Wesel Meisterliches Hamminkeln

Wesel · Unter den 1041 jungen Meistern beim Festakt der Kammer in der Düsseldorfer Stadthalle waren auch 19 junge Leute aus Hamminkeln – eine hervorragende Quote. Drei von ihnen berichten am Tag danach von ihren Eindrücken und von ihren beruflichen und privaten Plänen.

HAMMINKELN/ DÜSSELDORF Das Handwerk – "Die Wirtschaftsmacht von nebenan" – drängt's aus dem Schattendasein. Die Strategen der Handwerkskammer Düsseldorf machten ihre traditionelle Meisterfeier am Sonntag zur Demonstration des Selbstbewusstseins, um das Handwerk in der öffentlichen Wahrnehmung nach vorne zu bringen. Als Schrittmacher kam Ministerpräsident Rüttgers in die Düsseldorfer Stadthalle. Unter den 1041 Jung-Meistern, die in der imposanten Festveranstaltung ihre Briefe in Empfang nahmen, saßen 19 Hamminkelner, eine beachtliche Zahl. "Weltmeisterlich" sei das für eine kleine Stadt, hatte ein Kammersprecher im Vorfeld gesagt. Drei "Helden des Alltags", die Sonntag noch in der Festhalle saßen, machten gestern bereits wieder auf der Baustelle ihren Job.

Florian Bleser (26) aus Mehrhoog arbeitete auf dem Dach des Kuhstalls auf dem Hof Verbücheln in Töven. Dort montierte der Meister mit seinen Kollegen von der Dachdeckerfirma der Gebrüder Hoffmann eine Photovoltaikanlage. In dem Betrieb hat der junge Mann, der nach dem Besuch der Konrad-Duden-Hauptschule in Wesel zunächst sein Fachabitur gebaut hatte, seine Lehre absolviert. "Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren", hat er nach der Gesellenprüfung die Meisterschule angesteuert.

"Kann's noch nicht gewesen sein"

Für den sportlichen jungen Mann, der bei den Eltern wohnt und dreimal in der Woche im Studio trainiert, steht fest, dass er sich selbstständig machen will. Die damit verbundenen Risiken seien ihm bewusst, sagt der Sohn eines Steuerberaters, aber: "Ich bin optimistisch und fest entschlossen, etwas aus meinen Möglichkeiten zu machen. Denn beruflich kann's das noch nicht gewesen sein." Der imposante Festakt in der Landeshauptstadt habe ihn bestätigt: "Ein klasse Gefühl, dabei zu sein. Da wird man gleich einen Kopf größer", sagt der 1,85 Meter große Dachdeckermeister.

Auch Maurermeister Mathias Lamp (26) aus Mehrhoog hat das Hohelied auf die Tugenden des Handwerks beflügelt. "Hätten Investmentbanker die Einstellung der Meister, wäre es zur Wirtschaftskrise nicht gekommen", hatte Kammerpräsident Wolfgang Schulhoff gesagt. "Das hat gut getan", sagte Lamp auf Baustelle in Mussum, wo er mit seinem Trupp ein Einfamilienhaus hochzieht. Mit seinen Noten auf dem Meisterzeugnis ist er "sehr zufrieden, weil ich den Meister am Abend nach der Arbeit gemacht habe", berichtet der ehemalige Hauptschüler, der für die Firma Kalbertodt arbeitet. Noch. Er steckt mitten in den Verhandlungen, einen Teil des Betriebes seines Chefs zu übernehmen. "Ich freu' mich drauf", sagt der 26-Jährige, der bald sein eigener Chef sein wird – auch wenn neben dem Job nur noch Zeit für Freundin Henrike bleibt.

Klaus Hüfing (31), Kälteanlagenbau-Meister aus Brünen, drängt's zwar nicht in die Selbstständigkeit. Aber ausruhen aus seinen erworbenen Meriten will auch er sich nicht. "Ich schaue mich nach einer Meisterstelle um", sagte der Geselle der Firma Hund aus Bocholt, der nach Realschulabschluss und Höherer Handelsschule bei Hülsken in Loikum seine Lehre begonnen hatte, die er bei Schmeink in Dingden zu Ende gebracht hat. Er sei zu jung, um nicht neue berufliche Herausforderungen zu suchen, sagt der Mann aus dem Vorstand der Brüner Jungschützen. Eine private Herausforderung steht bereits ins Haus. Der Meister hat um die Hand von Freundin Melanie angehalten.

(RP)
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