Niko Ridder Internet für alle Bewohner im Josef-Haus

Wesel · Das Dingdener Pflegeheim ist gerüstet für eine neue Generation von Bewohnern, die Laptop und Smartphone nutzen.

 Niko Ridder ist Geschäftsführer des Dingdener St. Josef-Haus, in dem mehr als 100 Senioren leben und 120 Voll- und Teilzeitkräfte beschäftigt sind.

Niko Ridder ist Geschäftsführer des Dingdener St. Josef-Haus, in dem mehr als 100 Senioren leben und 120 Voll- und Teilzeitkräfte beschäftigt sind.

Foto: Koster, Karin (kost)

HAMMINKELN Im Dingdener St. Josef-Haus haben sich gestern Architekten, Vertreter von Pflegeeinrichtungen und interessierte Bürger unter anderem auf Einladung der Energieagentur NRW das Blockheizkraftwerk des Alten- und Pflegeheims angeschaut. Das Kraftwerk hatte der technikaffine Geschäftsführer Niko Ridder vor fünf Jahren einbauen lassen. Ein Gespräch übers Energiesparen, den Einzug von WLAN und Co. in die Einrichtung und ein Ausblick in das Pflegeheim von Morgen.

Was hat Sie 2010 bewogen, ein Blockheizkraftwerk zu installieren?

Ridder Unser Hausmeister und ich sind sehr an Technik interessiert. Wir haben uns beraten lassen und erfahren, wie viel CO2 man durch so ein Blockheizkraftwerk, das etwa so groß ist wie eine Industriewaschmaschine, sparen kann. Es ist ein kleiner Beitrag von uns zum Schutz des Klimas. Und durch die Einspeisung des Stroms, den das auch mit Fördergeldern erworbene Kraftwerk produziert, können wir dafür sorgen, dass die Energiekosten für unsere Bewohner nicht so stark steigen.

Wenn Sie so sehr interessiert sind an Technik: Wie sieht es denn bei Ihnen mit WLAN und Co. aus? Können Bewohner in Ihrem Heim im Internet surfen?

Ridder Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass die Bewohner in allen Zimmern einen eigenen WLAN-Router installieren können und damit schnelles Internet via Glasfaser haben. Aktuell haben wir zwar keine Nachfrage, aber wir hatten mal einen Bewohner, der im Netz gesurft ist.

Die Nachfrage wird sicher steigen, wenn in den nächsten zehn Jahren Menschen ins St. Josef-Haus ziehen, die täglich mit Laptop und Smartphone umgehen.

Ridder Das wird so kommen. Die Freunde und Nachbarn meiner Eltern, die zwischen 70 und 80 sind, sind ganz verrückt nach "Whatsapp" (Chat-Anbieter für Handys, d. Red.). Meine Mutter hat sich jüngst ein Smartphone zugelegt und übt eifrig. Wir haben auch die Möglichkeit, Sky-Bezahl-TV anzubieten. Und eine Bewohnerin skypt mit ihrer Tochter in Hamburg. Das heißt, sie sieht die Tochter auf dem Bildschirm und spricht mit ihr.

Kennen Sie andere Heime, die ähnlich ausgestattet sind?

ridder Nein, aber die neueren Einrichtungen sollten es sicherlich ebenfalls einrichten können, da sie in der Regel auch die technischen Voraussetzungen haben. Bei uns hat es hat sicherlich etwas damit zu tun, dass ich so etwas unterstütze.

Um beim Thema Ausstattung zu bleiben: Wie sind Ihre Zimmer sonst ausgestattet? Gibt es noch Zwei-Bett-Zimmer?

Ridder Nur noch wenige. Wobei ich diese für wertvoll halte. Gerade für demente Bewohner, die sich nicht zu alleine fühlen. Für diese Menschen ist es gut zu spüren, dass jemand da ist.

Ich möchte mit Ihnen gemeinsam einen Blick in die Zukunft, sagen wir mal in das Pflegeheim des Jahres 2040 werfen.

Ridder Wenn es Datenschutzrechtlich möglich sein wird, dann könnte ich mir vorstellen, dass in Zeiten des Ärztemangels Pflegekräfte Bilder von beispielsweise Hautveränderungen machen und diese dem Arzt zusenden. Oder dass es eine Online-Sprechstunde geben wird. Was ich nicht glaube ist, dass der Pflegeroboter kommt.

Den gibt es?

Ridder Ja, meines Wissens in Japan. Ein Roboter, der dem Bewohner zum Beispiel ein Getränk reicht. Ich bin da sehr konservativ und möchte, dass Menschen von Menschen gepflegt werden, die das gerne tun und die ihren Beruf als Berufung empfinden. Vertrauen und Kommunikation sind ein wesentlicher Bestandteil liebevoller Pflege.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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