Kolumne Himmel & Erde Leben nach Corona

Wesel · Der weltweite Lockdown wirft viele Fragen nach unserem bisherigen Lebensstil auf. Kann und soll es ein „Weiter so“ nach Corona überhaupt noch geben? Wir sollten uns schon jetzt Gedanken darüber machen, wie wir nach der Pandemie weiterleben wollen und werden.

 Superintendent Thomas Brödenfeld aus Wesel.

Superintendent Thomas Brödenfeld aus Wesel.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Im Moment leben wir alle mit Corona und noch kann niemand auch nur halbwegs zuverlässig vorhersagen, wann sich die Situation grundlegend ändern wird. Sicher ist nur, dass erst die weltweite Verfügbarkeit eines verlässlichen Impfstoffes oder ein Medikament die Beschränkungen und Schutzmaßnahmen, unter denen wir und alle anderen Menschen in diesen Zeiten leben müssen, beendet und die Rückkehr zur Normalität ermöglicht. Und dennoch sollten und müssen wir schon jetzt anfangen zu fragen, wie wir nach Corona weiterleben wollen und werden.

Der weltweite Lockdown wirft viele Fragen nach unserem bisherigen Lebensstil auf. Kann und soll es ein „Weiter so“ nach Corona überhaupt noch geben? Das stetige Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre hat in etlichen Ländern den Wohlstand beständig vermehrt. Auch wir haben davon profitiert. In anderen Regionen ist dagegen die Armut rasant gewachsen. Wenige internationale Konzerne, besonders im Internetbereich, sind die Gewinner der Globalisierung und Digitalisierung unserer Welt. Dass sie dafür fast keine Steuern bezahlen und ihre Profite maximieren, widerspricht jeder vernünftigen Ethik.

Die Problematik ungebremsten Wachstums auf Kosten der Ärmsten muss viel stärker als bisher ein Thema der Nach-Corona-Zeit werden. Auch unser Reiseverhalten wird sich nach Corona ändern müssen. Billigflüge in die letzten Winkel der Welt, Kreuzfahrten zu Dumpingpreisen auf monströsen XXL-Schiffen, die zu den größten Dreckschleudern im gesamten internationalen Verkehrsbereich gehören, Massentourismus, der sich ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz wie eine Heuschreckenplage auf einigen wenigen Hotspots niederlässt und danach eine geschundene Schöpfung zurücklässt, alles das wird nach Corona hoffentlich der Vergangenheit angehören.

Schon jetzt wird deutlich, dass der eingestellte internationale Flugverkehr ungeheure positive Auswirkungen auf unser Klima hat. Corona lehrt uns eine neue Bescheidenheit, ja, fast schon eine besondere Form der Demut. Nicht alles, was möglich ist, muss auch möglich sein. Wir achten mehr darauf, wie es dem anderen geht. Eigene Bedürfnisse treten hinter das Wohl der Gemeinschaft zurück. Rücksichtnahme ersetzt Ellenbogendenken. Wir alle sehnen das Ende der Pandemie, das Ende von schweren Erkrankungen und verzweifeltem Sterben an Beatmungsmaschinen, das Ende von Einschränkungen und Kontaktverboten herbei. Es bleibt zu hoffen, dass uns die Erfahrungen aus dieser Zeit zu einem neuen Umgang miteinander führen.

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