Erster Weltkrieg Lückenschluss in Familiengeschichte

Wesel · Welches Schicksal ereilte Hermann Hansen im Ersten Weltkrieg? Familie stellte Nachforschungen an – und erhielt Antworten.

 Eine Kopie des Totenzettels von Hermann Hansen.

Eine Kopie des Totenzettels von Hermann Hansen.

Foto: Stoffel

Welches Schicksal ereilte Hermann Hansen im Ersten Weltkrieg? Familie stellte Nachforschungen an — und erhielt Antworten.

 Johannes Hansen hat in einem Internetforum Antworten zu den genauen Todesumständen seines Großonkels Hermann Hansen erhalten. Dr. Martin Roelen (Stadtarchiv) hat keinen Zweifel daran, dass die Ausführungen stimmen.

Johannes Hansen hat in einem Internetforum Antworten zu den genauen Todesumständen seines Großonkels Hermann Hansen erhalten. Dr. Martin Roelen (Stadtarchiv) hat keinen Zweifel daran, dass die Ausführungen stimmen.

Foto: Stoffel, Arnulf

Hermann Hansen wurde 1897 in Emmelsum geboren, wurde am 20. Juni 1917 als Soldat der Artillerie Nr. 43 in Wesel einberufen, am 27. September 1918 starb er im Krieg — diese Angaben finden sich auf dem Totenzettel, der sich im Besitz der Familie Hansen befindet. Doch was genau war ihm als Soldat im Ersten Weltkrieg passiert? Wo befinden sich die sterblichen Überreste? Diese Frage beschäftigte seinen jüngeren Bruder Johann (geboren 1902), der zu Kriegszeiten auf dem Hof blieb, noch lange nach dem Krieg. "Mein Großvater hat am Sterbebett meinem Onkel den Auftrag gegeben, herauszubekommen, was passiert ist", sagt der 55-jährige Johannes Hansen.

Einige Jahre später hat Onkel Willi Hansen dann angefangen zu forschen. Ausgangspunkt war der Totenzettel. Dem war früher ganz oft der Lebenslauf des Verstorbenen zu entnehmen, wie Dr. Martin Roelen vom Weseler Stadtarchiv erklärt. "Das waren kleine Zettel mit echt viel Text", so der Experte. Solche Totenzettel gibt es auch noch heutzutage. Im Falle von Hermann Hansen fand sich darauf das Todesdatum und auch die Einheit, in der er damals war. Und genau diese Daten halfen bei der Recherche.

Willi Hansen richtete sich mit einer Kopie des Totenscheins am 18. April 2001 an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge und bat um Aufklärung, wo sich die Grabstätte von Hermann Hansen befindet, da sowohl die der Familie überlassene Erkennungsmarke als auch die Grabnummer im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen waren. Die Antwort kam einige Monate später per Post — und enthielten die Angabe des Friedhofs: St. Etiennes-à-Arnes/Frankreich Block 1 — Grab 173.

Im Jahr 2002 ist Johannes Hansen zum Soldatenfriedhof nach Frankreich gereist und hat die letzte Ruhestätte seines Großonkels besucht, einige Fotos gemacht und schließlich einen Blumenstrauß am Grab des verstorbenen Hermann Hansen abgelegt.

"Damit war der Familienauftrag erst mal erledigt", so Johannes Hansen. Doch die Geschichte ließ ihm keine Ruhe, er wollte mehr wissen über die Umstände des Todes. Johannes Hansen suchte im Internet und stieß auf das "gemeinsame Forum der Interessens- und Arbeitsgemeinschaft Weltkrieg 14-18". Er stellte kurz nach der Rückkehr aus Frankreich Fragen zu der Kriegsgeschichte seines Onkels ein — und bekam eine unerwartete Antwort.

Ein Nutzer des Forums machte Hansen auf die Regimentsgeschichte mit dem Titel "Eine Infanerie-Geschütz-Batterie (Batterie Hieronymus) im Weltkriege" aufmerksam, wo Hermann Hansen in der Gefallenenliste auftaucht. Und damit nicht genug. Im Buch findet sich eine kurze Beschreibung der Ereignisse der Abwehrschlacht in der Champagne. Und die gibt zufällig eine genaue Auskunft über den Tod von Hermann Hansen. Die Batterie wurde durch mehrere Volltreffer stark in Mitleidenschaft gezogen, heißt es. Während ein Granatensplitter im bronzenen Zigarettenetui des Leutnants Hieronymus steckenblieb und dieser somit unverletzt blieb, starb Hermann Hansen den Soldatentod. So ist es jedenfalls in dem Ausschnitt des Buches, den der Nutzer online gestellt hatte, zu lesen. "Ob das alles stimmt mit dem Zigarettenetui?", fragt sich Johannes Hansen. "Ja, sicher", ist Martin Roelen überzeugt. "Einer, der überlebt hat, hat diese Geschichte aufgeschrieben. Das haben die ihr ganzes Leben lang nicht vergessen".

Eine Ausgabe des Buches, das die Todesumstände von Hermann Hansen beschreibt, befindet sich mittlerweile im Familienbesitz — das Rätsel und Hermann Hansen ist damit gelöst.

(RP)
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