LVR-Auszeichnung fand in Köln statt Künstlergruppe Nebelhorn erhält den Rheinlandtaler

Schermbeck/Köln · Mit dieser Auszeichnung belohnt der Landschaftsverband Rheinland den Einsatz der Schermbecker Künstlergruppe für Menschen mit und ohne Behinderung. Leiter Raúl Avellaneda nutze den Rahmen für eine große Dankesrede.

 Karin Schmitt-Promny, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, überreicht den Rheinlandtaler an Nebelhorn-Leiter Raúl Avellaneda.

Karin Schmitt-Promny, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, überreicht den Rheinlandtaler an Nebelhorn-Leiter Raúl Avellaneda.

Foto: Helmut Scheffler

Zu den Gruppen oder Einzelpersonen, die vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) den Rheinlandtaler in der Kategorie „Gesellschaft“ erhielten, gehörte auch die Schermbecker Künstlergruppe Nebelhorn. Am Dienstag wurde die von Raúl Avellaneda geleitete Gruppe im LVR-Landeshauses in Köln für ihre besonderen Verdienste in den Bereichen Soziales, Selbstbestimmung und Teilhabe ausgezeichnet. Mit dem Rheinlandtaler ehrt der Landschaftsverband Rheinland seit 1976 Menschen, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Entwicklung des Rheinlands verdient gemacht haben.

Die Laudatio übernahm Karin Schmitt-Promny, die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. „Sie und Ihre Gruppe Nebelhorn sind in Schermbeck und somit im Rheinland seit vielen Jahren ein fester Bestandteil in der kommunalen, aber auch überregionalen Kunstlandschaft“, bescheinigte Schmitt-Promny dem Leiter Raúl Avellaneda, dem sie „für die langjährige Arbeit und das herausragende Engagement für einen so wertvollen künstlerischen und freien Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung“ dankte.

 Der Gruppe Nebelhorn mit ihrem Leiter Raúl Avellaneda wurde am Dienstag in Köln der Rheinlandtaler verliehen.

Der Gruppe Nebelhorn mit ihrem Leiter Raúl Avellaneda wurde am Dienstag in Köln der Rheinlandtaler verliehen.

Foto: Helmut Scheffler

In ihrem Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung der Gruppe Nebelhorn erinnerte Schmitt-Promny an das Jahr 1995, als sich Avellaneda mit einer Gruppe von Schülern auf die Suche nach Räumlichkeiten begab, um eine Werkstatt für kreatives Gestalten zu eröffnen. Auf der Suche wurde ihm ein leer stehender Keller des Hauses Kilian, einer Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung, angeboten – mit der Bedingung, die Bewohner des Hauses in das Projekt mit einzubeziehen. Der Raum, so Schmitt-Promny, sei geradezu ideal für das Projekt gewesen und die Umsetzung nahm rasch Gestalt an. Die angebotenen Räumlichkeiten seien dann viel mehr als eine vorübergehende Möglichkeit gewesen. Die Kellerräume hätten sich alsbald zu einem Ort der Begegnung entwickelt. „Vielmehr fanden beide Gruppen – Menschen mit und ohne Behinderung – einen Ort, an dem außergewöhnliche zwischenmenschliche Erfahrungen über gemeinsames schöpferisches Arbeiten möglich wurden.“

In ihrer Laudatio machte Schmitt-Promny deutlich, dass im gegenseitigen Dialog Träume und Fantasien in künstlerisch überzeugende Metaphern verwandelt wurden. Konventionelle Denkmuster seien zunehmend infrage gestellt worden. Schmitt-Promny erinnerte auch daran, dass die Gruppe Nebelhorn nach einem kurzzeitigen Aufenthalt in der ehemaligen reformierten Kirche ein Atelier im Lühlerheim beziehen konnte. Mit diesem Umzug sei die Gemeinschaft um weitere Randgruppen – Obdachlose, Suchterkrankte sowie psychisch beeinträchtigte Personen – ergänzt worden und auch diese Menschen seien somit zum integralen Bestandteil der Gruppe geworden.

Heute sei die Gruppe Nebelhorn nicht nur ein offener und außergewöhnlicher Ort für gemeinsame schöpferische Arbeit. Sie sei eine inklusive und kreative Begegnungsstätte. Ihr Ziel sei es, eine kreative Begegnungsstätte zu sein, in der Menschen mit und ohne Behinderung sowie weitere in der Gesellschaft an den Rand geratene Gruppen zusammen arbeiten und künstlerisch tätig sein könnten. Die Arbeit der Gruppe und ihre Ausstellungen trügen zudem zu einem positiven Bild von Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit bei – „unter anderem indem sie diese für deren Fähigkeiten sensibilisieren.“ So würde die Teilhabe am kulturellen Leben gefördert, indem es ganz unterschiedlichen Menschen ermöglicht werde, ihr kreatives und künstlerisches Potenzial zu entfalten.

Als Leiter der Gruppe ergänzte Raúl Avellaneda noch ein paar Details der Entwicklung der Gruppe, bevor er sich ausführlich mit der Motivation und den künstlerischen Arbeiten der Gruppe befasste. „Als wichtigste Motivation“, sagte Avellaneda, „stellte sich für alle Teilnehmer der Gruppe die Notwendigkeit heraus, vor allem ihre Gefühlswelten darzustellen, einfacher gesagt: Der Austausch so starker Energien setzte einen Strom bis dahin kaum aktivierter Fantasien frei.“ Ihm als Leiter sei es von Beginn an notwendig gewesen, „eine offene familiäre, nicht an Zeit gebundene und freie Möglichkeit anzubieten, in der, bewogen durch die künstlerische Freiheit, jeder seine Ideen als Werk verwirklichen kann, ohne ästhetische und technische Vorgaben, ohne thematische Einschränkung.“

Den Gruppenmitgliedern bescheinigte Avellaneda im Rahmen einer Erinnerung an zahlreiche Projekte, dass sie es verstanden hätten, mit Hilfe ihrer Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Rauminstallationen und Performances den Zuschauern ein Bild der traurigen Welt zu vermitteln. „Nicht umsonst“, so Avellandea, „habt Ihr euch im Laufe dieser langen Zeit für gesellschaftskritische Themen entschieden. Die Projekte Köpfe, Spiegelbilder, Veränderungen, Macht-Missbrauch oder Flucht geben Zeugnis davon.“

Dem LVR bescheinigte Avellaneda: „Sie sind für uns in 27 Jahren künstlerischer Arbeit immer eine große Unterstützung gewesen. Gemeinsam entwickelten wir Projekte, um die inklusive Arbeit der Gruppe Nebelhorn aufrecht zu erhalten. Der LVR ist für uns inzwischen ein wichtiger Partner geworden.“

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