Im Gespräch mit Dieter Wigger "Ich verabscheue Laberründchen"

Wesel · Der Dingdener lenkt seit dem 1. April als Nachfolger von Dieter Genterzewsky die CDU-Ratsfraktion in Hamminkeln.

 Der gerade 49 Jahre alt gewordene Dingdener Dieter Wigger ist verheiratet, hat zwei Kinder (fünf und zwei Jahre), lebt im Dorf, in dem er geboren wurde und aufwuchs. Politisch ist er zurzeit Vorsitzender des Planungsausschusses.

Der gerade 49 Jahre alt gewordene Dingdener Dieter Wigger ist verheiratet, hat zwei Kinder (fünf und zwei Jahre), lebt im Dorf, in dem er geboren wurde und aufwuchs. Politisch ist er zurzeit Vorsitzender des Planungsausschusses.

Foto: nb

Sie sind neuer Mann an der Spitze der CDU-Fraktion. Ihre Führung in den politischen Gremien wirkt sehr stringent.

Wigger Hoppla-Hopp-Abläufe mag ich nicht, ich finde, Themen müssen gründlich vorberaten werden. Die Vorbereitung in der Fraktion war früher nicht immer so sehr vorhanden. Seit 2015 ist Bernd Romanski Bürgermeister, er hat eine ähnliche Arbeitsweise wie ich. Das erleichtert die Zusammenarbeit. Ich führe zielorientiert, ich verabscheue allgemeine Laberründchen. Ich liebe Sitzungen mit 30 Tagesordnungspunkten, da wird konzentrierter gearbeitet, als wenn nur zwei Themen anstehen.

Wie beschreiben Sie Ihren Stil?

Wigger Laut werde ich nie, das ist Zeichen von Schwäche. Ich versuche, überzeugend zu argumentieren. Gelingt es nicht, den Knoten durchzuschlagen, muss man neu miteinanderreden. Meine Erfahrung ist: In der Fraktion und im Rat folgen die Leute, wenn klar argumentiert wird. Natürlich kann ich auch koffern, das macht mir sogar Spaß, etwas pointiert auf den Punkt zu bringen. Man muss ja auch verstanden werden. Das heißt nicht, dass ich aus der Haut fahre. Man darf nicht verletzen, muss sich hinterher immer in die Augen schauen können. Selbstbewusst, zielorientiert mit Spaß am geschliffenen Wort - so würde ich meinen Stil umschreiben. Da kommt der Jurist hervor, ich muss ja auch Richter und Staatsanwälte überzeugen.

Wie wollen Sie die Schlagkraft der größten Fraktion erhöhen, sie wirkt ja nicht stark - im Verhältnis zum Bürgermeister gesehen.

Wigger Unsere Schlagkraft ist ausbaufähig, formuliere ich. Bernd Romanski ist ein Typ, bei dem man sich Respekt erarbeiten muss. Ich behaupte, wir beide respektieren uns. Wir haben ähnliche Herangehensweisen, konzentriert, knapp, zielorientiert. Das sieht man übrigens auch an unseren Schreibtischen, viel weggearbeitet, aufgeräumt. Das deutet auf innere Ordnung hin. Ich dränge nur nicht so nach vorne wie Bernd Romanski, der prescht ja gerne vor. Aber die Zusammenarbeit ist effektiv, zum Beispiel im Planungsausschuss. Da kommt was raus. Politisch sehe ich die Fraktion auch als Gegengewicht und als Kontrolleur des Bürgermeisters. Bei guten Ideen müssen wir überzeugt sein, dann ziehen wir gerne mit. Wir wollen Ergebnisse, alles andere würden die Wähler nicht verstehen.

Wie will CDU die künftig mehr gestalten?

Wigger Wir wollen Sachverhalte, die die Verwaltung vorbringt, intensiv besprechen, sie würdigen und gegebenenfalls Alternativen einbringen. So, wie es beim Haushaltsplan geschehen ist, etwa beim Stellenplan für den technischen Bereich mit 3,5 Stellen mehr. Die Leitlinie ist: Wir handeln für die Bürger, unsere Ratsentscheidungen wirken auf 27.000 Hamminkelner.

