Nach Corona-Ausbruch in Coesfeld Kreis Wesel nimmt Fleischbranche ins Visier

Kreis Wesel · Wie ist die Lage der Fleischindustrie im Kreis Wesel? Gibt es hier die Gefahr einer Ausbreitung des Coronavirus durch Sammelunterkünfte für Arbeiter von Schlachtereien? Die Kreisverwaltung hat Tests vorgenommen und will in Kürze Ergebnisse vorlegen?

 Blick in das Kühlhaus einer Schlachterei.

Blick in das Kühlhaus einer Schlachterei.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Kontrolleure der Kreisverwaltung haben in den vergangenen Tagen verschärft die Zustände in der Fleischindustrie der Region in den Blick genommen. Nach den Vorfällen in Coesfeld, wo ein Coronavirus-Ausbruch unter zahlreichen Mitarbeitern eines fleischverarbeitenden Betriebs entdeckt worden war, steht die Branche stark im Fokus. Wie der Kreis Wesel auf Anfrage am Montag mitteilte, stünden einige wenige Ergebnisse noch aus. „Sobald die Daten gesammelt vorliegen, wird der Kreis Wesel eine Pressemitteilung versenden.“ Dies werde vermutlich schon am Dienstag der Fall sein, sagte die Kreisverwaltung. Nach der Lage in der Fleischindustrie im Kreis Wesel hat am Montag auch die Grünen-Kreistagsfraktion gefragt.

Klassische Schlachterei-Großbetriebe gebe es im Kreis Wesel nicht, teilte die Kreisverwaltung mit. Wohl aber gebe es handwerklich und mittelständisch strukturierte Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe, die nicht auf Mitarbeitende zurückgreifen, die in Sammelunterkünften beherbergt werden. Mehrere Prüfungen in Kommunen in den vergangenen Tagen zeigen: Insbesondere in Sammelunterkünften mit beengten Platzverhältnissen besteht ein Risiko der ungehinderten Verbreitung des Coronavirus.

Die Kreisverwaltung Wesel erklärte, dass sie sich des erhöhten Infektionsrisikos in Sammelunterkünften bewusst sei, auch außerhalb der Fleischindustrie, und derzeit ein abgestimmtes Vorgehen mit den kreisangehörigen Kommunen vorbereite. Entsprechend könnten hier die Kontrollen jetzt intensiviert werden.

Der Kreis Coesfeld, wo es zu einer Corona-Ausbreitung in der Fleischindustrie gekommen war, grenzt an die Kreise Borken und Recklinghausen, die wiederum an den Kreis Wesel angrenzen. In Coesfeld ist inzwischen der wichtige Wert der Sieben-Tage-Inzidenz auf 36,4 gedrückt – und damit unter der kritischen Marke von 50. Der Kreis Wesel erreicht gute Werte mit aktueller Sieben-Tage-Inzidenz von nur 5,4. Nur drei Neuinfektionen wurden am Montag nach dem Wochenende vermeldet.

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) am Niederrhein wiederum teilte die kürzlich geäußerte Sorge von Prälat Peter Kossen, Sozialpfarrer und KAB Diözesanvorstandsmitglied, dass vor allem Arbeitsmigranten in vielen Branchen Infektionen schutzlos, am Arbeitsplatz und in den Gemeinschaftsunterkünften, ausgesetzt seien, wenn Politik und Arbeitgeber nicht unverzüglich handelten. Der Arbeitskreis „Prekäre Arbeit“ der KAB in den Bezirken Kleve und Wesel kritisiert, dass auch am Niederrhein Arbeitskräfte, besonders aus Bulgarien, Rumänien und anderen osteuropäischen Staaten, in Großbetrieben ausgebeutet würden.

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