Kommentar: Unsere Woche Hospital-Kapelle geht ans Herz

Wesel · Sensibilität ist nicht jedermanns Sache. Krisenmanagement auch nicht. Dabei ist sensibles Krisenmanagement angesagt, um den guten Ruf des Marien-Hospitals nicht zu verspielen. Die Verlegung der Kapelle, aus Sicht der Macher bei großen, weiterhin nicht näher erläuterten Umbauplänen, wohl nur eine Nebensächlichkeit, geht den Menschen ans Herz. Das belegen nicht nur die Leserbriefe, die tagtäglich in der Redaktion eingehen. Schon seit Wochen geht der Fall von Mund zu Mund. Ausschließlich mit dem Beigeschmack, dass da der Kommerz über den Glauben gestellt wird. Betten statt beten. Dagegen hilft nur Transparenz und die Erläuterung der Pläne mit Begründung, warum der von der Kapelle noch belegte Raum besser anders genutzt werden sollte. Dass die Weseler bei dem Thema besonders sensibel reagieren, zeigen die Hinweise auf die Sanierung vor 18 Jahren. Denn da sind auch zweckgebundene Spendengelder verwendet worden. Noch lebende Spender oder deren Angehörige finden es bestimmt nicht gut, wenn Angeschafftes nun verschwindet oder in einen deutlich kleineren Raum mit Randlage wandert. Überdies ist es in Wesel ein offenes Geheimnis, dass die Stimmung im Marien-Hospital selbst nicht die beste ist. Die Holding pro homine (lat. "für den Menschen") will sich an ihrem Namen messen lassen. Dem Menschen "wenden wir uns in einer christlichen Grundhaltung zu", heißt es im Leitbild. Und da steht auch: "Dabei gehen wir verantwortungsbewusst mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen um und orientieren uns an den ökonomischen und ökologischen Erfordernissen der Zeit." Klingt gut, lässt aber Spielraum für ein Geschäftsmodell, das wirtschaftliche Stärke, auch unter Fusionsaspekten, über alles stellt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort