Laufpapst aus Duisburg „Beim ersten Marathon bin ich abgekackt“
Duisburg · Beim Laufclub Duisburg bereiten sich ambitionierte Läufer auf den Halbmarathon vor. Laufpapst Heinz Radomski erklärt, wie man durchhält.
Heinz Radomski (59) ist der Letzte. Und das mit voller Absicht. Dass der Sportler beim Rhein-Ruhr-Marathon eigentllich schneller sein kann, hat er schon rund 100 Mal bewiesen. Aber so kommt er nach fünfeinhalb Stunden ins Ziel. Nach ihm kommt nur noch der Besenwagen. Heinz Radomski hat dann die Rote Laterne dabei. Sein Job ist es, die langsamsten Teilnehmer anzufeuern, ihnen Mut zu machen, sie zu motivieren. Denn das kann der 59-Jährige.
Seine Künste als Motivator sind in diesen Wochen wieder besonders gefragt, denn beim Laufclub Duisburg heißt es jetzt wieder: „In zwölf Wochen zum Halbmarathon.“ Das sind mal so rund 21,1 Kilometer – und wer die in einer respektablen Zeit laufen will, der braucht schon ein gewisses Maß an Laufeinheiten. Heinz Radomski weiß, wie‘s geht: „Wer mindestens ein Jahr Lauferfahrung hat, der schafft auch diese Distanz“, sagt er im Brustton der Überzeugung – und der Lauftrainer muss es ja wissen, schließlich macht der LC Duisburg diese Vorbereitungskurse schon zum wiederholten Mal.
Selbst kam Heinz Radomski erst im Alter von etwa 30 Jahren ans Laufen. „Ich war Schieds- und Linienrichter, bis in die zweite Bundesliga und deshalb einigermaßen fit“, erzählt er. Zwei pummelige Damen in Großenbaum, die er beim Marathonlauf beobachtete, gaben ihm den Anstoß. „Die habe ich im Stadion beim Einlaufen wiedergesehen und gedacht: Das kannst du auch.“ Um so schmerzlicher dann die Erfahrung, dass es doch nicht so leicht geht. „Ich bin abgekackt“, gesteht er klipp und klar – um dann etwas systematischer zu trainieren und anschließend eine dreistellige Zahl an Marathonläufen zu absolvieren.
Schließlich machte Radomski, der bei Thyssenkrupp arbeitet und aufgrund geregelter Arbeitszeiten genug Zeit mitbringt, um regelmäßig zu trainieren, auch noch eine Ausbildung als Lehrtrainer. Und wie schafft man nun einen Halbmarathon? Die Antwort ist vergleichsweise banal: Wer Lauferfahrung mitbringt, braucht nur das richtige Training. Gute Laufschuhe und Funktionskleidung sind für erfahrene Läufer ohnehin ein Muss.
Am 12. Juni ist es soweit,: Dann geht der Rhein-Ruhr-Marathon über die Bühne, und bis dahin soll der Schweiß in Strömen fließen. Drei Gruppen bereiten sich vor, in zwölf Wochen den Halbmarathon durchzustehen. „Die erste Gruppe peilt einen Kilometerschnitt von 5:45 Minuten an, die zweite einen von 6:15 Minuten und die dritte sollte etwa zwischen 6:45 und sieben Minuten liegen“, so Radomski. Nun sind sechs Minuten und mehr eigentlich kein besonders fulminantes Tempo für 1000 Meter – aber das Ganze dann 21 Mal hintereinander, das ist schon ein Brett. Dreimal wöchentlich wird trainiert: Dienstags ist Tempotraining mit Fahrtenspielen und wechselnden Laufgeschwindigkeiten, donnerstags soll‘s langsamer, ruhiger und dafür länger sein bei maximal 60 Prozent der Höchstpulsfrequenz, samstags kann jeder für sich in seinem individuellen Tempo und Rhythmus laufen.
Zwischen den Trainingseinheiten liegt meist ein Tag Laufpause. Regeneration ist da allerdings schon fast zu viel gesagt – sportliche Betätigung ist trotzdem ein Thema, zumindest für Radomski. „Der Oberkörper wird bei Ausdauerlaufen schon ein wenig vernachlässigt“, mahnt der Fachmann. Kraft- und Dehnungsübungen oder andere Sportarten können für entsprechende Abwechslung sorgen. Radomski ist gerne mit seinem Sportrad unterwegs. Und da ist es auch nicht verwunderlich, dass er zu unserem Gespräch beim Laufclub das Auto stehen gelassen hat und angeradelt kommt.
Die Laufeinheiten zu Beginn der Kurse sind überschaubar: Zwei Kilometer einlaufen, sechs Kilometer in normalem Tempo, zwei Kilometer auslaufen. „Wir sind vor dem Halbmarathon in der Gruppe nie länger als 18 Kilometer unterwegs, das reicht“, sagt er. Und wer die 18 gut durchstehe, der schaffe eben auch einen Halbmarathon. Muss man auf eine bestimmte Ernährung achten? Heinz Radomski glaubt das nicht. Wer länger Ausdauersport betreibt, müsse schon regelmäßig seinen Kohlenhydratespeicher auffüllen. Während eines Halbmarathons sollte auch zwischendurch etwas getrunken werden – essen sei – im Gegensatz zum Marathon nicht nötig. Und ob man nun Elektrolyte, Cola oder Wasser nimmt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings sollte man im Wettkampf nur das nehmen, was man sonst auch trinkt.
Heinz Radomski schwingt sich wieder auf sein Rad: „So 60, 70 Kilometer will ich heute noch absolvieren“, sagt er. Das schafft er locker. Und morgen steht ja wieder das Laufen auf dem Trainingsprogramm.
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