Wesel Korb und Tasche als Alternative zur Tüte

Wesel · EU plant das Aus für dünne Plastiktüten. Was sagen die Verbraucher? Die RP hat sich auf dem Weseler Markt umgehört.

 Hans Kannenberg aus Kevelaer würde sein Geflügel gerne nur in Pergamentpapier anbieten. "Doch alle Kunden verlangen Tüten."

Hans Kannenberg aus Kevelaer würde sein Geflügel gerne nur in Pergamentpapier anbieten. "Doch alle Kunden verlangen Tüten."

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Normalerweise ist Stefan Tebbes Frau für den Lebensmitteleinkauf der Familie zuständig. Aber gestern war er es, der am Gemüsestand von Klaus Raab auf dem Weseler Wochenmarkt Kartoffeln geholt halt. Verpackt in einer dieser dünnen Plastiktüten, die der EU ein Dorn im Auge sind. Bekanntlich sollen in den nächsten zwei Jahren die EU-Staaten dafür sorgen, dass der Einwegtütenverbrauch um bis zu 80 Prozent sinkt.

 Heike Semrock hat immer eine Stofftasche dabei. Doch meist packen die Händler die Ware automatisch in dünne Beutel.

Heike Semrock hat immer eine Stofftasche dabei. Doch meist packen die Händler die Ware automatisch in dünne Beutel.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

"Das ist absolut in meinem Sinne", sagt Stefan Tebbe, der ein großes Problem darin sieht, dass jährlich Hunderttausende Vögel und Meeressäuger durch die schlecht abbaubaren Tüten sterben. "Meine Frau nimmt immer eine Jutetasche mit. Und ich werde künftig versuchen, es ebenso zu machen. "

 Um möglichst wenig Obsttüten zu verbrauchen, nimmt Dieter Perret stets zwei Tragetaschen mit auf den Wochenmarkt.

Um möglichst wenig Obsttüten zu verbrauchen, nimmt Dieter Perret stets zwei Tragetaschen mit auf den Wochenmarkt.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Gleich zwei Stofftaschen hat Marktkunde Dieter Perret dabei. Und nicht erst, seit er in der RP über das bevorstehende Aus für die Obst- und Gemüsebeutel gelesen hat. "Doch der Bericht hat nochmals für das Thema sensibilisiert. Jeder sollte sich Gedanken machen und die nötigen Konsequenzen ziehen", sagt er.

 Hans Kannenberg aus Kevelaer würde sein Geflügel gerne nur in Pergamentpapier anbieten. "Doch alle Kunden verlangen Tüten."

Hans Kannenberg aus Kevelaer würde sein Geflügel gerne nur in Pergamentpapier anbieten. "Doch alle Kunden verlangen Tüten."

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Neben ihm steht Heike Semrock, die bei Klaus Raab unter anderem Ingwer, Kopfsalat und Porree kauft, der alles in Plastiktüten packt. Dabei hat Heike Semrock eine hübsche Tragetasche mit Rosenmuster dabei. "In der Hektik passiert das schon mal", entschuldigt sich Raab und erklärt, dass viele seine Kunden auf eine Tüte bestehen. "Weil beispielsweise Salat noch feucht ist. Besser als eine Stofftasche ist da ein Korb." Gegen einen Verbot der dünnen Tüten, von denen er an guten Markttagen mehrere Hundert benötigt, hätte er persönlich nichts einzuwenden. Schließlich verursachen sie auch Kosten. Für 2000 Stück zahlt er rund 17 Euro.

 Heike Semrock hat immer eine Stofftasche dabei. Doch meist packen die Händler die Ware automatisch in dünne Beutel.

Heike Semrock hat immer eine Stofftasche dabei. Doch meist packen die Händler die Ware automatisch in dünne Beutel.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Völlig andere Erfahrungen als die RP bei ihrer spontanen Kundenumfrage macht Geflügelhändler Hans Kannenberg aus Kevelaer. "Noch vor 25 Jahren", sagt er, "habe ich die Ware lediglich in Pergamentpapier gewickelt. Heute wollen die Kunden zum Teil zwei Tüten, weil sie Angst haben, dass eine kaputt geht."

Ob kaputt oder nicht: meist landen die Tüten im Gelben Sack und werden verwertet. Das ist zwar besser als beispielsweise in Großbritannien, wo nur fünf Prozent der Plastiktüten recycelt werden. Aber nach Überzeugung von Friederike Farsen, Abfallberaterin der Verbraucherzentrale NRW mit Sitz in Düsseldorf, nicht akzeptabel. "Aber auch Papiertüten sind keine echte Alternative, weil auch hier Rescourcen verschwendet werden", sagt sie auf Anfrage. Die Fachfrau plädiert für eine Besteuerung der Tüten, um den Verbrauch deutlich zu drosseln. Das habe in Irland zu einem deutlichen Rückgang geführt. Wie berichtet, sank der Pro-Kopf-Verbrauch auf der grünen Insel innerhalb von zehn Jahren um 95 Prozent – von 328 auf 21 Tüten.

Friederike Farsens Tipp: "Am besten, man nimmt zum Einkaufen einen Korb mit." Sie jedenfalls macht es so beim Gang über den Wochenmarkt.

(RP)
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