Hamminkeln Klasse 12 a wieder vereint in Dingden

Hamminkeln · "Es war toll." Dagmar Brützel ist noch ganz begeistert. Die pensionierte Pädagogin hatte ihre Klassenkameraden, die 1957 an der Heinrich-Heine-Oberschule in Haldensleben mit ihr Abitur gemacht hatten, für ein Wochenende an den Niederrhein eingeladen (RP berichtete). "Wir hatten uns natürlich viel zu erzählen", sagte die 71-jährige Gastgeberin, die von ihren Klassenkameraden auch heute noch liebevoll "Dackel" genannt wird. Es war ein ganz besonderes Klassentreffen mit deutsch-deutschen Lebensgeschichten, das erst der Fall der Mauer möglich gemacht hat. Mit besonderer Spannung erwartete Dagmar Brützel das Wiedersehen mit Elisabeth Seidel, die erst vor wenigen Jahren in ihrem Wohnort bei Stuttgart ausfindig gemacht werden konnte, und mit Karl Borschke. Beide hatte die Hamminkelnerin seit 53 Jahren nicht mehr gesehen. "Die kamen natürlich auch als letzte zum Treffen", erzählt Dagmar Brützel, "immer wenn ein fremdes Auto am Gasthof Hoffmann vorbeifuhr, stieg die Spannung und die drängende Frage stand im Raum, ob wir sie sofort erkennen würden."

Die Antwort lautete dann so: "Sofort natürlich nicht. Aber an den Augen waren uns beide auf Anhieb vertraut", erzählt die ehemalige Lehrerin, die als Abiturientin in der DDR als systemkritisch eingestuft wurde, damit keine Perspektive sah, dem Staat den Rücken kehrte und über 40 Jahre in Hamminkeln unterrichtete.

Ihr Besuchsprogramm, am Tag des Denkmals angereichert durch einen Abstecher in den Weseler Willibrordidom und zur Nikolaikirche in Kalkar, habe ihren ehemaligen Mitschülern ausgezeichnet gefallen. "Alle waren begeistert, wie schön der Niederrhein ist, der bis dahin für die meisten ein weißer Fleck auf ihrer bereisten Landkarte war", so die Gastgeberin.

In zwei Jahren soll das nächste Treffen stattfinden, diesmal an der Weinstraße. "Wir hoffen, dass alle noch gesund daran teilnehmen könen", wünscht sich "Dackel".

(RP)
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