Konzert in Schermbeck Ostertag und die Flohmarkt-Band

Schermbeck · Der Sänger und Songwriter Florian Ostertag gastierte im Schermbecker Begegnungszentrum. Mit Technik vom Flohmarkt erzeugt der Schwabe die Illusion, von einer mehrköpfigen Band begleitet zu werden.

 Der Sänger und Songwriter Florian Ostertag gastierte am Mittwoch im Schermbecker Begegnungszentrum.

Der Sänger und Songwriter Florian Ostertag gastierte am Mittwoch im Schermbecker Begegnungszentrum.

Foto: Helmut Scheffler

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Nachdem das für den Mai geplante „Wohnzimmerkonzert“ des Sängers, Komponisten und Songwriters Florian Ostertag wegen der Pandemie nicht stattfinden konnte, gelang es den „Schermbecker Landhelden“ mit einem Corona-Konzept dafür zu sorgen, dass der schwäbische Sänger am Mittwochabend im Begegnungszentrum gleich zwei Stunden lang zum Liederabend kam. 75 Besucher bedankten sich mit viel Beifall.

Vor dem musikalischen Auftritt erfuhren die Besucher von Bürgermeister Mike Rexforth, wie ein schwäbischer Sänger ins zwölfteilige Veranstaltungsprogramm der Schermbecker Kulturstiftung gelangen konnte. Vor zehn Jahren lernte Rexforth den damals 30-jährigen Sänger beim Pop-Festival in Haldern kennen. Der Schwabe erlebte jenen Augenblick mit, in dem Mike Rexforth seiner jetzigen Frau Ann-Christin im großen Kreise einen Heiratsantrag machte. „Und ich habe ja gesagt“, erzählte Ann-Christin Rexforth am Mittwochabend schmunzelnd den Konzertbesuchern, bevor der Sänger eine der Gitarren des Bürgermeisters signierte.

Im Mittelpunkt des Konzertes standen Lieder von Florian Ostertags neuem Album „Flo and the machine“, dessen Name an die englische Band Florence and the Machine erinnert, deren Rock-, Pop- und Folkrhythmen auch in Ostertags Selfmade-Songs wiederkehren. Der Album-Name ist aber auch eine treffende Bezeichnung für das Technik-Equipment, mit dessen Hilfe Ostertag auf die Begleitung eines Schlagzeugers oder weiterer Instrumentalisten verzichten kann. Der studierte Elektrotechniker hat es verstanden, mithilfe einer Bandmaschine und diverser Flohmarkttechniken bei den Zuhörern die Illusion zu erzeugen, einer mehrköpfigen Band zuzuhören.

Zu den meisten seiner facettenreichen englischsprachigen Songs erzählte Florian Ostertag die Anlässe fürs Entstehen der Lieder. So erfuhren die Zuhörer, dass das Lied „I’m not John Wayne“ als Protestsong gegen die Zigarettenwerbung von Marlboro entstand. In seinem Lied über die Regenzeit übertrug er das geografische Bild des temporären Regnens auf die nach langer Zeit wieder stattfindende Begegnung mit einem Menschen, den man dann wieder aus den Augen verliert.

Herzhaft wurde gelacht, als Ostertag an einen Werbefilm für sein Lied „Trifting“ erinnerte. Als er sich, von einer Drohne aus gefilmt, die Aare hinuntertreiben ließ, wurde er plötzlich von einem Mann beschimpft, der sich von der Drohne belästigt fühlte, weil seine Begleiterin nackt im Gras lag. Seine Gedanken beim Blick auf das eigene Spiegelbild veranlassten Ostertag zu einem selbstkritischen Lied über das Altwerden.

„Ich komme aus einem Land, wo man Dinge nicht wegwirft, weil man glaubt, sie irgendwann einmal gebrauchen zu können“, erläuterte der gebürtige Schwabe den Grund für eine mitgebrachte Schreibmaschine aus dem vorelektronischen Zeitalter, mit deren Hilfe er wenig später den begleitenden Rhythmus für seinen Song „Home“ erzeugte.

Ostertag verstand es, bei einigen Liedern die Zuhörer mit einzubinden. Ob beim Mitsummen in unterschiedlichen Tonlagen oder beim rhythmischen Klatschen: Den Zuhörern bereitete die Mitwirkung sichtliches Vergnügen.

Die Schermbecker Sängerin Annika Friedrich wird den Auftritt mit einem Sänger, der als festes Bandmitglied Lena Meyer-Landrut begleitete und die Musik für die Filme „About a Girl“ und „Zeit der Zimmerbrände“ lieferte, so schnell nicht vergessen. Mit langem Applaus bedankten sich die Zuhörer am Ende für eine rundum gelungene Präsentation von Liedern, die Ostertag auf verschiedenen Instrumenten begleitete.

(hs)
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