Wesel/Niederrrhein Klinikverbund: "Die Chancen ausloten"

Wesel/Niederrrhein · Die katholischen Krankenhäuser in Wesel, Emmerich, Geldern sowie in Kleve, Goch, Kalkar und Kevelaer könnten unter einem Dach ihre Position am Niederrhein stärken. Das glauben auch die Bürgermeister der Region.

 Ulrike Westkamp, Wesel: "Wesels Krankenhäuser sind gut aufgestgellt."

Ulrike Westkamp, Wesel: "Wesels Krankenhäuser sind gut aufgestgellt."

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Der mögliche Kreisgrenzen überschreitende Klinikverbund der "pro homine-Holding" mit dem Marien-Hospital Wesel und dem Willibrord-Spital Emmerich sowie dem St.-Clemens-Hospital Geldern, das in der Holding aufgenommen werden soll, und den Katholischen Kliniken im Kreis Kleve (KKiKK) mit den Krankenhäusern Kleve, Goch, Geldern und Kalkar ist in der Sommerpause Gesprächsthema Nummer 1 — nicht nur in der Politik.

 Ulrich Janssen, Geldern: "Es gibt keine wirtschaftliche Not."

Ulrich Janssen, Geldern: "Es gibt keine wirtschaftliche Not."

Foto: Archiv

Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp begrüßt es vor dem Hintergrund, dass "im Gesundheitswesen Einiges in Bewegung ist, dass frühzeitig Gespräche darüber geführt werden, wie die gute medizinische Versorgung in Wesel zukunftsfest gestaltet werden kann." Das sei nicht nur im Sinne der Versorgung der Bevölkerung wichtig, sondern sei auch für den Erhalt der vielen Arbeitsplätze vor Ort. "Wer sich zurücklehnt, droht von der rasanten Entwicklung überrollt zu werden", sagte die Bürgermeisterin gestern. Sie sei froh, so Westkamp, dass beide Weseler Krankenhäuser "gut aufgestellt" seien. Marien-Hospital und Ev. Krankenhaus hätten in der Vergangenheit bewiesen, dass Kooperation und medizinische Schwerpunktbildung Vorteile bringen. "Wenn neue Kooperationen wünschenswerte Synergien bringen, kann das sicherlich helfen", so Westkamp: "Die Kompetenz, die richtigen Schritte zu finden, liegen bei den Krankenhäusern."

 Johannes Diks, Emmerich: "Wir brauchen Zahlen und Fakten."

Johannes Diks, Emmerich: "Wir brauchen Zahlen und Fakten."

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

An die Arbeitsplätze denkt auch Gelderns Bürgermeister Ulrich Janssen: "Auch wenn ich als Bürgermeister der Stadt Geldern geborenes Mitglied im Kuratorium des St.-Clemens-Hospitals und der Gelderland-Klinik bin, kann ich mich nur als Bürgermeister äußern. Für das Kuratorium spricht der Vorsitzende. Als Schwerpunktkrankenhaus ist das Clemenshospital mit der Gelderland-Klinik größter Arbeitgeber der Stadt."

Beide Einrichtungen seien wichtig für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung weit über Geldern hinaus. So Janssen: "Seit dem Eintritt der CCT Trier hat sich eine kontinuierliche Verbesserung des Angebotes ergeben, wie Neubau des OP, neuer Eingangsbereich, Gesundheitszentrum als private Investition in enger Kooperation mit dem Krankenhaus, Radiologie, Dialyse und der neue Kreißsaal."

Aktuelle Überlegungen, den Neubau der Rettungswache auf dem Gelände des Krankenhauses zu realisieren, zeige, so Janssen, dass es gute Perspektiven gebe. Der Eindruck, die Einrichtung stehe vor einer "Übernahme" entspreche seines Erachtens nicht der Realität. Es gebe keine wirtschaftliche Not oder andere Zwänge.

Emmerichs Bürgermeister Johannes Diks, der dem Kuratorium des Willibrord-Krankenhauses angehört, sagt: "Unsere Stadt hat ein gut funktionierendes Krankenhaus und auch finanziell stehen wir gut da. Wir sind eines der wenigen Häuser in NRW, das schwarze Zahlen schreibt."

Das bedeute für Emmerich fast 1000 Arbeitsplätze, das St. Willibrord-Spital ist der größte Arbeitgeber in der Rheinstadt. "Ob das im Verbund noch besser geht, darüber können wir erst diskutieren, wenn tatsächlich Zahlen und Fakten auf dem Tisch liegen."

So weit sei es aber noch nicht. "Zurzeit sind wir gut aufgestellt mit dem bereits vorhandenen Verbund zwischen dem Weseler Marien-Hospital, unserem Krankenhaus und den Altenheimen. In den letzten Jahren wurde viel investiert in Technik und den neuen Anbau, das Krankenhaus steht gut da." Vielleicht mache so ein Zusammenschluss Sinn, aber das könne man nur feststellen, wenn alle Grunddaten vorhanden seien. "Aber Größe allein ist nicht alles", so Johannes Diks.

Kleves Bürgermeister Theo Brauer freut sich über die gute Entwicklung der KKiKK, die mit neuen Strukturen inzwischen bestens aufgestellt sei: "Das schließt aber nicht aus, neue Kooperationen zu suchen und interkommunale Synergien zu entwickeln." Man müsse regional so stark sein, "dass man möglichen anderen Interessenten gegenüber gewappnet ist und den eigenen Bürgern eine bestmögliche medizinische Versorgung bieten kann", sagte Brauer weiter. Nach seiner Ansicht müssten die beiden Aufsichtsräte "ein Zusammengehen genauestens austarieren". Man brauche ein Miteinander auf Augenhöhe. Sein Fazit lautet: "Ein regionaler Verbund bietet Chancen, die vorher genau ausgelotet werden müssen." Aus Klever Sicht gelte es, auch den Blick in die Niederlande zu werfen, um zum Beispiel von der Stärke der Radboud-Klinik in Nimwegen profitieren zu können.

Auch Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto zeigte sich mit der Entwicklung der KKiKK "zufrieden". Der Krankenhausverbund in Gestalt des Geschäftsführers Dr. Peter Enders habe ihm gegenüber deutlich gemachten Zusagen in Sachen Wilhelm-Anton-Hospital würden eingehalten. Eine mögliche "größere" Fusion? Otto: "Die beiden Krankenhausverbünde links- und rechtsrheinisch scheinen mir durchaus stabil zu sein." Gebe es aber künftig Fusionen — "wenn einer zu klein geworden ist, oder es sich nicht mehr rechnet", so Otto — dann sei das aus betriebswirtschaftlichen Gründen nachzuvollziehen.

(RP)
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