Schermbeck Lernen vom Landwirt
Schermbeck · Schöne Tradition in Schermbeck: Die Landwirte luden etwa 150 Grundschulkinder zu Feldspielen ein. "Die Kinder sollen die Art und Weise der Lebensmittelproduktion kennenlernen", sagt Landwirt Rainer Kremer.
Für die achtjährige Grundschülerin Hannah Seeliger war es ein ganz besonderer Tag. Sie lebt zwar im ländlichen Schermbeck, hat aber bislang noch nie einen Bauernhof besichtigt. Die Feldspiele, welche die Interessengemeinschaft Schermbecker Landwirte (ISL) seit 1991 mit den beiden Grundschulen veranstaltet, fanden wieder in Rüste statt, wo die Kinder auf dem Hof von Martin und Meggie Hülsmann von Rainer Kremer, dem Sprecher der Schermbecker Landwirte, begrüßt wurden.
Mehr als 150 Kinder aus drei Klassen der Gemeinschaftsgrundschule und zwei Klassen der Maximilian-Kolbe-Schule erlebten eine Fülle von Eindrücken, die das Leben im Umfeld eines Bauernhofes betreffen. Sechs Stationen wurden angeboten, an denen jeweils zwei bis drei Landwirte aus verschiedenen Ortsteilen Erläuterungen zu landwirtschaftlichen Themen erteilten und anschließend spielerisch den Lernerfolg testeten.
An der Wildkräuterstation machten Martin Dickmann und Melanie Paus den Unterschied zwischen gewünschten und unerwünschten Kräutern klar. Während Kamille und Löwenzahn für die menschliche Ernährung recht nützlich sind, sorgen Melde und Kletten eher für Ärger im heimischen Garten. Da jede Menge Anschauungsmaterial zur Verfügung stand, erlebten die Kinder recht lebendige 20 Minuten im Fachbereich Biologie.
Ein Stücken weiter warteten Ulrich Körschgen und Wilhelm Friedrich mit der Waldschule des Hegerings Schermbeck, um den Kindern die heimischen Tierarten vorzustellen. Rothirsch und Rehe gehörten ebenso dazu wie Wildschwein, Fuchs, Dachs und Marder. Alle Tiere, über deren Lebensraum oder Ernährungsweise gesprochen wurde, konnten als präparierte Tiere gezeigt und gestreichelt werden. Die 20 Minuten an dieser Station waren viel zu kurz, um alle Fragen der Kinder zu beantworten und ihnen Zeit zu geben, sich im Wagen der Waldschule näher umzuschauen.
Die Kartoffel stammt aus dem lateinamerikanischen Raum und soll im 16. Jahrhundert nach Europa gekommen sein. Dort galt sie wegen ihrer Blüte und des üppigen Laubes zunächst nur als Zierpflanze. Erst im 18. Jahrhundert hielt die Kartoffel im heutigen Deutschland Einzug. Solche geschichtlichen Fakten lernten die Kinder am Kartoffelstand von Hermann Nienhaus und Rainer Kremer ebenso kennen wie die vielfältige Verwendung der Kartoffel auf dem heimischen Speisezettel. Die Fülle der Detailinformationen wurde zum Schluss im Rahmen eines Entscheidungsquiz überprüft, bei dem die Kinder aus drei vorgegebenen Antworten die richtige finden mussten und sich hinter einem entsprechendem Nummernschild postieren mussten.
Ähnlich sahen auch die Prüfungen an den übrigen Stationen aus. An der Milchviehstation gab es von Wilhelm Hülsmann, Hartmut Neuenhoff und Jonna Sümpelmann Informationen über die Tierhaltung. Dabei erfuhren die Kinder, dass eine Kuh erst dann Milch gibt, wenn ihr erstes Kalb geboren wird, dass eine Kuh pro Tag etwa 26 Liter Milch gibt, zirka 60 Kilogramm Futter benötigt und rund 100 Liter Wasser säuft.
"Ihr wart alle Spitze, habt gut zugehört und nachgefragt. Es machte richtig Spaß, mit euch zu arbeiten", bescheinigte Rainer Kremer den Kindern. Riesiger Jubel bracht aus, als die Klasse 3a der Gemeinschaftsgrundschule als Sieger vorgestellt wurde. Für die Schüler dieser Klasse, die bei der Beantwortung der mehr als 30 Fragen die höchste Prozentzahl erreicht hatten, übernahm Klassenlehrerin Marie-Luise Vehlken Bleistifte und Aufkleber zur Belohnung. Alle Kinder erhielten Infobroschüren über landwirtschaftliche Nutztiere.
"Die Kinder sollen die Art und Weise der Lebensmittelproduktion kennenlernen", sagte Rainer Kremer. Die Distanz der Bevölkerung zur Landwirtschaft werde immer größer. Das Informationsbedürfnis sei aber nach wie vor vorhanden. Die Landwirte setzen wegen dieser Entwicklung verstärkt auf Informationen der Bevölkerung. Dazu gehören auch die "Tour de Flur" und die vor Kurzem erstmals veranstaltete Information des Lehrerkollegiums der Schermbecker Gesamtschule über die Landwirtschaft.