Hamminkeln Illegale Entwässerung bedroht Feuchtbiotop

Hamminkeln · Frevel im Naturschutzgebiet: Wo seit Jahrzehnten kein Graben war, zieht eine frische Rinne einer für Wiesenvögel wichtigen Fläche Wasser aus dem Boden. Behörden sollen Verursacher zum Füllen drängen.

 Hamminkelns Nabu-Chef Matthias Bussen (l.) und Hans Glader von der Biologischen Station ärgern sich über den illegalen Graben am Leopoldskamp.

Hamminkelns Nabu-Chef Matthias Bussen (l.) und Hans Glader von der Biologischen Station ärgern sich über den illegalen Graben am Leopoldskamp.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Matthias Bussen traute seinen Augen nicht. Schließlich kennt er die Dingdener Heide wie seine Westentasche. Was ihn ärgert, ist ein frisch ausgehobener Entwässerungsgraben am Leopoldskamp. Seit 20 Jahren war da keiner, sagt Bussen und sieht die Buddelei als Frevel im Naturschutzgebiet an. Der Hamminkelner Nabu-Chef machte mit Hans Glader von der Biologischen Station Kreis Wesel gestern an Ort und Stelle auf den gut 200 Meter langen Aushub aufmerksam. Glader griff in seinen Erinnerungen noch weiter zurück und meint, dass seit wenigstens 30 Jahren kein Graben mehr an der Stelle zu sehen war.

 Der Graben hat im Naturschutzgebiet auch einer angrenzenden Feuchtwiese der Stiftung Büngersche/Dingdener Heide das wichtige Wasser entzogen. Eine Hecke wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Der Graben hat im Naturschutzgebiet auch einer angrenzenden Feuchtwiese der Stiftung Büngersche/Dingdener Heide das wichtige Wasser entzogen. Eine Hecke wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Die Spuren der Arbeit eines Dingdener Landwirts sind zweifelsohne frisch. Dennoch zeigt die Rinne bereits Wirkung. Bussen und Glader beklagen nicht nur den blanken Eingriff, der eine illegale Änderung des Status quo im Schutzgebiet darstelle. Sie sehen akut negative Folgen für eine benachbarte Fläche, die der Stiftung Büngersche/Dingdener Heide ist. Diese Feuchtwiese sei bereits trockener, als zum jetzigen Zeitpunkt gut für sie sei.

Wie Hans Glader erklärte, ist sie besonders wichtig für den Kiebitz sowie durchziehende Wiesenvögel. Diese seien ohnehin auch überregional in einer dramatischen Situation, weil Überdüngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln dazu führen, dass ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen werde. Da seien laut Glader viele Faktoren im Spiel. Ergebnis sei, dass immer weniger Insekten für die Vögel zur Verfügung stünden. Auch auf der Bislicher Insel habe diese Biomasse in den vergangenen zehn Jahren um 50 bis 80 Prozent abgenommen.

In so einem großen Zusammenhang spielt der Fall Dingdener Heide zwar nur eine kleine Rolle, doch trägt er eben mit zur Verschärfung bei. Deshalb drängen die Naturschützer darauf, dass der Graben schnellstmöglich wieder gefüllt wird, um weiteren Wasserentzug zu stoppen. Sie haben sich in der Sache bereits an die Untere Landschaftsbehörde beim Kreis Wesel und an den Wasserverband Untere Issel Nord gewandt und hoffen, dass die Behörden mit einer Verordnung reagieren. "Der Graben muss jetzt schnell zugemacht werden, sonst sind die Wiesen in kürzester Zeit komplett trocken", sagte Bussen, der auch Vorsitzender der Stiftung Büngersche/Dingdener Heide ist.

Glader sagte, dass man mit dem Verursacher in Kontakt stehe, aber man ja keine Befugnis habe, ihn anzuweisen. "Wir wollen mit den Eigentümern ja vernünftig umgehen. Und ich glaube, das gelingt auch ganz gut", sagte Glader. "Es wäre besser gewesen, wenn der Landwirt uns vorher gefragt hätte."

Der Graben liegt übrigens in Sichtweite zum Storchennest. Der dorthin zurückgekehrte Adebar hat vor zwei Tagen weibliche Gesellschaft bekommen. Aber nicht von seiner früheren Gefährtin. Bussen und Glader sind gespannt, ob die frühere Störchin auch kommt und sich mit der Nebenbuhlerin zankt.

(RP)
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