Erinnerung an Zweiten Weltkrieg in Hamminkeln Künstler eröffnet eine Gedenkstätte im alten Trafoturm

Hamminkeln · Olaf Prinz hat sich den Traum erfüllt, an die Luftoffensive 1945 in einem höchst ungewöhnlichen Ort zu erinnern. Dort, wo Weltgeschichte stattfand. Der „Liberation Tower“ wird nun eröffnet. Der Weg bis dahin war lang und hart.

 Olaf Prinz zeigt Stücke einer auf dem Feld neben dem Turm abgestürzten Spitfire.

Olaf Prinz zeigt Stücke einer auf dem Feld neben dem Turm abgestürzten Spitfire.

Foto: Thomas Hesse

Olaf Prinz hat allen Grund zur Freude, denn er hat sich einen Traum verwirklicht. Der Mehrhooger Künstler wird am Dienstag, 2. November, den „Liberation Tower“ offiziell eröffnen. Die Gedenkstätte am Thülenweg (ohne Hausnummer) im Hinterland zwischen Hamminkeln und Wesel erinnert an ein Ereignis, als Weltgeschichte in der niederrheinischen Provinz stattfand – die größte je stattgefundene Luftlandeaktion. Sie hieß „Operation Varsity“ und markierte einen entscheidenden Punkt am Ende des Zweiten Weltkrieges (siehe Infobox).

Dieses Ereignis wird trotz seiner Bedeutung bisher in der Isselstadt nicht öffentlich dokumentiert. Prinz schließt mit seiner Initiative diese Lücke. Es ist ein kleines, aber eindrückliches Museum auf zwei Etagen eines ehemaligen Stromturms mit interessanten Schaustücken entstanden. „Ich freue mich sehr, dass es nun endlich soweit ist, den Turm der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Ausstellung ist so plakativ wie möglich gehalten. Es gibt viele Fotos von der Luftlandung und Originalteile des Geschehens von damals. Sie wurden teils auf den Feldern am Turm gefunden oder ruhten in Kellern“, sagt Prinz.

Die Idee, sich um den Erwerb der ehemalige Trafostation zu bewerben, sei von Holger Busse, einem historisch interessierten Freund aus Wesel, gekommen. „Ursprünglich wollte die Familie Klump aus Hamminkeln das Konzept der Gedenkstätte realisieren. Aus familiären Gründen haben sie sich allerdings wieder davon verabschiedet. Freundlicherweise konnte ich das bereits erstellte Konzept zur Weiternutzung der Trafostation übernehmen“, erzählt Olaf Prinz. Also erwarb er den Bau im Januar 2019 für den symbolischen Preis von einem Euro von Innogy/Westnetz.

„Ich war mir aber nicht bewusst, was noch alles auf mich zukommen würde“, blickt er zurück. Es fing mit dem undichten Dach an. Das war schnell erledigt. Aber die komplette Renovierung des eigentlich kleinen Gebäudes hatte es in sich und zog sich über ein Jahr hin. Von Durchbrüchen in den Betondecken, deren Schließung, Bauen eines neuen Fensters, Reparatur der alten Türe, Verputzen der Wände, neue Elektrik, neuer Stromzähler, neue Treppen, Deckenluken, Streichen, Absturzgitter, grafische Arbeiten am PC und so weiter– es sei so gut wie alles bei den Renovierungsarbeiten vertreten gewesen.

 Gibt es auch zu sehen: ein amerikanischer Fallschirmjäger.

Gibt es auch zu sehen: ein amerikanischer Fallschirmjäger.

Foto: Thomas Hesse

Am Ende kommt es auf den Inhalt in den renovierten Räumen an. Durch jahrelanges Sammeln von Ausstellungsstücken der Luftoffensive vom 24. März 1945 hatte Olaf Prinz genug Schaumaterial, die Vitrinen waren dann auch schnell gefüllt. „Dies ist mir besonders wichtig zu betonen: Im Turm befinden sich zu 99 Prozent Dinge aus der Region Wesel/Hamminkeln aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Alles Originalstücke, die an das Grauen des Krieges und an die Opfer erinnern sollen“, sagt er. Ob zivile Opfer oder militärische Opfer, keines dürfe je vergessen werden.

Viele Fundstücke wurden privat abgegeben, zum Beispiel vier Räder eines Halbkettenfahrzeuges, die in Flüren jahrzehntelang einen Taubenstall trugen. Oder der Fallschirm eines Amerikaners, das Stück wurde viele Jahre in Lackhausen aufbewahrt. Dazu gehören aber auch ganz simpel Rasierer und Essgeschirr nebst zwei Tütchen mit Nescafé und Zitronensaftpulver, gefunden auf dem Feld neben dem Turm.

 Auch diese Munitionskiste steht im alten Trafoturm.

Auch diese Munitionskiste steht im alten Trafoturm.

Foto: Thomas Hesse

„Viele Leute haben mir geholfen“, sagt Prinz. So ist der Turm und sein Inhalt ein Stück Erinnerung und Aufklärung zugleich. Örtliche kleine und große Geschichte zum Nacherleben also. Deshalb sollen Schulklassen angesprochen werden, um die besondere Heimatkunde zu erleben. Zum Thema gehört auch eine Botschaft, die amerikansche Veteranen vor Kurzem installiert haben. Rechts neben dem Turm erinnert die „Be merciful“-Plakette („Sei barmherzig“) an das Ereignis, das viele Menschenleben kostete und in jenen Tagen das Ende des Krieges entscheidend näherbrachte.

Olaf Prinz ist Mehrhooger, passionierter Sammler und aktives Mitglied der Erinnerungsgemeinschaft zur alliierten Luftlandung. Er betont, dass er keine Eröffnung mit „Tam-Tam“ will, aber alle seien herzlich eingeladen zum Start am nächsten Dienstag um 14 Uhr. „Ich werde mir große Mühe geben, dem Ereignis gerecht zu werden“, so Prinz, der das Thema Kriegsende in Hamminkeln als Privatmann aufgegriffen hat und die Erinnerung an die Ereignisse wachhalten will. Von der Stadt hat er nichts gehört zur Veranstaltung, das Thema Luftlandung findet im öffentlichen oder musealen Leben weder statt noch Gehör. Trotz der geschichtlichen Bedeutung.

Am Turm selbst sind kaum Parkmöglichkeiten vorhanden, auch eine Toilette gibt es nicht. Olaf Prinz: „Daher bitte ich im Außenbereich zu parken oder mit dem Rad zu kommen. Sitzplätze stehen nur in geringer Anzahl zur Verfügung.“ Für historische Fahrzeuge bis 1945 stehe die Wiese rechts neben dem Turm zur Verfügung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort