Region Ost gibt es seit zehn Jahren „Durch Corona ist Vieles ausgebremst“

Interview | Schermbeck/Drevenack · Seit Ostermontag 2012 gibt es die Region Ost, in der evangelische Kirchengemeinden eng zusammenarbeiten. Der pensionierte Pfarrer und seine Nachfolgerin blicken auf Erfolge, auf die Zukunft – und auf einige Probleme.

 Helmut Joppien und Anke Bender schauen zurück auf die zehnjährige Entwicklung der Region Ost.

Helmut Joppien und Anke Bender schauen zurück auf die zehnjährige Entwicklung der Region Ost.

Foto: Helmut Scheffler

Am Ostermontag des Jahres 2012 haben die evangelischen Kirchengemeinden Schermbeck und Drevenack und der pfarramtliche Dienst des Lühlerheims die Region Ost feierlich eröffnet. Die Kreissynode, das oberste Beschlussgremium im Kirchenkreis Wesel, hatte am 12. November 2011 die Bildung und damit die enge Zusammenarbeit einstimmig beschlossen. Damit konstituierte sich die erste von vier Regionen im Kirchenkreis Wesel. Der pensionierte Drevenacker Pfarrer Helmut Joppien war bei der Gründungsfeier in der Schermbecker Georgskirche anwesend. Er und seine Nachfolgerin Pfarrerin Anke Bender blicken zurück und nach vorne.

Aus welchem Grund wurde die Region Ost gegründet?

Joppien Vor zehn Jahren war schon absehbar, dass die Personalsituation auch in der Evangelischen Kirche knapper werden würde. Hauptanliegen war, mit der Gründung von Regionen im Kirchenkreis Wesel die Gemeinden zukunftssicher aufzustellen. Dazu gehörte insbesondere eine engere Zusammenarbeit der Pfarrpersonen.

 Am Ostermontag des Jahres 2012 wurde die Region Ost in der Schermbecker Georgskirche von den Pfarrern Dieter Hofmann, Hans Herzog und Helmut Joppien (v.l.) feierlich eröffnet.

Am Ostermontag des Jahres 2012 wurde die Region Ost in der Schermbecker Georgskirche von den Pfarrern Dieter Hofmann, Hans Herzog und Helmut Joppien (v.l.) feierlich eröffnet.

Foto: Archiv Helmut Scheffler

Wie änderte sich die pastorale Versorgung in der Region Ost?

Joppien Zum Team gehörten seit der Gründung der Ostregion die Pfarrstelleninhaber in Drevenack und Schermbeck, damals Pfarrer Dieter Hofmann und ich mit jeweils 100 Prozent, sowie Pfarrer Hans Herzog mit insgesamt 75 Prozent, der jeweils zur Hälfte für die Stiftung Lühlerheim sowie für einen Schermbecker Bezirk zuständig sein sollte. Da passte es, dass wir drei, obwohl sehr verschieden, uns gut verstanden. Das kam etwa bei der Planung der thematischen Predigtreihen in den Sommerferien zum Ausdruck („Der liebe Gott ist nicht lieb“ und andere). Die Gemeinden haben sehr bald auch die jeweils anderen Pfarrer als ihre akzeptiert.

Warum haben Sie die Kirchengemeinden damals nicht zusammengelegt?

Joppien Obwohl die Kirchtürme gerade mal in guter Fahrradentfernung stehen, gab und gibt es doch wenig Bereitschaft, über das eigene Dorf hinauszudenken und alte Traditionen zu verändern. Wir haben bei den Beratungen zur Veränderung der Gottesdienstzeiten gemerkt, wie schwierig das ist, sich auf neue Wege einzulassen. Bis wir die Zeiten so angepasst haben, dass eine Pfarrperson sonntags beide Gottesdienste halten kann, das war ein langer, mühsamer Weg. Aber wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft. Heute ginge es gar nicht mehr ohne dieses Miteinander. Vertretungen wären sonst gar nicht mehr machbar. Und wahrscheinlich wäre auch die Wiederbesetzung der Schermbecker Pfarrstelle deutlich schwieriger gewesen.

Was änderte sich durch die Bildung der Region Ost?

Joppien Die Gemeinden hatten jetzt regelmäßig mit allen drei Pfarrpersonen zu tun. Leider ist der sogenannte Kanzeltausch, bei dem die Pfarrer und Pfarrerinnen im ganzen Kirchenkreis Gottesdienste feiern, schon vorher eingeschlafen. Die Bildung der Regionen hat diesen übergemeindlichen Austausch erst recht erschwert.

Hat es auch in anderen Bereichen eine engere Zusammenarbeit gegeben?

Joppien Die Erwartungen waren vor zehn Jahren sicher größer als die tatsächlich erfolgten Veränderungen. Immerhin hat sich ein gemeinsamer Rhythmus der Gemeindebriefe etabliert. Gemeinsame Beratungen der Presbyterien blieben seltene Ausnahmen. Auch übergemeindliche Angebote wie Meditation in der Fastenzeit wurden eher selten angenommen.

Bender In der Corona-Zeit hat es gemeinsame Briefaktionen zu Ostern und Weihnachten gegeben. Auch die ökumenische Themenreihe „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ hat uns zusammengebracht. Momentan läuft die Ausstellung „Sicherheit neu denken“, die vorbereitende Arbeitsgruppe des Kirchenkreises hat in der Ostregion ihren Schwerpunkt.

Bei der Gründung der Region Ost wurde auch eine Bereicherung des Gemeindelebens als Vorteil genannt. Hat sich das bis heute bestätigt?

Bender Durch Corona ist Vieles ausgebremst worden. Wir fangen gerade wieder an, Begegnungen zu planen, wie beim gemeinsamen Essen nach dem Ostergottesdienst am kommenden Montag in Schermbeck, genau 10 Jahre nach der feierlichen Eröffnung der Ostregion.

Gibt es weitere Ideen für die Arbeit in der Region Ost im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens?

Bender Das neue Pfarrteam ist mit Pfarrer Daniel Wiegmann seit Oktober 2021 wieder komplett. Ideen, die wir gemeinsam entwickelten, müssen aus aktuellem Anlass modifiziert werden. Pfarrer Hans Herzog ist von Superintendent Thomas Brödenfeld beauftragt, die Vertretung in der Kirchengemeinde Brünen zu übernehmen. Dort ist die Pfarrstelle vakant. Die Vertretung soll vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 2022 dauern. Danach können wir gemeinsam unsere weiteren Ideen für die Ostregion entwickeln.

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