Wesel Meisterin in der Seifenkiste setzt auf Sieg

Wesel · Franziska Müller (13) aus Büderich rechnet sich als NRW-Champion Chancen bei der Deutschen Meisterschaft aus.

 Franziska Müller liegt in ihrem ferrari-roten Boliden, viel Bewegungsfreiheit hat sie dabei nicht. Ihr Vater Frank hilft der talentierten Pilotin, die für "Heiße Räder – Friedrichsfeld" startet, beim Einsteigen.

Franziska Müller liegt in ihrem ferrari-roten Boliden, viel Bewegungsfreiheit hat sie dabei nicht. Ihr Vater Frank hilft der talentierten Pilotin, die für "Heiße Räder – Friedrichsfeld" startet, beim Einsteigen.

Foto: Jürgen Bosmann

Bei einer Seifenkiste denken die meisten an eine klapprige Holzkiste, die im Keller von einem Hobbyhandwerker zusammengeschustert wurde. Weit gefehlt. Seifenkisten sind hochprofessionelle, leistungsstarke Sportgeräte. Da wird nicht gehämmert, damit das ganze irgendwie nach einer rollenden Kiste aussieht. Bei einer richtigen Seifenkiste kommt es auf höchste Präzision an. Die diesjährige NRW-Meisterin im Seifenkistenrennen kommt aus Büderich. Franziska Müller (13) hat so eine "Rennkiste" in ihrer Garage stehen und tourt damit im Sommer durch ganz NRW, um bei zahlreichen Rennen möglichst viele Punkte zu sammeln.

Dieses Jahr war sie diejenige, die am Ende der Saison auf dem Siegertreppchen ganz oben stand. Bereits als kleines Mädchen hat sich die Schülerin des Andreas-Vesalius-Gymnasiums für diesen außergewöhnlichen Sport interessiert. Damals war sie einer der größten Fans ihres Bruders, der früher ebenfalls erfolgreich Rennen gefahren war. Die kleine Schwester stand an der Strecke, um ihr Bruderherz lautstark anzufeuern. Mit acht Jahren wollte sie es selbst wissen und nahm an den ersten Rennen teil.

Ihre Karriere startete Franziska in der Juniorklasse. "Da war es wirklich noch eine Holzkiste, in der man die Rennen gefahren ist", erzählt sie. In der zurückliegenden, für sie bisher erfolgreichsten Seifenkistensaison startete sie zum zweiten Mal in der Seniorklasse. Da wird's richtig schnell. Man erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Die Seifenkisten sind in dieser Klasse nahezu perfekt an den Körper der jungen Fahrer angepasst. "Man liegt in der Kiste, es gibt nur ein Lenkrad und eine Bremse", erzählt Franziska.

Vorm ersten Start in der Seniorklasse sei sie schon etwas nervös gewesen. In den Jahren zuvor saß sie noch aufrecht in der Kiste. "Aber jetzt würde ich nicht mehr gerne in der Juniorklasse fahren, der Nervenkitzel bei den Senioren ist einfach größer", so der junge Seifenkisten-Champion.

Trainieren kann man Seifenkisten-Fahren eigentlich nicht richtig. Nur wenn für Franziska ein Heimrennen bei ihrem Verein "Heiße Räder — Friedrichsfeld" ansteht, darf sie einen Tag vorher Probefahrten machen. Beim Seifenkistenrennen muss man viel Glück haben, denn "die Räder werden ausgelost", berichtet der Profi. Es gibt bei einem Rennen um die 120 Rädersätze vom Verband in NRW, die dann jedes Mal neu ausgewürfelt werden. Wer Glück hat, fährt mit guten Reifen, wer Pech hat, muss versuchen, das Beste draus zu machen. Um die Chancen beim Rennen zu optimieren, geht Franziska die Strecke vorm Start immer noch mal mit ihrem Vater ab, um zu sehen, was sie beim Rennen erwartet und wo die entscheidenden Sekunden zu holen sind. Mit einer Seifenkiste ist man auch immer aufs Wetter angewiesen, der Wind spielt natürlich eine große Rolle. Durch zusätzliche Gewichte wird das Gefährt noch optimal beschwert. Die Seifenkiste selber sollte aber möglichst leicht sein. Beim Start dürfen Fahrer und Seifenkiste zusammen nicht mehr als 113 kg wiegen.

In ein paar Wochen steht für Franziska etwas ganz Besonderes an. Die Deutsche Meisterschaft. Und mit dem Sieg bei den NRW-Meisterschaften hat sie sich gleichzeitig für die Europameisterschaft qualifiziert. Beides wird am letzten Ferienwochenende in Simmerath in der Eifel ausgetragen. "Die Deutschen Meisterschaften sind noch mal was ganz Besonderes, da ist man am Renntag richtig nervös", weiß die Weselerin von früheren DM-Starts.

Ihre Chancen stünden gar nicht so schlecht, meint sie: "Ein Platz unter den Top Ten müsste drin sein, bei einem Treppchenplatz gibt's von Papa ein neues Handy!" Franziskas 14. Geburtstag fällt genau auf dieses Rennwochenende. Was wäre da ein schöneres Geschenk als ein Sieg? Zur Unterstützung nimmt Franziska dann nicht nur ihre Eltern mit, sondern noch zahlreiche Vereinsmitglieder und natürlich ihre beste Freundin.

Auch die RP wünscht ihr viel Erfolg!

(paus)
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