Slixs überzeugt im Willibrordi-Dom Eine Hommage an Bach voller Überraschungen

Wesel · Beim A-cappella-Abend am Sonntag im Willibrordi-Dom gab es diesmal ungewöhnlicherweise nur Klassik. Die Gruppe Slixs begeisterte dabei die Zuschauer. Wie den sechs Musikern das gelang.

 Die Gruppe Slixs überzeugte am Sonntag bei ihrem Auftritt im Willibrordi-Dom die Zuschauer.Foto:

Die Gruppe Slixs überzeugte am Sonntag bei ihrem Auftritt im Willibrordi-Dom die Zuschauer.Foto:

Foto: Teo Otto Theater

Vor fünf Jahren drehte Ulrike Haibach-Daniel den Ton ihres Autoradios auf. Im Deutschlandfunk hörte sie den feinen, kraftvollen A-capella-Sound einer Vokalgruppe, die sich in ihrem „QuerBach“-Programm den Kompositionen von Johann Sebastian Bach rein gesanglich widmete. Stimmen pur, dachte Haibach-Daniel, das habe sie toll gefunden und fortan daran gearbeitet, eine von Deutschlands besten Vokalgruppen zu einem Konzert des Vereins R(h)ein-kultur-welt zu holen. Am Sonntag war es dann soweit. Slixs gastierte im sehr gut gefüllten Willibrordi-Dom, und das Publikum war begeistert von Klangbild, Gesangsstärke und der in vielen gemeinsamen Jahren entwickelten, perfekten Abstimmung der fünf Sänger und einer Sängerin. Da waren Jubel am Ende und die Zugabe keine Frage.

Das Konzert war auch so etwas wie die Befreiung von Corona-Einschränkungen – für Veranstalter wie für Musiker. „Nach zwei Jahren durften wir wieder vor die Tür“, witzelte das Sextett und sang wie befreit im Dom. Das Publikum war erwartungsfroh und gespannt auf Kultur, eben wie nach längerer Enthaltsamkeit offen und positiv gestimmt. Dass auch noch in der großen Kirche eine erstklassige Technikanlage aufgebaut war – Sponsoren machten es möglich – brachte den Feinschliff des rein gesanglichen Sounds im hohen, weiten Bau. Die Singfreude von Katharina Debus, Gregorio D. Hernández, Konrad Zeiner, Karsten Müller, Thomas Piontek und Michael Eimann war üppig und kam zum Ausdruck in klaren Klangfarben, Lautmalerei und Vocal Percussion. Zehn Jahre in unveränderter Besetzung hat den abgestimmten, kompakten Sound geprägt – das merkt man, und das war prägend auch beim Weseler Konzert.

Bach auf vokale Art – das Programm „QuerBach“ war ein A-cappella-Abend, der „crossover“ in die Welt der Klassik passt. Dieser Ansatz hat Slixs konzertant und bei Festivals weit in der Republik herumgebracht. Die Vokalarrangements von Slixs sind interessant, auch innovativ und ein eigener Zugang in Bachs Welt. Sätze aus dem a-Moll Violinkonzert, die Orgelfuge in c-Moll, einige klug ausgewählte (und gut erklärte) Goldberg-Variationen – die Übertragung in A-cappella-Varianten war insgesamt eine Freude und es gelang, den großen musikalischen Bogen durch Bachs Welt zu spannen. Inklusive Überraschungen, wie rein Instrumentales von einem hervorragenden sechsstimmigen Ensemble – das war absolut hörenswert. Ein bisschen mehr Groove hätte aber nicht geschadet. Der intensiv erklatschte Zugabe-Rockklassiker ließ es hören.

Man muss den Verein Verein R(h)ein-kultur-welt einfach loben, diesen A-cappella-Abend nach Wesel und dann noch in den Dom geholt zu haben. Deshalb war es auch richtig, dass Ulrike Haibach-Daniel in der Eröffnung den Sponsoren dankte, so der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe und dem Programm „Neustart miteinander“ des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Kultur hat nach Corona einfach Förderung nötig.

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