Feines vom Land Die regionale Genuss-Palette wird größer

Hamminkeln · Wie Malz- und Bockbier in Käse und Kuchen kommen: Hamminkelner und Erler Anbieter bringen besondere Würze in neue Produkte. Der Kunde entdeckt wieder den ursprünglichen Geschmack.

 Genussexperten (v. l.): Wilhelm Kloppert, Johannes Stegemann, Judith Schäfer, Helmut Ebbert, Ludwig Groß-Bölting.

Genussexperten (v. l.): Wilhelm Kloppert, Johannes Stegemann, Judith Schäfer, Helmut Ebbert, Ludwig Groß-Bölting.

Foto: Thomas Hesse

Mit „Feines vom Land“ punktet die Genussregion Niederrhein immer wieder beim Kunden. Hier funktioniert, was andernorts noch Wunschdenken ist – die Kooperation meist kleiner Anbieter und Produzenten. Hamminkelner, Dingdener und Rheder-Erler Betriebe wissen, dass viele Menschen genug von Massen-Lebensmitteln haben und lieber ursprünglichen Geschmack auf der Zunge spüren möchten. Hof- und Betriebsläden auf dem Land leben davon. Auch hier bedeutet Stillstand Rückschritt, und deshalb hat Feldschlösschen-Braumeister Wilhelm Kloppert überlegt, wie man mit Malz- und Bockbier eigenständige Kreationen mit besonderer Würze herstellen kann. Ein bisschen Experimentierlust gehört dazu, und die besitzen die Dingden-Nordbrocker Molkereibetrieb Groß-Bölting (Dingdener Heidemilch), Hof Schäfer und der Hof- Johannes Stegerhoff aus Erle. Eine erste Verkostungsrunde gestern ergab ein klares Ergebnis: alles sehr, sehr schmackhaft und natürlich.

Interessierte Delikatessenfreunde können selbst testen beim kleinen Frühlingsmarkt am Samstag bei der Feldschlösschen-Brauerei an der Diersfordter Straße 2 (Info). Erstaunlich, was ein Schuss Malzbier oder das 70 Monate in klassischer Kellergärung dunkel und kühl gereifte Bockbier von Kloppert geschmacklich anrichten. Alkohol, so er denn im Spiel ist, spielt keine Rolle, aber die Würze des Bieres oder die der frux-Getränke lässt eine Geschmacksnote entstehen, die verlockend ist. Selbst in der Bratensoße verschafft Malziges mit leichter Hopfennote das gewisse Etwas. Der Braumeister hat es selbst zur Zufriedenheit ausprobiert.

Landwirtin Judith Schäfer hat hingegen auf frux gesetzt, Kuchen im Glas angerührt, die Limonade mit Malz eingemischt und gebacken. Der frux-Glaskuchen in den Geschmacksrichtungen Orange und Cola-Schoko überzeugen. Sie passen auch zur Philosophie, frische und hochwertige Lebensmittel aus eigener Produktion anzubieten. „Wilhelm hat bei mir offene Türen eingelaufen mit seiner Idee. Schon das Ergebnis des ersten Versuchs mit Malzbier hat total begeistert“, sagt Judith Schäfer.

Johannes Stegemann hält ein kleines Glas hoch und weist auf den Malzbiergelee. „Der ist nicht nur fruchtig, der kräftige, würzige Geschmack des Malzbiers kommt durch“, sagt er. Stimmt, ein kleiner Schlag Gelee auf Malzbier-Käse und frischgebackenem Brot ist ein Genuss.

Das Malzige in den Käse gebracht hat Ludwig Groß-Bölting aus Nordbrock. Er hat viel Erfahrung in der Biokäse-Produktion. „Wilhelm stand plötzlich mit zwei Kästen in der Tür und fragte: Wie kriegen wir das Bier in den Käse?“, erzählt er. Mit kleinen Milchmengen hat er getestet, aber erst mit einer Charge von 500 Litern Milch reagierten Malz- wie auch Bockbier aufs Leckerste. Sofort hat Ludwig Groß-Bölting auch Naturrinde bekommen, die essbar ist und den gewissen würzigen Pfiff liefert. „Geschmacksstarker Käse“, sagt der Landwirt knapp.

Die entstandenen Sorten kann Groß-Bölting aber nicht im eigenen Hofladen verkauften. Er hat einen zertifizierten Biohof. Und der Bierkäse enthält zwar qualitativ hochwertiges, aber eben konventionelles Bier. Deswegen gehe der Käse über die Theken örtlicher und regionaler Supermärkte und Händler, so Wilhelm Kloppert. „Es ist spannend, was man mit außergewöhnlichen Produkten und ihrer Kombination erreichen kann“, sagt Helmut Ebbert von der Brauerei. Für Ebbert ist „Feines vom Land“ ein Herzensanliegen. Die regional Genuss-Palette ist schon groß und sie wird in Zukunft ständig größer.

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