Wesel Hospital eröffnet neue Intensivstation

Wesel · Gut 25 Millionen Euro investiert das Marien-Hospital Wesel (MHW) derzeit in einen Eingriff am eigenen Herzen. Der Großumbau in den Alttrakten der City-Klinik ist eines der größten Projekte seit Jahren.

 Lichttechnik überm Bett simuliert Tag/Nacht-Wechsel und schützt vor psychischen Störungen.

Lichttechnik überm Bett simuliert Tag/Nacht-Wechsel und schützt vor psychischen Störungen.

Foto: Philips GmbH Market DACH

Wer das (alte) MHW etwas kennt und nun an der Pforte scharf rechts abbiegt, der wird die Unterschiede schnell erkennen. Neue Aufzüge tragen Besucher zur Intensivstation ins dritte Obergeschoss des modernisierten und erweiterten Nordflügels. Insgesamt wird diese Einheit von vier Liften angesteuert. Bettentransport hat Vorfahrt. Die erkennt der Aufzug per Sensor. Technische Hilfen dieser Art gibt es in Hülle und Fülle. So geben Dutzende von Desinfektionsmittelspendern Alarm, wenn der Tank zur Neige geht. Hebevorrichtungen für schwergewichtige Patienten erleichtern die Arbeit des Pflegepersonals. Die Überwachungstechnik weckt im Ernstfall nicht mehr gleich die ganze Station auf, wenn der Kreislauf eines Patienten absackt.

Überhaupt kommt erholsamem Schlaf eine große Bedeutung zu. An einem Vorführmodell der Firma Philips kann bereits demonstriert werden, was künftig in unterschiedlichen Größenordnungen zum Einsatz kommt: innovative Lichttechnik gegen Delir. Wie unsere Redaktion bereits berichtete, werden besonders ältere Patienten nicht mehr in permanentem Einheitslicht auf der Intensivstation liegen. Eine Automatik sorgt für einen natürlichen Wechsel von Tag- und Nachtlicht, mit Wolken und farblich abgestimmten Dämmerungsphasen. Das soll den Schlaf-Wach-Rhythmus unterstützen und Senioren vor Verwirrtheitszuständen (Delir) schützen, die eine zweifach höhere Sterblichkeit zur Folge haben.

 Lifter für schwergewichtige Patienten erleichtern dem Pflegepersonal die Arbeit.

Lifter für schwergewichtige Patienten erleichtern dem Pflegepersonal die Arbeit.

Foto: Fritz Schubert

Erste wissenschaftliche Untersuchengen dazu haben an der Charité begonnen. Neben dem renommierten Berliner Klinikum nimmt jetzt das MHW eine Pionierstellung in Europa ein. Beide Häuser wirken an Studien mit.

Das allein machte die Verantwortlichen gestern schon sichtbar stolz. Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock, Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher vom Ärztlichen Direktorium, Chefarzt Dr. Marc Achilles (Anästhesiologie und Intensivmedizin) sowie Pflegemanager Wolfgang Stratenschulte berichteten aber noch von weiteren Neuerungen.

Der Nordflügel wird unter anderem mehr Komfort für Patienten und Mitarbeiter bieten. Die Intensivstation hat 14 Betten, die um vier erweitert werden können. Das Personal - zurzeit 32 Leute auf 24 Stellen - wird um sechs Stellen aufgestockt. Es gibt Einzelzimmer mit Schleusen sowie besondere Klimatechnik für höhere Hygiene. Und es gibt für Lungenkranke die Möglichkeit, Kohlendioxid per Dialyse aus dem Blut zu ziehen. Besucher erwartet morgen ein volles Programm. Zum Start um 10 Uhr sprechen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Dr. Morlock und Dr, Achilles. Pfarrer Stefan Sühling segnet die Station. Es gibt einen Parcours durch eigens vorbereitete Schauräume sowie Kurzvorträge zu Reanimation, künstlichem Koma und Rückkehr ins Leben. Denn Intensiv- heißt nicht Endstation.

(RP)
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