Wesel Junge Familie auf Beutezug

Wesel · Bewährung, Sozialstunden, Freizeitarrest, Wiedergutmachung und düstere Aussichten für den Haupttäter: Jugendschöffengericht hatte es mit Trio zu tun, das unter anderem ältere Damen im Vorbeifahren bestahl.

Eine ganze Serie von gefährlichen Diebstählen auf der Grenze zum Raubüberfall war im Sommer 2005 in die Schlagzeilen geraten. Immer hatte sich ein junges Pärchen auf einem Motorroller ältere Frauen auf Fahrrädern als Opfer ausgesucht, um ihnen die Taschen zu entreißen. Einmal kam es zum Sturz und zu Verletzungen des Opfers. In diesem Fall ließen sich die Täter nicht einwandfrei ermitteln, aber in zwei anderen schon. Verantworten musste sich für dies und andere Taten gestern ein junges Familientrio (15 bis 20) vor dem Jugendschöffengericht, das wiederholt die Gefahren für die Opfer betonte.

Mangelndes Unrechtsbewusstsein, wenn nicht gar Gleichgültigkeit kennzeichnete den heute 20-jährigen Haupttäter, dessen schulischer Werdegang mit Klasse 9 ein Ende fand. Seitdem macht er eigentlich nichts, hält auch den Erwerb eines Führerscheins für unnötig, kommt Einladungen der Jugendgerichtshilfe nicht nach und lebt wie die mitangeklagte Mutter (20) seiner Tochter (3) von Sozialhilfe. Das Paar war es auch, das im Juni 2005 erst am Drüner Weg und am nächsten Tag an der Fluthgrafstraße radelnden Frauen die Taschen stahl. Eine davon kam zu Fall, blieb zum Glück unverletzt.

Im Dezember gab es einen Beutezug in anderer Familienzusammensetzung: Im Kaufhof griff die 20-Jährige mit der Schwester (15) des Angeklagten zu Modeschmuck im Wert von 430,37 Euro. Auch sollte sie „mit einer Unbekannten“ bei Fielmann die Handtasche einer Angestellten aus der Garderobe gestohlen und mit der EC-Karte Geld abgehoben haben. Die Bilder von der Überwachungskamera waren aber zu schlecht für eine eindeutige Identifizierung.

Mit Roller vor Polizeikrad geflohen

Geradezu haarsträubend gestaltete sich die Festnahme der jungen Eltern im Mai diesen Jahres: Eine Pkw-Streife hatte den gesuchten Roller der beiden auf der Stoppenbergstraße aus den Augen verloren. Als sie auf der Emmericher Straße einem Motorradpolizisten begegneten, drehte der 20-Jährige den Gashahn auf und flüchtete mit hohem Tempo bei Rot über die Ampelkreuzung, wobei er andere zur Vollbremsung zwang. Am Ende mehrerer Wende- und Ausweichmanöver brachte der Kradbeamte das Duo schließlich zu Fall. Der 20-Jährige hatte weder eine Fahrerlaubnis, noch war der Roller versichert, was Richter Ollesch erst Recht am Verantwortungsbewusstsein des Angeklagten zweifeln ließ.

(RP)
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