Himmel Und Erde Kirchensterben im Rheinland

Wesel · Stolz klang in der Stimme von RWE Power Sprecher Guido Steffen mit, als er am Dienstag der vergangenen Woche mitteilt, dass der Abriss der Kirche St. Lambertus, in der Bevölkerung auch als "Immerather Dom" bekannt, deutlich schneller abgeschlossen werden konnte, als geplant. Nach nicht einmal zwei Abriss-Tagen lag die mächtige katholische Kirche im Braunkohleabbaugebiet Garzweiler II mit ihren charakteristischen Doppeltürmen in Schutt und Asche. Damit ist die Geschichte des einzigartigen Kirchenbaus, für den Bauern gespendet und Bewohner des Dorfes von 1888 bis 1891 mit angepackt hatten, vorbei.

Die Bilder der durch Bagger des RWE-Konzerns zerstörten Kirche machen sprachlos und wütend. Sie erinnern mich persönlich an Bilder, die wir in den vergangenen Jahren in vielen arabischen Ländern gesehen haben, wo ebenfalls Kirchen zerstört wurden.

Unterstützt durch die großen Parteien und durch bisher noch jede Landesregierung, von denen keine auch nur annähernd den Mut aufgebracht hat, dem "Goldenen Kalb" RWE zu widersprechen, werden seit vielen Jahren auch in unserer Heimat Dörfer und Kirchen dem Erdboden gleichgemacht. Das Resultat dieser Politik: Der Braunkohle-Tagebau Garzweiler hat in den letzten 50 Jahren 16 Orte samt Kirchen geschluckt. Tausende Menschen wurden enteignet, gegen ihren Willen umgesiedelt und gewachsene dörfliche Strukturen vernichtet. Friedhöfe verschwanden ohne Rücksicht auf die Gefühle der Angehörigen. Das alles für eine Energiepolitik, die Menschen krank macht und unsere Umwelt zerstört. Verfeuert wird stattdessen eine einzigartige Kulturlandschaft. Eine Allianz aus RWE, Bergbaugewerkschaft und jeweils herrschender Regierungspartei in Düsseldorf hat bisher alle Versuche zunichte gemacht, den Tagebau in Garzweiler zu beenden. Die AfD will uns derzeit immer wieder glauben lassen, die Flüchtlinge bedrohen unser christliches Abendland. Das allerdings stimmt so nicht. Wir zerstören mit dieser Braunkohlepolitik unsere Kultur Stück für Stück selber. Es wird Zeit, dass dies ein Ende hat!

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
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