Wesel Kreis-Grüne diskutieren über Bergbau-Altlasten

Wesel · Acht Tagesordnungspunkte enthielt die Einladung des Weseler Kreisverbandes Bündnis 90/Die Grünen zu seiner Mitgliederversammlung im SCI-Café "Lyzeum" am Moerser Hans-Albeck-Platz. Die wichtigsten davon waren die Wahl von vier Delegierten und deren Stellvertreter zur nächsten Bundesdelegiertenkonferenz Ende November in Halle, die Bitte des Kreisverbandes Borken, sich dort massiv gegen weitere Atommülllagerungen im Brennelementelager Ahaus einzusetzen, sowie die Ernennung zweier neuer Rechnungsprüfer und die turnusmäßige Berichterstattung des Vorstandes und weiterer Gremien zu diversen politischen Aktionen und Vorhaben.

Dazu kam als besonderer Themenschwerpunkt ein 90-minütiger Vortrag des Biochemikers und einstigen Abteilungsleiters im NRW-Umweltministerium, Dr. Harald Friedrich, zur Problematik von PCB-verseuchten Grubenwässern. Die hoch giftigen und Krebs auslösenden Chlorverbindungen seien bis zu ihrem weltweiten Verbot 2001 unter anderem in den Steinkohlebergwerken im Ruhrgebiet und am Niederrhein in Hydraulikölen von Maschinen, Kondensatoren und Förderbändern verwendet und später unter Tage belassen worden, wo sie nach der Stilllegung der Bergwerke durch den damit verbundenen Anstieg des Stollenwasserspiegels das Grundwasser zu verseuchen drohten.

Das Abpumpen, so berichtete Dr. Friedrich, würde selbst dann noch viele Millionen Euro kosten, wenn man wie bei der Ruhrkohle AG angedacht, diese Grubenwässer zunächst sammeln und dann ohne weitere kostenaufwendige Klärung bei Walsum und Lohberg in den Rhein verklappen würde. Dabei bestehe die Gefahr, dass die Chlorverbindungen in die Landschaft gerieten und dort über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangten, wo sie langfristig gesundheitliche Schäden wie Krebs, männliche Unfruchtbarkeit sowie körperliche und geistige Entwicklungsstörungen bei Heranwachsenden verursachen könnten, so der Referent.

Nach dem Vortrag nutzten die rund 40 Kreisverbandsmitglieder das Angebot zu einer ausgiebigen Fragerunde, ohne am Ende jedoch eine konkrete politische Maßnahme zu dem Thema zu beschließen.

(lang)
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