Brünen im Kreis Wesel Weltkriegs-Granate explodiert bei Waldbrand

Kreis Wesel · In Brünen gab es einen spektakulären Feuerwehreinsatz. Die Gefahr von Bränden im Wald steigt generell: Reinhard Krebber, Vorsitzender des Waldbauernverbandes im Kreis Wesel, ruft deshalb alle Bürger zu Achtsamkeit bei den Waldbesuchen auf.

 Die verbrannte Fläche in einem Waldstück in Brünen. Hier explodierte am Sonntag eine Weltkriegsbombe. Weitere Munition wurde gefunden.

Die verbrannte Fläche in einem Waldstück in Brünen. Hier explodierte am Sonntag eine Weltkriegsbombe. Weitere Munition wurde gefunden.

Foto: feuerwehr brünen

Die Corona-Krise stellt auch die Waldbesitzer vor besondere Herausforderungen. Wenn sich die Besucher nicht an die Regeln halten, steigt die Gefahr von Waldbränden, manchmal mit ungeahnten Folgen. Der Löschzug Brünen meldete am Montag einen Einsatz vom Sonntag, der einen ungeahnten Verlauf nahm: In einem Waldstück am Horster Weg nahe der Isselbrücke brannte das Unterholz auf einer Fläche von etwa 50 mal 20 Metern. Während der Löscharbeiten kam es zu einem Knall, bei weiterer Erkundung wurde festgestellt, dass eine Weltkriegs-Granate explodiert war. Des Weiteren wurde dort weitere Weltkriegsmunition gefunden. Die Feuerwehr löschte die Munition aus sicherer Distanz.

Wegen der Kontaktverbote suchen mit steigenden Temperaturen immer mehr Menschen den Wald als Rückzugsort auf. Das Regionalforstamt Niederrhein mit Sitz in Wesel ruft seit wenigen Tagen alle Besucher dazu auf, strikt die Verhaltensregeln im Wald zu beachten. Die steigende Gefahr von Feuern beweist auch ein Heckenbrand in Schermbeck vom Montagmorgen, der durch die Freiwillige Feuerwehr gelöscht worden musste.

 Reinhard Krebber hat auf einem sturmgeschädigten Stück im Aaper Busch 3000 Deutsche Lärchen neu angepflanzt.

Reinhard Krebber hat auf einem sturmgeschädigten Stück im Aaper Busch 3000 Deutsche Lärchen neu angepflanzt.

Foto: Fritz Schubert
 Am Gut Aap haben Unbekannte ein nagelneues Naturschutzgebiet-Schild beschmiert.

Am Gut Aap haben Unbekannte ein nagelneues Naturschutzgebiet-Schild beschmiert.

Foto: Fritz Schubert

Reinhard Krebber (58), Waldbauer aus Wesel, appelliert an die Waldbesucher, achtsam zu sein. Ihm gehören im Aaper Busch 60 Hektar Wald, weitere 20 liegen an seinem Hof am Krudenburger Weg, wo er Milchkühe hält, Bullenmast und Ackerbau betreibt. Krebber ist außerdem Vorsitzender des Waldbauernverbandes im Kreis Wesel. Er beobachtet, dass viele Menschen sich nicht angemessen im Wald verhalten. Das besorgt ihn.

„Ein Hotspot“, beschreibt Reinhard Krebber die Situation im stadtnahen Aaper Busch. Das Gebiet zwischen dem Fusternberg, dem Schornacker und der Lippe ist auch an einem normalen Wochentag stark frequentiert. Doch jetzt sind hier noch mehr Menschen unterwegs – viele mit dem Hund. An der Ecke Brunnenstraße/In der Luft herrscht ein Kommen und Gehen. Viele Frauchen und Herrchen interpretieren die Anleinpflicht eigenwillig. Eine Richtung Lippehafen abfallende Wiese ist von Trampelpfaden durchzogen. „Landwirtschaftiche Nutzfläche, die gemäht wird“, sagt Krebber. Es ist nicht seine Wiese. Dass hinten in der Ferne eine Frau ihren Hund darauf herumtollen lässt, gefällt ihm trotzdem nicht.

Am nahen Weg neben dem Wald steht ein Schild, das die Gegend als Naturschutzgebiet (NSG) ausweist und die Regeln auflistet. Schon mindestens dreimal, so Krebber, sei es umgedreht und beschädigt worden. Beschmiert ist es an einer Ecke auch jetzt. Ein ganzes Stück weiter am Gut Aap wird noch deutlicher, was manche Zeitgenossen von NSG-Schildern halten. Die neuen Tafeln sind mit schwarzer Sprühfarbe unlesbar gemacht worden. Dabei sind die NSG-Auflagen nur ein Teil. Rund 30 Hektar Wald im Aaper Busch sind sogar als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) ausgewiesen. Es sind also Naturschutzflächen von europäischer Bedeutung und unterliegen noch strengeren Benimm-Regeln. „Die Gesellschaft hat sie aufgestellt, also muss die Gesellschaft – wir alle – sie auch einhalten“, sagt Waldbauer Krebber. „Jeder darf sich hier bewegen – übrigens auf eigene Gefahr – und meinetwegen auch mit einem Baum kuscheln, aber er muss die Regeln beachten.“

Was frei laufende Hunde anrichten können, beschreibt Krebber aus Sicht des Ackerbauern: Neben einem Forststück liegt sein Gerstenfeld. Ein kräftiger Hund kann locker einen mehrere Kilo schweren Ast draufschleppen, der bei der Ernte dann im Mähdrescher landet. Die Reparatur kostet mehrere Tausend Euro. Wer Rinder hält, kann auch böse Überraschungen erleben. Zum Beispiel wenn diese einen vergessenen Wurfball versehentlich mitfressen und daran zugrunde gehen. Von der Übertragung von Würmern durch Hundekot auf einer zum Abtransport bereitliegenden Heumiete ganz zu schweigen.

Aktuell spricht Krebber wie das Forstamt von erhöhter Waldbrandgefahr. „Im März haben 100 Millimeter Niederschlag gefehlt“, sagt er. Grundwasser liege im Aaper Busch bei etwa sieben Meter Tiefe, in tieferen Lagen und Lippenähe bei etwa vier Metern. Das Laub am Boden sei knochentrocken. Auch Sumpflöcher seien trocken, allein der Hünxer Wald sei nass genug.

Zu Dürre und Sturmschäden gesellt sich für Waldbauern – besonders im Sauerland für Fichten – der Borkenkäfer als Problem. Allgemein, so Krebber, seien die Holzpreise am Boden. Er selbst ist dabei, seinen Bestand von nicht ortstypischen Nadelbäumen, die früher als Grubenholz im Bergbau Verwendung fanden, auf Laubbäume umzustellen.

Das Verhältnis 60:40 hat er schon auf 40:60 umgekehrt und tut was für den Klimaschutz. 2019 hat Krebber auf einem sturmgeschädigten Stück 3000 Deutsche Lärchen neu angepflanzt. In 30 Jahren könnten sie zum ersten Mal Geld einbringen, endgültig fertig wären die Bäume dann in 100 Jahren. „Das ist dann was für meine Nachkommen“, sagt der 58-Jährige. Damit die was davon haben, die Natur im Gleichgewicht bleibt und jedermann sie achtet, hofft der Waldbauer auf das erzieherische Wirken der Ranger des Regionalverbandes Ruhr (RVR), die 2019 erstmals im Kreis eingesetzt worden waren.

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