Polizei im Kreis Wesel warnt Telefonbetrüger nutzen Corona-Angst

Kreis Wesel · Schwere Zeiten für Kriminelle: In der Corona-Pandemie sind Einbrüche kaum noch möglich. Die Polizei beobachtet aber mit Sorge, dass Telefonbetrüger zunehmend Senioren ins Visier nehmen. Das zeigt auch ein aktueller Fall aus Wesel.

Die Corona-Pandemie hat deutliche Auswirkungen auf das Kriminalitätsgeschehen auch im Kreis Wesel. Detaillierte Zahlen für den April liefert die Polizei in wenigen Tagen. Schon jetzt aber zeigt sich: In den meisten Deliktfeldern wie Einbruch, Taschendiebstahl oder Raubdelikte sind die Zahlen stark rückläufig. In der vergangenen Woche gab es im gesamten Kreis Wesel nur einen Wohnungseinbruchsversuch und einen Einbruch. Mit Sorge beobachtet die Polizei aber weiter die Entwicklung beim Telefonbetrug.

„Viele Täter nutzen hier die Corona-Krise aus, um Kontakte zu Senioren aufzunehmen“, sagt Björn Haubrok, Sprecher der Polizei Wesel. So würden sich die Täter bei Personen melden mit dem Satz: „Rate mal, wer hier am Apparat ist.“ In froher Erwartung eines Telefongesprächs würden die Senioren dann den Namen eines Bekannten sagen. So kommt der Betrüger dann in ein tieferes Gespräch, an dessen Ende er es immer auf Wertgegenstände oder Bares abgesehen hat. Eine andere Masche ist die, dass ein Betrüger sich am Telefon meldet und vorgibt, wegen des Coronavirus’ im Krankenhaus zu liegen. Er brauche ein dringendes Medikament, das sehr teuer sei. Wegen des Kontaktverbots könne er es nicht persönlich vorbeikommen. Das Geld werde dann ein Bekannter abholen.

Dass die Telefonbetrüger aktuell unterwegs sind, bestätigte ein Weseler Rentner, der in der Innenstadt wohnt. Am Dienstag wurde er von einem Telefonbetrüger angerufen und berichtete im Nachgang unserer Redaktion von einem kuriosen Gespräch. „Der Betrüger hat sich erst bei mir als Polizist gemeldet und mich davor gewarnt, dass auf der Blücherstraße in Wesel ein bewaffneter Mann herumlaufe“, berichtet der Weseler Rentner. In der Folge habe ihn der Betrüger dann gefragt, ob Wertgegenstände im Haus seien, die die Polizei sichern könne.“ Der Rentner ahnte, dass es sich um einen Telefonbetrüger handeln müsse. „Bei mir gibt es keine Wertgegenstände“, erwiderte also der Rentner am Telefon. Der schnell entnervte Betrüger habe dann am Telefon „Arschloch“ gesagt und aufgelegt.

Der Rentner meldete sich der Polizei, die schrieb eine Anzeige gegen unbekannt.

Der Fall zeigt, wie skrupellos die Telefonbetrüger vorgehen, wie sicher sie sich auch fühlen müssen. Polizeisprecher Björn Haubrok berichtet, dass hinter solchen Telefonbetrugsaktionen oftmals Banden steckten, deren Call-Center in osteuropäischen Staaten sind. Mit anonymer Nummer würden sie anrufen. Die eigentlichen Betrüger am Telefon seien gut geschult, hätten oftmals gute rhetorische Fähigkeiten. Die Personen, die dann in Deutschland vor Ort die konkrete Tat ausführen, indem sie etwa Geld oder Wertgegenstände bei den Senioren abholen, seien nur die „kleinen Lichter“. So habe die Polizei in der Vergangenheit eine Frau auf frischer Tat bei der Übergabe festgenommen. Die habe dann gesagt, dass sie aus Osteuropa mit dem Bus in den Kreis Wesel gekommen sei. Das ist Anzeichen dafür, dass die kriminellen Banden ihre Mittelsmänner in die Zielregionen senden, um dort möglichst große Beute zu machen. Die Polizei beobachtet sogar, dass ganze Straßenzüge der Reihe nach abgearbeitet werden.

Generell rät die Polizei, bei solchen Gesprächen auf keine Angebote einzugehen und aufzulegen, danach die Polizei zu verständigen. In Einzelfällen versucht die Polizei auch, den Tätern Fallen zu stellen, um sie aufzuspüren, sagt Björn Haubrok. Er betont: „Die meisten Fälle sind nur Versuche.“

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