Brauchtumsfest in Schermbeck Kilian war stärker als das Coronavirus

Schermbeck · Die Schützengilde Schermbeck marschierte beim Brauchtumsfest frohgelaunt über die Mittelstraße. Das seit 2019 amtierende Königspaar Dominik Woeste und Lenja Niesen genoss das Bad inmitten fröhlicher Schützen

Nach einem Umzug über die Mittelstraße marschierten die Kilianer zum Ehrenmal am Rathaus.

Nach einem Umzug über die Mittelstraße marschierten die Kilianer zum Ehrenmal am Rathaus.

Foto: Helmut Scheffler

Wer am Samstagnachmittag um 15 Uhr an der Gaststätte „Schermbecker Mitte“ vorbeikam, hatte Schwierigkeiten, einen Unterschied zu Jahren ohne das Coronavirus auszumachen. Frohgelaunte Schützen der Schützengilde Schermbeck von 1602 e.V. warteten auf den Befehl zum Antreten auf der Mittelstraße, die mit zahlreichen grün-weißen Fähnchengirlanden fürs größte Brauchtumsfest des niederrheinisch-westfälischen Grenzstädtchens geschmückt worden war.

Das seit 2019 amtierende Königspaar Dominik Woeste und Lenja Niesen genoss das Bad inmitten fröhlicher Schützen, denen man die Freude über den kurzfristig anberaumten Ersatz für das gewöhnlich vier Tage dauernde Kiliansfest ansah. Viel Lob gab es für den Präsidenten Ralf Daunheimer, für den Vorstand und für das Offizierskorps, die es schafften, kurzfristig auf die Freigabe von Schützenfesten durch die nordrhein-westfälische Landesregierung zu reagieren. Zwar konnten nicht mehr mehrere Musikgruppen für mehrere Tage verpflichtet werden, kurzfristig ein Festzelt auf dem Rathausplatz aufgestellt werden und ein Schießwettbewerb zur Ermittlung eines neuen Königs organisiert werden, aber von all den Erkennungsmerkmalen einer Kilianer-Normalität war am Samstag zumindest ein Bisschen zu verspüren.

Als Hauptmann Markus Redeker den Befehl zum Antreten auf der Mittelstraße gab, holten die Fahnenabordnungen des Hauptvereins, der Jungschützen-Kompanie der Schüppenschützen und der Reiterzug ihre Fahnen und Standarten, um sich an passender Stelle in die angetretenen Schützen einzureihen, die vor lauter Begeisterung ebenso auf Corona-Masken verzichteten wie nahezu alle Zuschauer am Straßenrand. Das von der Tambourmajorin Anja Schlüter geleitete Tambourkorps Schermbeck führte den Schützenzug in Richtung Ludgeruskirche an, machte aber an der Grenze zum Königreich Altschermbeck kehrt, um an winkenden Zuschauergruppen vorbei in Richtung Rathaus zu marschieren. Märsche wie der „Kronprinz“, das „Lieben“ und „Mit Sang und Klang“ sorgten unterwegs für den Gleichschritt. Am Ehrenmal, das von den Kilianern im vergangenen Jahr herausgeputzt und dessen Umfeld im Zuge einer städtebaulichen Maßnahme neu gestaltet wurde, dankte der Präsident Ralf Daunheimer dem Tambourkorps, der Feuerwehr und vor allem der Gemeinde Schermbeck, die einen gelungenen Schützenfest-Ersatz so kurzfristig ermöglichten. Daunheimer begrüßte seinen Bruder Harald als Silberkönig, der im Jahre 1996 mit Anja Marmucka den Thron bestieg, den Jungschüzenkönig Sean Schidelko, den Kaiser Sven Nuyken, die beiden Ehrenpräsidenten Günter Beck und Rainer Gardemann sowie den Bürgermeister Mike Rexforth, bevor er in seiner Rede das Wirken von Schützenvereinen als offene Anker der Dorfgemeinschaft und von gespalteten und kriegerisch agierenden Gesellschaften an vielen Stellen der Welt als kontrastierende Lebensweisen kennzeichnete. „Wir stehen heute hier, um der Gefallenen und Vermissten zu gedenken“, erinnerte Daunheimer an die Folgen von Kriegen. In das Gedenken der Erinnerung an Opfer bezog er auch die mehr als 90.000 Menschen mit ein, die allein in Deutschland in den letzten eineinhalb Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben sind. Während der Trompeter Janik Vortmann das Lied „Ich hatt` einen Kameraden“ anstimmte“, wurde am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt.

Danach hatten die Kilianer die Möglichkeit, sich in einem offenen Zelt gegen eine Spende in die Schützenliste eintragen zu lassen. Im Gegenzug gab es ein Bier und eine Bratwurst. Stichprobenartig wurde überprüft, ob ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden konnte. An Tischen und am Getränkewagen wurde an all das erinnert, was im vergangenen Vereinsjahr wegen Corona ausfallen musste. Nur die Schüppenschützen hatten die Zeit der Videokonferenzen in der vorletzten Woche beendet und sich in Horstkampps Garten ein besonderes Gaudi gegönnt. Diesmal flogen keine Schaufeln mehr als zehn Meter weit. Diesmal wurde eine Schüppen-Olympiade veranstaltet. Dem Sieger überreichte der Präsident Jens Hindricksen die Goldmedaille. Gerrit Kämpken erhielt die Silber-Medallle und der noch amtierende König Matthias Müller die Bronze-Medaille.

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