Kolumne Aufbruch für das Leben

Wesel · Das Leben bricht auf mit neuer Kraft – der Tod hat das nicht das letzte Wort.“ Dieser Satz meines Mit-Kolumnisten Stefan Sühling vom vergangenen Samstag hat mich in dieser Woche begleitet.

 Superintendent Thomas Brödenfeld schreibt in Zeiten von Corona.

Superintendent Thomas Brödenfeld schreibt in Zeiten von Corona.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Hoffnungsworte wie diese brauchen wir in diesen ungewissen Zeiten ganz besonders. Denn nichts scheint im Moment gewisser als die Ungewissheit zu sein. Wie lange müssen wir noch mit den Einschränkungen unseres Alltags leben? Wann ist endlich ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden? Reichen die Betten auf den Intensivstationen aus, wenn die Zahl der Infizierten auch hierzulande weiter ansteigt? Wie geht das, Karfreitag und Ostern ohne Gottesdienste zu begehen?

Ungewissheit prägte auch die Jüngerinnen und Jünger, als sie mit Jesus in seinen letzten Lebenstagen unterwegs waren. Der Jubel der Menschen bei Jesu Einzug in Jerusalem berauschte sie. Aber schon wenige Tage später waren sie voller Zweifel und Fragen. Judas verriet Jesus, Petrus verleugnete ihn und die anderen konnten seine letzten Stunden am Kreuz nicht ertragen. Diese innere Zerrissenheit zwischen Hoffnung und Verzweiflung ist zutiefst menschlich. Warum sollte das jetzt in diesen Zeiten der Bedrohung durch das Coronavirus anders sein?

Die jetzt anbrechende Karwoche zeigt uns aber auch, dass kein Lebensweg in der Verlorenheit enden wird. Am Kreuz hat Jesus unsere Verlorenheit und alle Zerrissenheit der Menschen auf sich genommen und in die Zusage von Zukunft und Leben verwandelt.

Von Dietrich Bonhoeffer, der vor 75 Jahren, am 9. April 1945, kurz nach Ostern hingerichtet wurde, stammt folgendes Bekenntnis: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“

Im Vertrauen auf diese österliche Gewissheit können wir in die jetzt beginnende Karwoche gehen. Wir können uns auch ohne die vertraute Form unserer Gottesdienste miteinander verbunden fühlen. Und wir können die Herausforderungen und Ungewissheiten dieser Zeit aushalten, weil alle unsere Angst vor der Zukunft in Gottes Aufbruch für das Leben überwunden ist.

Thomas
Brödenfeld

Unser Kolumnist ist Superintendent des Kirchenkreises Wesel.

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