Wesel Kistenweise Kaiserliches

Wesel · Das Preußen-Museum rüstet sich für die Schau der Superlative: „Napoleon – Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser“ stellt alles in dem Haus bisher Dagewesene in den Schatten. 500 teils noch nie in Deutschland gezeigte Exponate dokumentieren ab dem 11. Februar den folgenreichen Einfluss des Korsen auf das Rheinland und Westfalen.

Napoleon hat Europa umgekrempelt wie nur wenige vor und nach ihm. Bücher und Filme über ihn füllen ganze Säle. Und doch gibt es immer wieder neu zu untersuchende Aspekte. Das Preußen-Museum stellt sich jetzt der gewaltigen Aufgabe, die folgenreichen Einflüsse des Korsen auf das Rheinland und Westfalen nachzuzeichnen. Nicht von ungefähr hat Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen. Das Land und die beiden Landesverbände sind wesentliche Förderer der Schau. Denn ihre Geschichte ist vom Franzosenherrscher mitgeprägt.

Noch herrscht Aufbau-Durcheinander. Im ersten Obergeschoss des Museums werden gerade neue Kulissen gebaut. Auch die Dauerausstellung im Erdgeschoss hat sich stark zurückgezogen: „Napoleon – Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser“ braucht Platz. 500 Exponate von Paris bis Moskau kommen für die Zeit vom 11. Februar bis 9. April an den Niederrhein, werden anschließend im Mindener Preußen-Museum gezeigt.

Geschichte personalisiert

Natürlich kommen die Freunde der großen geschichtlichen Zusammenhänge nicht zu kurz. Auch werden einige sagenhafte Kostbarkeiten und Seltenheiten zu sehen sein. Doch wird es in der Ausstellung auch um etwas anders gehen. Das Haus will Geschichte stärker personalisieren, sagte Direktor Dr. Veit Veltzke und erläuterte dafür gestern einige Beispiele.

Als Marschallin Soult und Palastdame der Mutter Napoleons ging Louise Berg in die Geschichte ein. Die Tochter eines Solinger Klingenkaufmanns hatte den hohen Militär Jean de Dieu Soult geheiratet und, wie der Korse in seinen Memoiren festhielt, in der Ehe die Hosen an. Von der Karrierefrau gibt es in Wesel unter anderem ein nie gezeigtes Porträt als Endzwanzigerin und ein ultrateures Reiseutensil zu sehen.

Unter den Franzosen gut ins Geschäft und in Spitzenpositionen in Paris kam auch der Krefelder Ludwig Maximilian Rigal, der zum Grafen erhoben wurde. Gegen Lyoner Konkurrenz erhielt der Textilfabrikant den Auftrag für die Mäntel der Senatoren bei der Kaiserkrönung.

Nicht alle profitierten. Viele junge Männer vom Rhein, die den Korsen auf dem Russlandfeldzug begleiten „durften“, kamen nicht zurück. Von 5000 aus dem Großherzogtum Berg überlebten 200.

Schwierig war’s vor 200 Jahren auch für Wesels Bürgermeister Johann Hermann Westermann. Er musste taktieren. Einerseits arrangierte er sich mit den Franzosen, andererseits schoss er aus der Stadtkasse Geld vor, damit die Weseler die inhaftierten Schillschen Offiziere versorgen konnten. Elf wurden erschossen. Napoleon selbst ließ den zwölften, Zaremba, sowie Franzosen, die auf englischer Seite gekämpft hatten, in Wesel frei. Aus reiner Propaganda.

(RP)
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