Gibt es eine Neuorganisation in der Fraktion, um mehr Profil zu gewinnen?

Wigger Personell ändert sich nichts, die Verantwortung bleibt auf mehrere Schultern verteilt. Ich muss nicht alles machen, ich muss alles wissen. Ich bin ein Mannschaftsspieler und weiß, wir haben gute Spezialisten für die Themenbereiche. Zum Beispiel mit Hanna Komnick und Dieter Genterzewsky für Schulthemen. Bei Gebühren und Abgaben ist Johannes Bauhaus top. Finanzen kann Matthias Holtkamp als Banker.

Beschäftigen wir uns mit Einzelthemen. Zum Beispiel den Schulen.

Wigger Bei der Grundschule Mehrhoog bleibt die CDU beim zweizügigen Neubau an der Halderner Straße. Es wurde alles untersucht, auch die Ökologie. Ein Neubau ist günstiger, als im Altbau Stückwerk zu machen. Weiterhin gilt: An Schulen sparen wir nicht. Die Gesamtschule ist ein schwieriges Thema. Sie ist ausgerichtet als MINT-Schule, Bildung soll fit für den Beruf machen. Da braucht Schule eine klare Linie, es drängt sich noch nicht auf, wo diese bei der Gesamtschule ist.

Die Wirtschaft gilt als Kernthema der CDU.

Wigger Das ist sie in der Tat. Wir wollen neue Gewerbeflächen, aber die Rahmenbedingungen des Landes machen die Lage schwierig. Ein Traum wäre es, Flächen auf der anderen Seite der Autobahn 3 an der Auffahrt Hamminkeln entwickeln zu können. Irgendwann wollen wir auch an die Steuersätze für Grund und Gewerbe rangehen. In der Not haben wir die Steuern drastisch erhöht. Der Haushalt ist immer noch auf Kante genäht. Erlaubt es die Finanzlage, werden Grund- und Gewerbesteuer sinken. Aber mit Widerständen muss man rechnen. Für uns Politiker ist es immer verlockend, eine einmal existente Steuer beizubehalten und die Einnahmen zu sichern.

Thema Verkehr. Ärger gibt es mal wieder um Motorradlärm in Brünen.

Wigger Kämmerer Robert Graaf argumentiert richtig, eine Straßensperrung für Motorräder ist nicht möglich. Das Roadhouse in Hamminkeln ist ein großer Anziehungspunkt, den wollen wir auch haben. Ich weiß, Motorräder können auch nervtötend sein, die knattern auch bei mir vorbei. Über mehr Tempokontrollen sollte nachgedacht werden. Wenn sich die Rechtslage ändert, beraten wir neu über einen städtischen Radarwagen. Gut ist, dass ein Gutachten für die Brüner Ortsumgehung kommt. Dann haben wir Klarheit. Ich erwarte, dass der Verkehr zunimmt, wenn man neue Straßen anbietet. Ich bin kein Weseler, ich bin Hamminkelner, und um unsere Belange geht es. Ich halte einen Autobahnanschluss an der B 70 für sinnvoll, aber wir müssen die Brüner auch schützen.

Sagen Sie etwas zum Thema Ortsteile und ihre Identität.

Wigger Ganz wichtig für die CDU, jeder Ortsteil hat seine Identität, und die soll gewahrt bleiben. Das Bürgerbegehren zur Reduktion auf 28 Ratssitze hätte durch neue Wahlkreise diese Identität verwässert. 36.000 Euro Ersparnis dadurch sind 0,05 Prozent des Etats. Für ein Linsengericht würden wir einige Dörfer abbinden vom politischen Willensprozess. Fazit: Auch wenn sich die Rechtslage bezüglich eines Begehrens ändert, wird die CDU Linie halten. Kommt Pro Mittelstand mit einer neuen Forderung, sind wir auch wieder da.

Werden Sie CDU-Bürgermeister-Kandidat 2020?

Wigger Ich werde es nicht. Ich fühle mich politisch, beruflich und familiär wohl. Wer unser Kandidat sein wird, werden die politischen Gremien entscheiden. Wir werden ein geeignetes Personalkonzept anbieten.

THOMAS HESSE FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT DIETER WIGGER.

(RP)
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