Wesel „Kummer gehört zum Leben“

Wesel · Udo Wächter ist seit 25 Jahren der Psychologe im Marien-Hospital Wesel. Bei persönlichen Sorgen ist er für Patienten und Mitarbeiter erster Ansprechpartner. Ein „nüchternes Lebensbild“ hilft ihm bei der Arbeit.

Er darf sich durchaus als Vorreiter auf diesem Gebiet bezeichnen. Udo Wächter ist nun seit 25 Jahren der Krankenhaus-Psychologe des Marien-Hospitals. Was selbst heute noch nicht an jeder Klinik selbstverständlich ist, das begann im Hospital bereits im Juli 1982: die ganzheitliche medizinische Behandlung eines Patienten.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn sich die psychologische Arbeit in den vergangenen 25 Jahren ständig weiterentwickelt hat. Udo Wächter kümmert sich aber nicht nur um die kleinen und großen Patienten des Krankenhauses in der Mitte der Stadt. Er ist auch für die Mitarbeiter des Marien-Hospitals da. Und die nutzen das Angebot. „Zwei bis drei Mitarbeiter kommen pro Woche zu mir“, erzählt der 64-Jährige, wobei sich ihre Sorgen nicht unbedingt auf das sicherlich nicht einfache Tätigkeitsfeld im Krankenhaus beziehen.

Krisen-Intervention

Bei den Patienten sieht das naturgemäß etwas anders aus. Ihre Probleme haben beinahe ausschließlich mit der jeweiligen Krankheit und deren Umständen zu tun. Meistens sind es die Ärzte oder das Pflegepersonal, die den Anstoß zu einem Gespräch mit Udo Wächter geben.

Der sieht die Unterredung mit den Betroffenen dabei weniger als eine Psycho-Therapie, sondern mehr als eine Krisen-Intervention. Schließlich verweilt der Patient in der Regel nur für eine überschaubare Zeit im Marien-Hospital.

„Natürlich gibt es auch Fälle, in denen sich die Probleme nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nicht in Luft aufgelöst haben. In der Regel verweise ich diese Patienten an eine Psycho-Therapie-Praxis“, erklärt Wächter. Im Notfall (lange Wartezeit) können die Betroffenen aber auch weiter zu ihm kommen.

Ein Schwerpunkt des Psychologischen Dienstes liegt auf der Mitbehandlung von Krebspatienten. Wobei Wächter festgestellt hat, dass diese Menschen sich nach einer ersten Erschütterung meistens „erstaunlich schnell stabilisieren“.

„Nehme Probleme ernst“

Und wie betroffen ist der Diplom-Psychologe mit großer Berufserfahrung selbst noch, wenn er täglich mit den Problemen der Menschen konfrontiert wird ? „Ein nüchternes Lebensbild hilft“, erklärt er. „Ich nehme den Kummer der Patienten sehr ernst. Aber ich mache ihnen auch klar, dass er zum Leben dazu gehört.“

(RP)
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