Konrad-Duden-Wettbewerb in Wesel Lügen-Reportage: Politiker fordert Rücknahme von Journalistenpreis

Wesel · orbert Meesters (SPD), Vorsitzender des Weseler Kulturausschusses, spricht sich nun für Aberkennung des Preises aus. „Was Herr Relotius hier geliefert hat, mag zwar eloquent geschrieben sein und den Leser fesseln, ist aber kein Journalismus, sondern Literatur und Fiktion in der Verkleidung einer Reportage.“

 Norbert Meesters, Vorsitzender des Kulturausschusses in Wesel.

Norbert Meesters, Vorsitzender des Kulturausschusses in Wesel.

Foto: Meesters

Der erste Weseler Politiker spricht sich dafür aus, dem Konrad-Duden-Journalistenpreisträger des Jahres 2018, Claas Relotius, seine Auszeichnung wieder abzunehmen. Hintergrund sind die Vorwürfe der Spiegel-Redaktion gegen ihren ehemaligen Kollegen, in seinen Texten zahlreiche Unwahrheiten verbreitet zu haben. Auch die Reportage mit dem Titel „Nummer 440“ über einen nach Guantanamo verschleppten Jemeniten, für den der 33-jährige Journalist in Wesel den Preis erhielt, soll Unwahrheiten erhalten. Das hat Relotius laut Spiegel selbst eingeräumt. Mit 2000 Euro ist der erste Preis dotiert.

Norbert Meesters (SPD), Vorsitzender des Weseler Kulturausschusses, spricht sich nun für Aberkennung des Preises aus. „Was Herr Relotius hier geliefert hat, mag zwar eloquent geschrieben sein und den Leser fesseln, ist aber kein Journalismus, sondern Literatur und Fiktion in der Verkleidung einer Reportage. Wir haben es also mit Betrug zu tun und dies dürfen wir nicht hinnehmen.“ Mit dem Konrad-Duden-Journalistenpreis wird seit 2012 bildhafte und lebendige Sprache ausgezeichnet, ebenso, ob der Sachverhalt verständlich erklärt und gut erzählt, der Plot klar herausgearbeitet und der Beitrag bis zum Ende spannend ist. So steht es in den Kriterien für die Preisvergabe. Meesters, ehemaliger Landtagsabgeordneter, sagt: „Herr Relotius ist gerade in der heutigen Zeit, in der viel über Fake-News geredet und die Rolle der Medien kritisch diskutiert wird, eine Schande für jeden seriösen Journalismus und hat seiner Zunft großen Schaden zugefügt.“ Zahlreiche Reporterpreise hat Relotius in seiner noch jungen Journalistenkarriere bereits erhalten. Die erste Jury, die nun auf die Vorwürfe reagiert, ist das Vergabe-Gremium des Ulrich-Wickert-Preises. Es hat Relotius den Peter-Scholl-Latour-Preis wieder aberkannt, den er 2018 erhalten hatte.

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