Kreis Wesel Kreisleitstelle rückt ans Kreishaus heran

Kreis Wesel · Vier Jahre, nachdem die Raumnot offensichtlich geworden ist, steht nun der Beschluss zum Neubau der Kreisleitstelle. Das Domizil im Dachgeschoss der Weseler Feuerwache wird geräumt. Die Notrufzentrale zieht zur Jülicher Straße um.

 Lars Rentmeister, Ludger Erwig und Peter Giesen (v.l.) haben vom Kreishausdach den Blick auf die Garagen (Mitte), wo die Leitstelle entstehen wird.

Lars Rentmeister, Ludger Erwig und Peter Giesen (v.l.) haben vom Kreishausdach den Blick auf die Garagen (Mitte), wo die Leitstelle entstehen wird.

Foto: ekkehart malz

Vorsichtig, ganz vorsichtig gehen sie im Kreishaus mit dem Thema Leitstelle um. Das mag gerechtfertigt sein. Sicherheit ist ein sensibles Thema. Doch hier sind die Hintergründe anderer Natur. Nach allem Hin und Her samt hausinternen Pannen will die Verwaltung jetzt bloß nichts Falsches mehr sagen. Zeichnungen gibt es noch nicht, geschweige denn einen Zeitplan. Aber es gibt einen Kreistagsbeschluss mit Standortentscheidung: Die Kreisleitstelle fürs Rettungswesen zieht vom Dachgeschoss der Weseler Feuerwache in einen Neubau an der Jülicher Straße. Als Kosten sind 5,86 Millionen Euro kalkuliert — auf Basis 2012.

Kämmer Peter Giesen, auch fürs Bauliche zuständig, und Lars Rentmeister, Vorstand mit Geschäftsfeld Gefahrenabwehr, wissen, wohin die Reise gehen muss. In Steinwurfnähe zum Kreishaus, wo an der Jülicher Straße schon die Sparten Jugend, Gesundheit, Veterinär- und Lebensmittelwesen residieren, gibt es eine geeignete Fläche von gut 1000 Quadratmeter. Noch stehen da Garagen, vom Bauhof genutzt. Nun beginnt die Projektvorbereitung zur Planung durch Architekt Michael van Ooyen (Straelen), der Erfahrung mit Leitstellen hat (Düsseldorf, Bonn). Zu konzipieren ist ein Bau, der 600 Quadratmeter Platz für die Disponenten (insgesamt 32 Mitarbeiter) bietet, plus Raum für Technik, die allein 1,7 Millionen verschlingt. Fünf Tische sind für die Normalschicht vorgesehen, insgesamt sollen acht bis neun aufgebaut werden, um bei Krisen (Orkan, etc.) die Flut der Anrufe bewältigen zu können.

Das Dachgeschoss der Feuerwache wurde zuletzt immer unzureichender, Erweiterungsmöglichkeiten waren begrenzt. Für Ruheräume war eine Wohnung an der nahen Isselstraße angemietet. 2009 war klar, dass es nicht mehr reicht. Es folgte viel Rechnerei und der verhängnisvolle Plan, ins Ex- Medienzentrum im Untergeschoss des Kreishauses umzuziehen. Was die reine Fläche angeht, wäre es gegangen. Die Höhen aber reichten unter anderem wegen der Technik-Belüftung nicht. Überdies fehlte Licht, und für den Anbau war draußen ein Regenrückhaltebecken im Weg. Am Ende lagen Umbau- und Neubaukosten so beieinander, dass man getrost die risikoärmere Variante wählen konnte.

Die Zahlen der zu bearbeitenden Einsätze haben sich dramatisch verändert. 1995 bis 1998 schlugen in den Nachrichtenzentralen Wesel, Dinslaken und Moers sowie der alten Leitstelle jährlich zusammen rund 33 500 Vorgänge zu Buche. Daraus wurden Bedingungen für die Zusammenlegung abgeleitet, doch lag man 2008 bei 114 000 Einsätzen — Brände, technische Hilfen, Krankentransporte, Notfallrettungen, Fehlalarme und "Spaß"-Anrufe. Wobei, so Rentmeister, der Abteilung Fehl und Spaß nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden sollte. Der Anstieg von 2008 hänge mit dem verstärkten Handy-Aufkommen zusammen. "Sonstiges, erst ab 2003 erfasst und ab 2006 rechnergestützt festgehalten, schoss regelrecht durch die Decke — von 4000 auf 40 000 Anrufe im Jahr", so Rentmeister. Da sind dann auch Patienten dabei, die bei Zahnschmerz am Wochenende unter 112 nach der Rufnummer des kassenärztlichen Notdienstes fragen.

(RP)
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