Kernthema in der Kommune Klimavorzeigestadt Hamminkeln

Hamminkeln · 60 Prozent Erneuerbare Energien, E-Carsharing, Stadtradeln, Ladesäuleninfrastruktur und jetzt ein Klimaanzeiger im Rathaus: Die Stadt zeigt tatkräftig, wie ernst sie Umweltpolitik nimmt.

 Dirk Krämer (Innogy), Thomas Michaelis, Klimamanagerin Mandy Panoscha und Bürgermeister Bernd Romanski (v.l.) neben der neuen Anzeigetafel.

Dirk Krämer (Innogy), Thomas Michaelis, Klimamanagerin Mandy Panoscha und Bürgermeister Bernd Romanski (v.l.) neben der neuen Anzeigetafel.

Klimaschutz ist nach der Europawahl Kernthema in der Region. In Schermbeck will die SPD den Klimanotstand ausrufen, in Hamminkeln haben dies die Grünen beantragt. Bürgermeister und SPD-Mann Bernd Romanski ist strikt dagegen. „Notstand ist negativ besetzt, die Forderung ist populistisch. Wir setzen darauf, die Bürger bei Klimathemen mitzunehmen und ihnen das Handeln zu erleichtern“, sagte er am Dienstag bei der Vorstellung eines Informationssystems („Dashboard“) vor dem Bürgerbüro in der Parterre des Rathauses. Es gibt die Produktion Erneuerbarer Energie – Photovoltaik, Windkraft, Biomasse – im Stadtgebiet an.

In Hamminkeln stammen 60 Prozent der Energie aus Erneuerbaren – ein Vorzeigewert. „Wir sind weiter als andere, Hamminkeln ist sehr gut aufgestellt“, sagte Innogy-Kommunalbetreuer Dirk Krämer. Mittlerweile werde die Stadt mit ihren Projekten von vielen Kommunen nach Tipps und Ratschlägen gefragt.

Romanski betreibt das Geschäft des Klimaschutzmanagements seit August 2015, er ist also unverdächtig, auf der grünen Welle der aktuellen Klimadebattierer zu reiten. E-Carsharing als Pilotprojekt, Ladesäuleninfrastruktur für die Stromer, Energieberatung mit wachsender Teilnehmerzahl, Energiesparprojekte in Schulen, 100.000 Euro im Etat als kommunaler Fördertopf für energiesparende Maßnahmen von Häuslebauern und mehr: Offensichtlich hat Hamminkeln früh erkannt, dass Klimaschutz vor Ort anfangen muss und nicht erst nach großpolitischen Umbrüchen.

Ein Mosaikstein ist besagtes „Dashboard“, das am Bürgerbüro mit seinem Melde- und Ausweis­angebot einen hohen Publikumszustrom aufweist. Es soll einerseits informieren und den Bürgern positiv bewusst machen, dass – neben bundesweiten und Hamminkelner Ortsnachrichten – die Daten für Erneuerbare-Energieproduktion in Hamminkeln hochinteressant sind. Neben Wetter- und Windangaben – Dienstag um 12 Uhr 26 Grad und sechs km/h Wind – werden Prognosedaten für die nächsten zwei Tage angegeben. Vor allem aber visualisiert das Gerät die Einspeiseleistungen von Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse. Die Werte gelten für die komplette Stadt.

Verteilnetzbetreiber Westnetz liefert die dazugehörigen Ist-Daten, die auf aktuellen Einspeiseergebnissen ins Stromnetz beruhen und auf Hochrechnungen, wo dies nicht direkt abrufbar ist. „Die Stadt hatte im Jahr 2017 einen Stromverbrauch von 141 GWh (Gigawatt). Davon wurden 81 GWh regenerativ erzeugt, das sind 60 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei knapp 38 Prozent“, sagte Romanski. Anders ausgedrückt: Sämtliche private Haushalte Hamminkelns werden rechnerisch mit Erneuerbaren versorgt. Den ausnehmend guten energiepolitischen Weg will sich die Stadt nicht als „Notstand“ auslegen lassen, sondern lieber mit öffentlichen Daten auf Transparenz setzen. Der Grünen-Antrag wird nun in den Hauptausschuss kommen. Eine andere Frage ist, ob sich der Anteil erneuerbarer Produktion erhöhen lässt.

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