schreibt er sich den militärischen Ruhm auf die Fahnen, wird im Siebenjährigen Krieg zum Feldherrn und lässt sich beim Exerzieren von seinen Soldaten, die er seine "Kinder" nennt, mit den Worten begrüßen: "Guten Morgen, Fritz!".

Auf 600 Quadratmetern Ausstellungsraum wird dem Facettenreichtum seiner Persönlichkeit Rechnung getragen: "Wir schicken die Besucher auf Entdeckungsreise", sagt Museumsleiter Dr. Veit Veltzke.

Die Ausstellungsstücke stammen aus Wesel, aus Minden, zweiter Standort des Preußen-Museums, aus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und aus Huis Doorn in den Niederlanden und haben "narrative Qualität", so Veltzke. Sie reihen sich zur Lebensgeschichte. Ein Schwerpunkt ist dem Verhältnis zu Wesel und zum Westen gewidmet.

Gemälde zeigen stille Zeichen der Rebellion. Friedrich Wilhelm Weidemann stellte ihn mit dem englischen Hosenbandorden dar. Ein anderes Gemälde zeigt Friedrich mit dem preußischen Adlerorden und der Schärpe des weißen polnischen Ordens August des Starken. Mit dabei ist auch das Gemälde von Peter Stauder, der Friedrich mit Samtjackett und Zigarette in die Gegenwart holt. Ein anderes zeigt das berühmte, Friedrich so verhasste Tabakskollegium des Vaters (Dismar Daegen). Der angedeutete Hase darin ist Sinnbild der Verachtung.

Klein und verwachsen sei Friedrich gewesen, heißt es. Dies betrifft nicht die geistige Größe und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. 30 Bände füllen seine Schriften. Religiöse Freiheit führte er ein, beschäftigte gar Muslime als Soldaten. Kunst und Musik bedeuteten ihm zeitlebens viel. Er folgt den Ideen der Aufklärung und war Freund Voltaires, den er auf Schloß Moyland traf. Die Bilder sind durch Zitatfahnen ergänzt. "Wir lassen Friedrich selbst zu Wort kommen!", so Veltzke. In eine audiovisuelle Zeitreise kann sich der Besucher einklicken und erfährt viel über die Schiffbarmachung der Ruhr 1780. Weseler Militäringenieure haben damals den Schleusenbau überwacht. Es gibt zahlreiche Exponate wie die Ebenholzflöte, auf der der Alte Fritz konzertiere, oder das Schwert, mit dem Friedrichs Freund von Katte hingerichtet wurde, der aus der Festung Wesel desertiert war. Die Katte-Tragödie findet sich auch im Gemälde von G.W. von Knobelsdorff wieder: Hier stützt sich Friedrich auf einen Helm. Daneben ist ein Galgen für seinen Freund von Keith installiert — eine damals übliche symbolische Hinrichtung von Tätern, derer man nicht habhaft werden konnte.

(RP/rl/jul)
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