Wesel Klugs zweiter Anlauf nach Köln

Wesel · Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters wollte Montag Wesels Kämmerin als Finanzchefin der Domstadt vorschlagen. Im Juni war ihr Wechsel gescheitert. Nun soll sie am 7. Oktober gewählt werden.

Im zweiten Anlauf will sie's packen: Gestern wollte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters im Finanzausschuss der Domstadt Wesels Kämmerin Gabriele C. Klug als neue Finanzchefin vorschlagen — als Kandidatin der Verwaltung. Sie ist auch politische Favoritin von Rot-Grün und soll dem Kölner Interims-Stadtkämmerer Norbert-Walter Borjans (SPD), der als Wirtschaftsminister in die Landesregierung aufgestiegen ist, folgen. Köln will heute eine Stellungnahme abgeben.

Von der 63.000 Einwohner-Mittelstadt in die Million-Metropole — ein bemerkenswerter, wenn auch nicht schmerzfreier Karrieresprung. Klug war bereits Mitte Juni als künftige Kölner Kämmerin in die Schlagzeilen gekommen. Ihre erste Bewerbung war nach Einspruch des Kölner Regierungspräsidenten geplatzt. Dementsprechend vorsichtig gab sich Klug gestern auf Anfrage: "Ja, ich habe mich wieder beworben." Klar dürfte sein, dass sie sich allen Ratsfraktionen vorstellen wird und auf breiten Konsens hofft. So hat sie es auch in Wesel gehalten.

Grüne Personaldecke ist dünn

Wie geht es in Wesel weiter? Grüne-Fraktionssprecher Thomas Koch, der in der Ampel-Koalition mit SPD und FDP das Besetzungsrecht für den Kämmerer-Posten vereinbart hat: "Wir Grünen besetzen die Stelle wie verabredet. Wir sind zeitlich weit genug von der Bildung der Landesregierung und den entsprechenden Begehrlichkeiten weg, so dass wir von genug Bewerbungen ausgehen. Wir sind auf alles vorbereitet." Der landesweite Erfolg der Grünen, der eine Vielzahl von Top-Posten mit sich gebracht hat, was angesichts der mageren Personaldecke der Partei nicht unproblematisch ist, sehe er gelassen.

Auch die SPD-Besetzung des Sozialdezernenten mit dem Finanzfachmann Dirk Haarmann berge kein Konfliktpotenzial. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit", so Koch. Die frühest mögliche Besetzung der Klug-Nachfolge wäre Anfang 2011. "Nahtlose Wiederbesetzung" sei das Ziel. Doch klappt's in der Klüngel-Metropole Köln diesmal? "Ich gehe davon aus, dass Rot-Grün in Köln diesmal besser aufgestellt ist als im Juni", meinte Koch.

Der Fahrplan sieht so aus, dass Klug schon am 7. Oktober in Köln gewählt werden soll. Ihre erste Ratssitzung in der Domstadt wäre am 14. Dezember. In Wesel wird die Kämmerin ein bestelltes Feld hinterlassen wollen. Das bedeutet: Der Weseler Etat 2011 muss bis zum Haupt- und Finanzausschuss zum 7. Dezember erledigt sein. Dann folgt noch die letzte Ratssitzung 2010, die traditionell weniger Sache der Kämmerin ist, sondern den Fraktionen zur politischen Standortbestimmung dient.

Gigantischer Schuldenberg

Mit ihrem Wechsel tauscht Klug nicht nur die überschaubare Provinz gegen eine wachsende Metropole, sondern auch die Größenordnung der Probleme. Während sie über die Kreisstadt hinaus verstärkte Anerkennung für die spezielle, differenzierte Art der Haushaltssanierung spürt, schleppt Köln für 2010 ein Defizit von 463,8 Millionen Euro mit. Darüber hinaus plagt die Stadt ein Gesamtschuldenberg von 2,69 Milliarden Euro — eine dramatische Schieflage.

Die städtischen Strukturen sind in Köln vielseitiger, entsprechend die Schwierigkeiten größer. Die Herausforderung ist erheblich, worauf Klug mit dem ihr eigenen Selbstbewusstsein reagieren dürfte. Dass sie sich schon im ersten Anlauf als Richtige für den Posten sah, passt dazu. "Wesel ist eine Stadt voller Potentiale", lobt sie stets. Wie sich die Stadt entwickelt, wird die Kämmerin aus der Ferne beobachten müssen. Aber erst nach getaner Arbeit im Weseler Rathaus.

(RP)
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