Niederrhein Kommunen haben noch viele Fragen zur Superstromtrasse

Niederrhein · Die Amprion-Informationsveranstaltung in Rees war quasi der Einstieg in die Detailplanung für die Erdkabel.

Es war paradox: Der massive Ausbau der Windkraft im Norden ist der Grund dafür, dass die neue Superstromtrasse zum Süden gebaut werden muss und damit auch durch Kevelaer führt. Und ausgerechnet der Wind war es gestern, der die beiden Vertreter der Stadt Kevelaer davon abhielt, sich auf den Weg zur Informationsveranstaltung nach Rees auf die andere Rheinseite zu machen. Die Brücke war gesperrt, zahlreiche Bäume blockierten die Strecke.

Gut also, wer von der rechten Rheinseite kam und so doch noch Rees erreichte. Wer allerdings gehofft hatte, Infos zu konkreten Bereichen zu bekommen, wurde enttäuscht. Die Vertreter von Amprion erläuterten noch einmal grundsätzlich, warum es zu der Vorzugstrasse gekommen sei. Hier gäbe es weniger Einschränkungen, sei mehr Freifläche, um die Trasse zu realisieren. Eine Sache machte Sebastian Knauf von Amprion aber noch einmal deutlich. Der von Amprion bevorzugte Korridor sei noch nicht die Trasse. "Dieser Korridor ist immerhin 1000 Meter breit, wo die Kabel genau verlaufen, das wird in den Abstimmungsgesprächen genau geklärt werden", sagte er. Für den eigentlichen Kabelbereich werden nur 24 Meter benötigt.

Beim Bau benötigen die Arbeiter zunächst 35 Meter Breite, zehn mehr als später für den Schutzstreifen nötig sind. Man will "bodenschonend" arbeiten, damit die Flächen schnell wieder bewirtschaftet werden können. Wie lange das genau dauern wird, hängt auch von der Beschaffenheit des Bodens ab. Bei einem Versuchsfeld in Raesfeld mussten die Bauern drei Jahre warten, bis sie den Acker wieder nutzen konnten, wenige Kilometer weiter in Borken reichte ein Jahr. "Zwischen diesen Zeitspannen wird sich das wohl bewegen", sagt Amprion-Sprecher Jonas Knoop.

Sebastian Knauf erläuterte auch noch einmal, warum Amprion sich dafür entschieden hat, bei Rees den Rhein mit dem Kabel zu unterqueren. Bei der Alternative Xanten habe es Probleme wegen der Archäologie, der Bislicher Insel und den Salzvorkommen gegeben. Bei der Variante in Walsum hätten Erholungsbereiche, ein Auskiesungssee und die Emscher-Naturierung gegen eine Rheinquerung an dieser Stelle gesprochen.

Im Raum steht noch eine mögliche Trasse, die bei Spellen den Rhein queren würde. Doch die lehnt Amprion als zu eng und zu schwierig ab. In Rees dagegen gebe es wenige "Engstellen", hier bleibe viel Raum, um das Kabel zu verlegen. Während das Kabel unter kleineren Flüssen "durchgeschossen" wird, ist das unter dem Rhein nicht möglich. Hier wird es einen richtigen Tunnel geben, der auch begehbar ist.

In der kommenden Woche ist am Dienstag, 23. Januar, ab 12 Uhr eine Infoveranstaltung für die Bürger, ebenfalls im Bürgerhaus Rees. Dann gibt es das Angebot, sich ganz genau die Flächen von Bürgern anzusehen, um zu schauen, ob da die Trasse verläuft.

Dass jetzt Rees die Vorzugsvariante ist, freut die Verantwortlichen dort natürlicherweise nicht. Andere dagegen atmen auf: "Wir sind froh, dass die Trasse nicht mehr durch Schermbeck führen soll", sagte Herbert Tekaat von der Gemeinde Schermbeck.

(zel)
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