Kommentar zur SPD-Kandidatur Chance für den Aufbruch

Meinung | Kreis Wesel · Egal ob Peter Paic oder CDU-Bewerber Ingo Brohl. Beide werden für frischen Wind an der Reeser Landstraße sorgen können. Alles Müller oder was? Die Zeiten sind im Kreis Wesel bald vorbei.

 Kreishaus in Wesel: Für wen wehen hier bald die Fahnen?

Kreishaus in Wesel: Für wen wehen hier bald die Fahnen?

Foto: Sebastian Peters

Den Sozialdemokraten im Kreis Wesel gelingt mit der Personalie Peter Paic eine echte Überraschung. Der promovierte Ökonom aus Hamminkeln ist ein starker Gegenkandidat zum Moerser CDU-Bewerber Ingo Brohl. Zwei Newcomer konkurrieren somit um das Landratsamt im Kreis Wesel, sofern die SPD-Delegierten zustimmen. Die SPD geht mit diesem Schritt ein Wagnis ein, es war aber wohl alternativlos.

Der amtierende Landrat Ansgar Müller hatte noch Ende 2018 im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt, dass nichts gegen eine erneute Kandidatur spreche. In diesem Sommer aber mehrten sich kleinere politische und dienstliche Patzer. Im Ölpellet-Skandal macht auch der Kreishaus-Chef persönlich bisweilen keine gute Figur. Dann wurde Müllers Dienstwagen in Xanten ausgerechnet bei einem Festakt zur Würdigung der Rettungskräfte im Parkverbot entdeckt. Auch in Sachen Kieskonferenz sorgte Müller anfangs für Verwirrung, als er sich einseitig auf die Position des Kieskritikers zurückzog, als Landrat in dieser Debatte eine gewisse Neutralität vermissen ließ. Ansgar Müller, und mit ihm die SPD, werden erkannt haben, dass die Zeit des amtierenden Landrats abgelaufen ist. Dass Müller zuletzt mehrfach von Wesels SPD-Fraktionschef Ludger Hovest angezählt wurde – der in ihm noch im vergangenen Jahr den sicheren Kandidaten sah –, war zuletzt Indiz, dass die Kandidatur Müllers so sicher nicht mehr ist.

Nun also versucht auch auch die SPD sich in neuem Personal. Im Hintergrund wird SPD-Kreischef René Schneider stark die Fäden gezogen haben. Das machte allein schon der Ort der Pressekonferenz am Montag deutlich. Während der Moerser CDU-Kandidat Ingo Brohl in Wesel präsentiert wurde, stellte die SPD ihren Kandidaten vom rechten Niederrhein linksrheinisch vor. Das ist nicht unklug, weil Wesel zwar Kreisstadt, Moers aber fast doppelt so groß ist.

Ein Wagnis ist die Kandidatur von Paic aber deshalb, weil die Stichwahl abgeschafft ist, die Mehrheit im ersten Wahlgang über den Landrat entscheidet. Schon Müllers Chancen auf eine weitere Amtszeit waren damit deutlich gesunken. Die des unbekannteren Kandidaten Paic sind es aber wohl noch mehr. Die CDU wird darauf hoffen können, im bürgerlichen Lager wenige Gegenkandidaten zu haben. Die SPD hingegen wird mit Bewerbern von Grünen und Linke rechnen müssen. Diese Stimmen könnten Paic fehlen.

So oder so: Für das Kreishaus bedeuten beide möglichen Landräte einen Aufbruch, der nach 16 Jahren Ansgar Müller wohl dringend nötig ist. Egal ob Paic oder Brohl: Beide werden für frischen Wind an der Reeser Landstraße sorgen können. Alles Müller oder was? Die Zeiten sind im Kreis Wesel bald vorbei. Sebastian Peters

(sep)
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