Kolumne Himmel & Erde Haltung statt Gier

Wesel · Das deutsche Fan-Bündnis „ProFans“ hat den DFB zum Verzicht auf eine Teilnahme bei der WM 2022 in Katar aufgefordert. Thomas Brödenfeld, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Wesel, findet den Vorstoß gut. Das sind die Gründe dafür.

 Thomas Brödenfeld hält nichts von der WM 2022 in Katar.

Thomas Brödenfeld hält nichts von der WM 2022 in Katar.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Eine Nachricht, die aufhorchen lässt in diesen Tagen, in denen einzelne Abgeordnete des Deutschen Bundestages Gier statt Haltung zeigen und sich mit umstrittenen Maskendeals die Taschen füllen. Die niederländische Großgärtnerei Hendriks Gras hat gestern einen Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar angekündigt. Der Rasenspezialist hat die deutschen Fußballstadien bei der WM 2006 mit Rasen ausgestattet und auch die letzten drei Europameisterschaften mit seinem begehrten Grün beliefert.

Der Bericht der englischen Zeitung »Guardian« Ende Februar gab den Ausschlag für die Stornierung der holländischen Rasenlieferung für die WM 2022. Der „Guardian“ hatte in dem Artikel eine Bilanz der Todesfälle beim Bau der Stadien in den vergangenen zehn Jahren gezogen. Nach Recherchen der Zeitung sollen seit der Turniervergabe in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Arbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben sein.

Der Wüstenstaat Katar fällt immer wieder durch Verletzungen der Menschenrechte auf. Amnesty International hat im Oktober 2020 die Arbeitsbedingungen für ausländische Hausangestellte in Katar untersucht. Sie seien häufig Misshandlungen, Erniedrigung und härtesten Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Seit der umstrittenen Vergabe der WM 2022 an Katar hat es immer wieder Aufrufe für einen Boykott dieser grotesken Schauveranstaltung gegeben. Nicht nur die fortdauernden Menschenrechtsverletzungen und die hohe Sterberate bei den Arbeitern der Fußballstadien, auch die verheerende Klimabilanz, die eine Durchführung der WM bei mehr als 50 Grad Außentemperatur in Katar erst möglich macht, lassen ahnen, worum es den Organisatoren der WM wirklich geht. Nicht um den Sport, sondern um den größtmöglichen Profit.

Von unseren millionenschweren Fußballern und dem durch ständige Skandale erschütterten DFB ist an der Stelle wahrlich keine Haltung zu erwarten. Gewissen? Fehlanzeige! Das deutsche Fan-Bündnis „ProFans“ allerdings zeigt Haltung statt Gier und hat den DFB bereits vor einigen Tagen zum Verzicht auf eine Teilnahme bei der WM 2022 in Katar aufgefordert.

„Es gibt nichts, was es rechtfertigen könnte, die Menschenrechtsverletzungen in Katar hinzunehmen, ja, gar durch die Teilnahme am Turnier wissentlich, billigend zu unterstützen“, hieß es in einer Mitteilung der Fan-Organisation. Ein Boykott der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat sei „unumgänglich“, eine Teilnahme „wäre das Ende von Ethik und Würde“. Dem ist als Fußballfan nichts hinzuzufügen.

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