Kommentar zur Woche Kurzer Wunschzettel nötig

Meinung | Wesel · Unser Kommentar zum Platanen-Plan: „Ein ehrlicher Wahlkampf wäre gegenwärtig wohl ein solcher, der nicht zu große Versprechungen macht, der das Ziel formuliert, das gegenwärtige Niveau zu halten.“

 Platanenallee in Büderich

Platanenallee in Büderich

Foto: Stadt Wesel

Dass bald in unseren Städten und Gemeinden gewählt wird, erkennt man daran, dass die Parteien aktuell eifrig Wunschlisten formulieren. Beispielhaft steht dafür die Entwicklung rund um das Denkmal Platanenallee in Büderich. Die Straße soll sowieso umgebaut werden, die Pläne dafür stehen. Kurz vor knapp sozusagen kommen SPD und CDU mit neuen Vorschlägen: Allee verlängern, Bäume beleuchten. Was kommt danach? Ganz Büderich zum Denkmal machen und mit einem riesigen Lichtkegel 24/7 illuminieren?

Wir befinden uns in der Corona-Krise und damit der vielleicht größten wirtschaftlichen Veränderung, die unser Land seit dem Zweiten Weltkrieg erfahren wird. Die Kurzzeitfolgen sind Kurzarbeit und Staatshilfen – auch Betriebe und Arbeitnehmer am Niederrhein sind betroffen. Das eine oder andere Unternehmen wird diese Phase nicht überleben. Die Politik muss die sich wahrscheinlich stark veränderten finanziellen Bedingungen im Blick haben, wenn sie jetzt im Kommunalwahlkampf ihre Wunschzettel formuliert. Politiker werden daran gemessen, wie viele ihrer Versprechen sie nach der Wahl halten können. Ein ehrlicher Wahlkampf wäre deshalb gegenwärtig wohl ein solcher, der nicht zu große Versprechungen macht, der das Ziel formuliert, das gegenwärtige Niveau zu halten.

Braucht es also in Klimaschutzzeiten mehr illuminierte Bäume? Die Forderung kommt übrigens von einer SPD, deren Parteichef in Wesel noch vor Kurzem die Straßenbeleuchtung stark einschränken wollte, um das Klima zu schonen. Gegen neue Bäume wiederum, wie von der CDU vorgeschlagen, wird man weniger argumentieren können: Ahornblättrige Platanen wie in Büderich zeigen selbst an den Champs-Élysées in Paris Umweltwirkung – indem sie verschmutzte Luft reinigen. Gleichwohl: Auch der von der CDU vorschlagene Umbau wird der Bürger durch Steuern bezahlen. Wenn dieser Wahlkampf ein ehrlicher wird, dann bleiben die Wunschzettel kurz. Ist doch auch jetzt schon ganz schön hier.

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sebastian.peters@rheinische-post.de

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