Holocaust-Gedenken in Hamminkeln Schüler im Gespräch mit einem Zeitzeugen

Hamminkeln · Zum Holocaust-Gedenktag wurde an der Gesamtschule ein Interview zu einem Überlebenden nach Israel geschaltet. Die Schülerinnen und Schüler konnten im Vorlauf Fragen stellen. Eine berührende Begegnung.

Aharon Barak war an Gesamtschule Hamminkeln per Video zugeschaltet.

Aharon Barak war an Gesamtschule Hamminkeln per Video zugeschaltet.

Foto: Gesamtschule Hamminkeln

(thh) Oberstufenschüler der Gesamtschule Hamminkeln haben jetzt an einem Onlineinterview mit Aharon Barak aus Israel teilgenommen. Anlass war der Holocaust-Gedenktags. Aharon Barak überlebte mit seiner Familie den Holocaust in Litauen und wanderte nach Israel aus. „Die Gelegenheit zur Teilnahme am Onlineinterview ergab sich durch unsere Schul-Partnerschaft mit der International School for Holocaust Studies Yad Vashem, die vorab Fragen der teilnehmenden Schüler sammelte und dann das Interview mit Professor Barak per Videostream live zugänglich machte“, berichtet Schulleiterin Anette Schmücker.

So kam es, dass sich die Geschichtskurse der EF und Q1 vor ihren iPads versammelten, um eine besondere Unterrichtsstunde zu erleben. Aharon Barak, Jahrgang 1936, ist Jurist und war Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem und von 1995 bis 2006 Präsident des Obersten Gerichts in Israel. Als der Zweite Weltkrieg begann, war er gerade einmal drei Jahre alt und lebte mit seinen Eltern in der litauischen Stadt Kaunas. Auch in Litauen fiel die deutsche Wehrmacht ein und errichtete für die jüdischstämmige Bevölkerung Ghettos. Barak mit seiner Familie mussten dort hinziehen. Seinem Vater gelang es, Kontakt zu einer nichtjüdischen Familie im Land aufzunehmen, die bereit war, Aharon Barak und seine Mutter aufzunehmen. Es gelang ihnen die Flucht, versteckt in einem Sack auf einem Transporter, und auch sein Vater überlebte den Holocaust.

Im Vorfeld hatten die Schüler Fragen gesammelt, die Julian Tsapir (Yad Vashem) dem Zeitzeugen vor laufender Kamera stellte. Aharon Barak berichtete, wie eng das Verhältnis zu seinen Eltern gewesen sei, auch vor den schrecklichen Ereignissen. Seine Kindheit im Ghetto glich einem Gefängnis. „Besonders betroffen machten vor allem seine Beschreibungen über die im Ghetto lebenden Juden, denn bei ihnen, so berichtete Barak, kam es ihm so vor, als wären die meiste von ihnen bereits tot“, berichtet Annete Schmücker.

Dann die Flucht, die Schilderungen darüber waren besonders beeindruckend – und die Angst war ständiger Begleiter. Er berichtete schmerzvoll, dass seine Mutter und er seinen Vater hätten zurücklassen müssen, da für ihn die Flucht zu gefährlich gewesen wäre und er im Ghetto hätte weiterarbeiten müssen.

Auch erzählte er von den Sorgen um seine Mutter, da er nicht wusste, ob sie die Flucht überleben würde, denn sie mussten sich einzeln in Uniformsäcken verstecken. Noch heute hätte er, so Aharon Barak, Kontakt zu den Nachfahrern der Familie, die ihn und seine Mutter versteckt hatten. „Ich verdanke Ihnen mein Leben“, erklärte er. Zuletzt erzählte Barak noch von seinem Leben nach dem Krieg. Am Ende gab er allen Teilnehmenden noch eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Geschichte ist sehr wichtig, und wir sollten nicht die gleichen Fehler noch einmal machen.“

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