Interview: Sven Komp "Leute, die Braten zubereiten, sterben aus"

Wesel · Edeka-Kaufmann Sven Komp spricht über Trends im Lebensmittelhandel und organisiert Weinmesse im Restaurant Art.

WESEL Sven Komp, Chef des Lackhausener Edeka-Marktes, der den Titel "Supermarkt des Jahres 2013" trägt (100 Voll- und Teilzeitkräfte), hat sich in der Region einen Namen gemacht als innovativer Unternehmer, der mit immer neuen Ideen überrascht. Am Sonntag, 9. November, veranstaltet er zusammen mit dem Flürener Restaurant Art erstmals eine Weinmesse (siehe Infobox). Im Gespräch mit der RP geht es auch um den Wandel des Lebensmitteleinzelhandels und den Trend zu fertig vorbereiteten Frischegerichten.

Weinmessen kennt man ja eher aus den typischen Weinanbaugebieten.

Komp Daher stammt auch die Idee. Bei einigen meiner Kollegen im süddeutschen Raum sind Weinmessen schon etabliert.

Wer gehört zu den Ausstellern?

Komp Dabei ist der Winzer Eckhard Kloster aus Wertherbruch, der seine eigenen, in Worms produzierten Weine präsentiert. Ebenfalls vertreten sind Winzer aus der Pfalz und Baden sowie Vertreter einer Agentur, die uns mit internationalen Weinen beliefert. Außerdem präsentiert das Bremer Spirituosen-Kontor Gin, Rum und Single Malt Whisky. Und die Süßmosterei van Nahmen aus Hamminkeln wird ihre sortenreinen Apfelsäfte zur Verkostung anbieten. Das Art bietet passende Gerichte an.

Ein gutes Stichwort. Kürzlich hat eine Ernährungsberaterin in Dingden beklagt, dass in vielen Familien nicht mehr zusammen gekocht wird, frisches Obst und Gemüse oft nicht mehr auf dem Speiseplan steht. Wie sind Ihre Erfahrungen?

KomP Ich komme gerade aus Hamburg, wo ich Teilnehmer einer Edeka-Erfahrungsgruppe war. Es ist tatsächlich so, dass der Trend weggeht von aufwendig zubereiteten, traditionellen Gerichten in Richtung gekühlte, fertige Gerichte wie Wraps, Snacks und Nudeln. Es ist wirklich so, dass die Leute, die einen Schweinebraten in der Röhre zubereiten können, aussterben.

Was genau meinen Sie mit dem Begriff gekühlte Fertiggerichte?

Komp Zum Beispiel gibt es den Trend, dass frisches Gemüse schon geputzt, gewaschen und geschnitten in Tüten angeboten wird, ebenso dazu passende Soßen. Beides wird dann zu Hause nur noch im Wok kurz gegart und fertig ist das Essen. Die Niederländer sind in diesem Bereich Vorreiter.

Gibt es sonst noch einen interessanten Trend? Wie sehen beispielsweise wohl die Supermärkte in 20 Jahren aus?

Komp Der Megatrend ist Gastronomie auf der Verkaufsfläche. Sprich: Shoppen und gleichzeitig etwas essen. Und die Supermärkte werden in Zukunft immer größer.

Ihrer auch?

Komp Für einen Gastronomiebereich wird der Platz nicht reichen, obwohl wir durch den Neubau eines Getränkemarktes Fläche dazugewinnen werden. Der Getränkemarkt soll übrigens noch im Dezember eröffnet werden.

Und was passiert mit den zusätzlichen Flächen im Markt?

Komp Wir werden einige Sortimente erweitern, unsere Tiefkühltechnik erneuern.

Und welche Abteilung wird genau erweitert?

Komp Wir planen, die Fläche unserer Drogeriemarktabteilung mehr als zu verdoppeln. Hintergrund ist, dass wir an die Kunden denken, die heute noch wegen dieser Drogeriewaren in die Innenstadt fahren müssen. Das ist oft mit enormen Aufwand verbunden. Und genau den wollen wir unseren Kunden ersparen.

RP-REDAKTEUR KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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