Schermbeck Tote Hosen und AfD?

Wesel · In der beschaulichen Gemeinde Schermbeck werden sich heute einige Anhänger der AfD und eine größere Gruppe von Demonstranten gegenüberstehen.

 Campino und die Band Tote Hosen: Passt irgendwie nicht zu einem AfD-Politiker.

Campino und die Band Tote Hosen: Passt irgendwie nicht zu einem AfD-Politiker.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Nervosität in der CDU auch am Niederrhein angesichts der steigenden Umfragewerte für die AfD wird größer. Auf 18 Prozent kommt die AfD derzeit in den Umfragen, wäre damit zweitstärkste Kraft im Bund. Längst stellt sich deshalb auch das CDU-Personal am Niederrhein die Frage, wie umzugehen sei mit dieser Partei, von der sich einige Mitglieder nicht scheuen, Seit an Seit mit Rechtsextremen zu laufen. Die Christdemokraten sind gespalten. In dieser Woche berichtete uns ein Parteimitglied, dass eine CDU-Frau ausgetreten sei, weil sie „Neger“ in Friedrichsfeld gesehen habe, die – Achtung – sogar noch Handys in der Hand trugen. Man will sagen: Es gibt Parteien, in denen die Frau besser aufgehoben wäre.

In der beschaulichen Gemeinde Schermbeck werden sich heute einige Anhänger der AfD und eine größere Gruppe von Demonstranten gegenüberstehen. Die AfD hatte einen Stand in der Gemeinde angekündigt, die CDU macht jetzt auch einen. Deshalb hatte sich AfD-Kreischef Renatus Rieger beschwert. Dass die CDU nun auch einen Stand anbiete, sei nur durch eine Indiskretion im Rathaus möglich geworden. Selbst, wenn es so gewesen wäre: Als ob die AfD einen Alleinanspruch auf das Verteilen von Kugelschreibern hätte. Perfider noch wird es, wenn Rieger „Polizeischutz“ für die AfD fordert. Rieger verwies gestern auch darauf, dass mit Bundestagsmitglied Uwe Kamann und Guido Reil, ehemaliger Sozialdemokrat und Mitglied des Bundesvorstands der AfD, auch zwei Prominente vor Ort sein werden.

Die AfD ist noch immer schwer zu durchschauen, und je mehr man ins Lokale blickt, desto weniger versteht man die Protagonisten. Staunen kann man etwa, wenn man die Facebookseite des Schermbecker AfD-Mannes Dirk Neumann besucht. Wir haben das gestern gemacht, weil wir als Journalisten verstehen wollten, was die AfD-Politiker umtreibt. Dort macht Neumann öffentlich, großer Fan der Toten Hosen zu sein, eine Band, die erklärtermaßen gegen Ausländerfeindlichkeit eintritt. Wir haben bei Neumann auch angefragt, aber bisher keine Antwort erhalten. Sein Vorsitzender, AfD-Sprecher Andre Rautenberg, beteuerte unterdessen im Gespräch mit unserer Redaktion, „kein Nazi“ zu sein. Dabei ist der Begriff „Nazi“ längst keine passende Terminologie mehr. Vielleicht ist mancher in der AfD kein Fremdenfeind. Zur Wahrheit gehört aber: Diese Partei schürt die Angst vor dem Fremden. Ob das verfängt, muss jeder für sich selbst beantworten. Meine Antwort: Ich habe keine Angst. Über manche Fremde freue, über andere ärgere ich mich. Im Grunde ist es genauso wie bei Deutschen.

(sep)
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