Wesel Kirche aus lebendigen Steinen

Wesel · Vor 60 Jahren wurde die evangelische Gnadenkirche am Fusternberg eingeweiht: In einem Festgottesdienst erinnerte Pfarrer Thomas Brödenfeld an die Menschen, die 1949 die Notkirche eigenhändig erbaut haben.

Vor 60 Jahren erlebten die Menschen am Fusternberg zum ersten Advent einen ganz besonderen Gottesdienst. Damals, bei ihrer Einweihung, war die Gnadenkirche ebenso bis auf den letzten Platz besetzt wie gestern, als sich erneut die Tore zum Festgottesdienst öffneten. Eine wundervolle, einfache Dorfkirche sei da nach dem Krieg entstanden, wie Pfarrer Klaus Vogel, der 31 Jahre hier tätig ist, feststellte. Ein Zuhause für die Menschen, nach dem Zweiten Weltkrieg von Gemeindemitgliedern erbaut und, als Zeichen der Versöhnung, von Farmern aus dem amerikanischen Mittelwesten unterstützt."

Immer am Gebäude festgehalten

Pfarrer Thomas Brödenfeld sagte in seiner Predigt: "Es geht nicht darum, den Kirchenbau zu feiern, sondern lebendige Steine im Sinne von Menschen, die die Kirche damals aus Visionen heraus gebaut haben." Die Gemeinde habe immer an dieser Kirche – "ein Zelt in der Wüste" – festgehalten und lediglich Renovierungsarbeiten zugestimmt. Eine wichtige Rolle war dem ebenfalls 1949 aus der Taufe gehobenen Kirchenchor beim Jubiläumsgottesdienst zugedacht. Er bedankte sich bei der Gemeinde mit drei Gesängen. Für langjährige Treue gingen Gratulationen an Else Thiemann (63 Jahre dabei) und Hermann Seidel (64 Jahre aktiv). Gerade Seidel habe sich immer für die Chorauftritte in Krankenhäusern stark gemacht, die seit 1950 Tradition haben. Dass Menschen sich auf diese Weise immer wieder in den Dienst der Kirche hineinnehmen lassen, freute den Pfarrer besonders. Adventliche Bläsermusik beschloss den Gottesdienst. Unter anderem gratulierte anschließend Reiner Klepping für die katholische St. Antonius-Gemeinde, die seit einer Bibelwoche in den 80er-Jahren nicht nur beim Fußballspiel zu Pfingsten mit den evangelischen Christen am Fusternberg Ökumene betreibt. Nach dem zweistündigen Gottesdienst wartete im Pfarrheim ein Kartoffel-Eintopf mit Mettwurst auf die hungrigen Gäste. Der Adventsbasar des Kindergartens stellte einen weiteren vorweihnachtlichen Akzent dar.

In einer Fotoausstellung war es gelungen, 60 Jahre Gemeindeleben abzulichten, vom neuen Chor "Good News" und dem Männerkochclub bis zu einer lückenlosen Dokumentation aller Konfirmanden seit 1949. Bei Kirchenführungen mit Pfarrer Vogel bekamen Interessierte am Nachmittag differenziertere Einblicke in die Baugeschichte und erfuhren, dass die Notkirche mit Holz aus dem Schwarzwald und Trümmerschutt der Mathena- Kirche nach Plänen des Architekten Otto Bartning entstand.

(RP)
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